Die allgemeine Nachfrage der Kunden nach SUV-Allroundern war zu groß geworden, um diesen Trend weiterhin nicht zu bedienen. Der britische Traditionshersteller trat zwar spät in dieses Segment ein, dafür war der Erfolg umso größer. 2017, also bereits im zweiten Modelljahr, verkaufte Jaguar in Deutschland mehr als 3.700 F-Pace. Gleichzeitig erschloss sich die Marke mit dem F-Pace neue Käuferschichten. Die Kunden des SUV sind im Durchschnitt jünger als die etablierte Jaguar-Klientel und auch der Anteil weiblicher Käufer ist deutlich höher.
An Konkurrenz mangelt es dem Jaguar F-Pace ganz sicher nicht. Nahezu jede Automarke hat mindestens ein SUV im Angebot, meistens sogar zwei bis drei Modelle in unterschiedlichen Größen. Jaguar ist erst seit 2016 in diesem Segment vertreten. Zu diesem Zeitpunkt waren Konkurrenzmodelle wie der Lexus NX, Porsche Macan, Audi Q5, Mercedes GLC oder der BMW X3 schon lange etabliert, teilweise bereits in zweiter oder dritter Generation. Der späte Markteintritt hat dem Jaguar F-Pace dennoch nicht geschadet – im Gegenteil. Optisch und technisch wirkt das noble SUV, das tatsächlich auf der britischen Insel hergestellt wird, ausgereifter als viele Mitbewerber. Die nach hinten leicht abfallende Dachpartie, die stimmige Linienführung, harmonische Proportionen sowie die dem sportlichen Konzernbruder F-Type entlehnten Designelemente, zum Beispiel die Heckleuchten, machen den F-Pace zu einem ansehnlichen Vertreter der Gattung SUV.
Entspannte Souveränität statt Sprint
Technisch basiert der F-Pace auf der modularen Aluminiumplattform der Konzernlimousinen XE und XF. Die Alu-Bauweise der Karosserie spart dem Modell einige Kilogramm, was sich im Alltag unter anderem in einem relativ moderaten Kraftstoffverbrauch niederschlägt. Der 2,0-Liter-Dieselmotor mit 180 PS begnügte sich im Test mit durchschnittlich 6,6 Litern auf 100 Kilometern. Auf der Straße ist der F-Pace zwar weniger sportlich als beispielsweise sein Konkurrent Porsche Macan, aber das erwartet man als Kunde auch nicht von einem Jaguar. Der F-Pace spielt seine Vorzüge auf der Langstrecke aus, er steht für entspannte Souveränität auf der Straße und nicht für den Sprint. Der Maschinenraum mit bis zu 380 PS Leistung sorgt für beachtlichen Durchzug und auch die Elastizität auf der Straße ist so, wie man es von einem Jaguar erwartet. Selbst mit weniger PS ist man im F-Pace stets ausreichend motorisiert, auch wenn die V6-Motoren sicherlich besser zum Jaguar-SUV passen als die kleineren Vierzylinder.
Der Jaguar wirkt eine halbe Nummer größer
Die wohl größte Stärke des F-Pace ist sein überaus großzügiges Platzangebot im Innenraum. Die Passagiere sitzen in der ersten und der zweiten Reihe bequem. Bei der Kniefreiheit belegt der SUV laut Hersteller den Spitzenplatz seiner Klasse. Selbst die Rücksitze sind beheizbar und elektronisch verstellbar. Zusammen mit dem GLC von Mercedes ist der F-Pace der längste SUV seiner Klasse, in der Breite liegt das britische Modell allein vorne. Obwohl es sich hier nur um Zentimeter handelt, wirkt der Jaguar im Vergleich zu seinen Mitbewerbern eine halbe Nummer größer. Das ist gut für das Platzangebot im Inneren, das Einparken dieses von Außenspiegel zu Außenspiegel 2,18 Meter breiten Autos in einem engen Parkhaus kann allerdings zur Präzisionsarbeit werden. Viel Platz bietet der F-Pace auch hinter der Heckklappe. Der gut zugängliche Kofferraum mit ebener Ladefläche hat Platz für 650 Liter Gepäck, bei umgeklappter Rückbank vergrößert sich der Laderaum auf respektable 1.740 Liter.
Fensterheber auf dem Fensterrahmen
Recht unterschiedlich bewertet wird die Bedienfreundlichkeit des F-Pace. Die meisten Funktionen sind auf der Bedienoberfläche „Incontrol Touch“ versammelt. Mit Wischgesten über den Touchscreen werden die Menüpunkte angewählt. Das ist einerseits für Smartphone-Nutzer sehr vertraut, andererseits braucht es ein wenig Übung, um in die gewünschten Untermenüs zu gelangen. Konnektivität und Umfang des modernen Infotainment-Systems sind für ein SUV der Mittelklasse angemessen und werden von den meisten Testern als schnell und intuitiv empfunden. Wobei: Nicht immer erschließt sich die Bedienung im ersten Moment. Die Fensterheber zum Beispiel finden sich nicht wie zumeist am Türgriff, sondern sind auf dem Fensterrahmen platziert. Eine logische Positionierung? Oder nur typisch britisch von der Schwestermarke Land Rover übernommen?
Zahlen, Daten Fakten? Es geht um Gefühle
Die Preisspanne vom Einstiegs- bis zum Topmodell ist beim Jaguar F-Pace relativ groß. Zum Marktstart 2016 kostete die Basisausstattung „Pure“ ab Werk 42.390 Euro. Allerdings geben