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Blick auf eine beleuchtete Shell-Tankstelle bei Nacht
Quelle: Unsplash
Auf das Rekordhoch an der Tankstelle folgte der leichte Abfall bei den Spritpreisen. Doch wie geht es nun weiter?

Einflussfaktoren: Benzinpreisentwicklung seit den 50ern

Von Spritpreisen wie in den 50er-Jahren können wir heute nur träumen. Knapp 34 Pfennig pro Liter Diesel und circa 63 Pfennig pro Liter Superbenzin waren im Durchschnitt an der Tankstelle 1950 fällig. Auch wenn es in der Folge immer wieder zu Preisschwankungen kam, stieg der Spritpreis langfristig an. Neben der Ölproduktion und der Nachfrage auf dem Weltmarkt war die Benzinpreisentwicklung immer eng mit Krisen und politischen Ereignissen verknüpft. So kam es infolge der ersten Ölkrise 1973, als die Organisation der erdölexportierenden Länder (OPEC) 1973 die Fördermenge an Rohöl verringerte, mit rund 71 Pfennig für den Liter Diesel und 77 Pfennig für den Liter Super zu einer ersten deutlichen Preissteigerung.

In der Folge stiegen bis 1975 die Preise für Superbenzin auf 90 Pfennig pro Liter an. Während der zweiten Ölkrise 1979 knackten die Preise schließlich die 1-DM-Grenze. Politischer Auslöser war die sogenannte Islamische Revolution im Iran, die zum ersten Golfkrieg führte. Mit durchschnittlich 1,43 DM für den Superliter erreichte die Benzinpreisentwicklung 1981 einen weiteren Höhepunkt. Darauf folgten Benzinpreisschwankungen und immer wieder erneute Preisanstiege. Auslöser waren vor allem der Anschlag auf das New Yorker World Trade Center am 11. September 2001, die weltweite Finanzkrise 2009 und die Kündigung des Atomabkommens mit dem Iran durch US-Präsident Donald Trump im Jahr 2018.

Benzinpreisentwicklung für 1 Liter Superbenzin in Deutschland:

MonateDurchschnittliche Benzinpreise
März 20211,51 Euro
April 20211,52 Euro
Mai 20211,54 Euro
Juni 20211,56 Euro
Juli 20211,60 Euro
August 20211,62 Euro
September 20211,63 Euro
Oktober 20211,71 Euro
November 20211,76 Euro
Dezember 20211,67 Euro
Januar 20221,72 Euro
Februar 20221,79 Euro
März 20222,07 Euro

Aktuelle Benzinpreisentwicklungen

Zu Beginn des Ukrainekriegs erreichten die Spritpreise Anfang März 2022 in Deutschland ein Rekordhoch: Erstmalig waren pro Liter Superbenzin weit über 2 Euro an der Tankstelle fällig und teils bis zu 40 Cent mehr als noch im Januar 2022. Wer mit dem Auto unterwegs war, musste besonders tief in die eigene Tasche greifen. Auch das im April leicht gesunkene Preisniveau unter die 2-Euro-Marke ist im Vergleich zu früheren Spritpreisen hoch und stellt für viele Autofahrer und Gewerbetreibende eine Belastungsprobe dar. Mit einem zeitlich befristeten Entlastungspaket will die Politik den Spritpreis nun senken. Eine reduzierte Energiesteuer soll dafür sorgen, dass Superbenzin und Diesel günstiger werden.

Nahaufnahme einer Kraftstoffanzeige im Cockpit eines Pkw
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Tankrabatt: Entlastungspaket mit Spritpreisbremse

Um Verbraucher angesichts der gestiegenen Energiepreise zu entlasten, hat die Regierungskoalition am 23. März 2022 ein Entlastungspaket beschlossen. Eine der darin enthaltenen Maßnahmen ist die Senkung der Energiesteuer für Kraftstoffe. Konkret bedeutet das: Für einen Zeitraum von drei Monaten sollen die Preise für einen Liter Superbenzin um 30 Cent und für einen Liter Diesel um 14 Cent sinken. Nach bisherigen Planungen tritt die Maßnahme zum 1. Juni 2022 in Kraft und dauert bis zum 31. August 2022 an. Die Energiehilfen sind jedoch umstritten. Kritiker kreiden an, dass die Hilfen nicht zwangsläufig denen zugutekommen, die sie am nötigsten brauchen.

Benzinpreisprognose: Wird Sprit langfristig teurer?

Auf vergleichsweise günstige Preise wie in den 80er-Jahren müssen wir wohl vergeblich hoffen. Denn auch wenn die kurzfristige Senkung der Energiesteuer für eine Entlastung sorgt, wird sie die Benzinpreisentwicklung langfristig nicht beeinflussen. Um einen realistischen Blick in die Zukunft zu werfen, muss man sich mehrere Faktoren anschauen: Zum einen hat neben dem aktuellen Ölpreis auch der Dollarkurs großen Einfluss auf die Entwicklung der Spritpreise. Das liegt daran, dass Rohöl auf dem internationalen Markt stets in Dollar gehandelt wird. Zum anderen sind die Preise immer auch an die Höhe von Abgaben und Steuern gebunden.

Seit Januar 2021 werden im Rahmen der CO2-Steuer fossile Brennstoffe wie Benzin oder Diesel höher besteuert. Pro Jahr ist ein Preisanstieg pro Tonne Kohlendioxid vorgesehen. Im Vergleich zu 2022 soll sich der Preis bis 2025 fast verdoppeln. In den kommenden Jahren muss man daher mit deutlich höheren Spritpreisen rechnen. Die CO2-Steuer ist eine politische Maßnahme. Sie soll Anreize für den Umstieg auf sparsame Fahrzeuge und umweltfreundliche Alternativen wie E-Autos liefern und langfristig den CO2-Ausstoß verringern. Sprit wird demnach voraussichtlich in den kommenden Jahren immer teurer werden.

Was kostet ein Liter Benzin ohne Steuern?

Wer in Deutschland tankt, muss für den Kraftstoff gleich mehrere Steuern entrichten. Neben der Energiesteuer (ehemals Mineralölsteuer), der CO2-Abgabe und der Erdölbevorratungsabgabe fällt außerdem eine Mehrwertsteuer-Abgabe in Höhe von 19 Prozent für Benzin und Diesel an. Das ist einer der Gründe, warum die Benzinpreise an deutschen Tankstellen so hoch sind. Fest steht: Ohne Steuern und Abgaben wäre der Spritpreis weitaus niedriger. Die folgenden Beispiele verdeutlichen die Preisunterschiede:

Bei einem Dieselpreis von 2,32 Euro pro Liter betragen die Produktkosten ohne Steuern und Abgaben 1,43 Euro. Rund 39 Prozent des Gesamtpreises, konkret 89 Cent, gehen bei diesem Literpreis direkt an den Staat.

Mit rund 46 Prozent fallen die Abgaben für einen Liter Superbenzin für 2,20 Euro sogar noch höher aus. Um fast die Hälfte des Preises wäre der Spritpreis ohne Steuern und Abgaben günstiger. Dieser würde 1,19 Euro betragen.

Aktuelle Steuern und Abgaben auf Diesel und Benzin

Steuern/AbgabenBenzinDiesel
Energiesteuer65,45 Cent47,04 Cent
CO2-Abgabe8,4 Cent9,5 Cent
Erdölbevorratungssteuer0,27 Cent0,3 Cent
Mehrwertsteuer19 Prozent19 Prozent

Benzinpreisentwicklung: sinkende Spritpreise im EU-Ausland

Nicht nur in Deutschland sind die Benzinpreise aufgrund des Ukrainekriegs stark angestiegen. Auch unsere europäischen Nachbarn müssen sich mit gestiegenen Kraftstoffpreisen arrangieren. Ebenso sind die EU-Staaten an die Vereinbarungen zur Senkung des CO2-Ausstoßes gebunden. Um Autofahrer in der aktuellen Situation zu entlasten, haben viele von ihnen bereits eigene Maßnahmen umgesetzt. Neben Tankrabatten und Steuererleichterungen sorgen Spritpreisbremsen für moderate Preisniveaus. Je nach EU-Land fallen die Spritpreise jedoch unterschiedlich hoch im Vergleich zu den deutschen Tankstellenpreisen aus.

  • Frankreich: Im Nachbarland Frankreich profitieren Autofahrer seit 01. April bis Ende Juli 2022 vom sogenannten Tankrabatt. Dieser beträgt 15 Cent pro Liter Kraftstoff und wird direkt an der Kasse abgezogen.
  • Polen: In Polen wurde bereits im Februar 2022 die Mehrwertsteuer für Kraftstoff von 23 auf 8 Prozent gesenkt. In realen Zahlen ausgedrückt, sind die Preise für einen Liter Diesel oder Benzin um circa 15 Cent gesunken. Die Preise an polnischen Tankstellen liegen mit rund 1,40 Euro somit um circa 60 Cent unter dem bundesdeutschen Niveau.
  • Belgien, Niederlande: Durch die Senkung der Verbrauchsteuer für Diesel und Benzin in Belgien und den Niederlanden fallen auch dort die Spritpreise günstiger aus. Einsparungen im zweistelligen Eurobereich sind bei einer Tankfüllung möglich.
  • Schweden: Auch das für seine hohen Steuern bekannte Schweden hat eine Senkung der Kraftstoffsteuer geplant. Sie tritt ab 1. Juni in Kraft und bringt eine Ersparnis in Höhe von 12 Cent pro Liter Kraftstoff. Damit ist der Kraftstoff in Schweden, der aktuell 2,43 Euro beträgt, jedoch immer noch weitaus teurer als in anderen EU-Staaten.
  • Ungarn: Besonders günstig kann man hingegen in Ungarn tanken. Die im November 2021 eingeführte Preisbremse für Kraftstoffe sorgt für dauerhaft niedrige Spritpreise um die 1,30 Euro.
Nahaufnahme von vier eingehakten Tankstutzen an einer Zapfsäule
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Günstig tanken unabhängig von Preisschwankungen und Steuern

Unabhängig von politischen Entwicklungen unterliegen Benzinpreise tagesaktuellen Schwankungen. Wer beispielsweise am Dienstag tankt, kann im Vergleich zum Wochenende günstiger tanken. Mittwochs wird es sogar noch günstiger. Laut Statistik sind die Benzinpreise Mitte der Woche am niedrigsten. Wenn Du abends statt morgens tankst, kannst Du zusätzlich sparen. Während die Preise in den Morgenstunden ansteigen, sind sie in der Zeit von 19 bis 22 Uhr oftmals niedrig. Neben einem guten Zeitpunkt kannst Du außerdem mit Preisvergleichen beim Tanken sparen. Auf dem Markt gibt es eine Reihe von Tank-Apps, die Dich zur jeweils günstigsten Zapfsäule in der Nähe lotsen.

Eine weitere Möglichkeit, der Benzinpreisentwicklung zu begegnen, fängt bereits bei der Auswahl des Fahrzeugs an. Mit einem sparsamen Benziner oder einem besonders effizienten Diesel kannst Du die Spritkosten auf einem moderaten Niveau halten. Ob ein Diesel oder Benziner günstiger ausfällt, kann sich je nach Modell allerdings stark voneinander unterscheiden. Grundsätzlich ist es allerdings ratsam, immer die gesamten Unterhaltskosten fürs Auto zu berücksichtigen. Langfristig kann es sich außerdem lohnen, auf ein Elektroauto oder auf ein Hybridmodell umzusteigen.

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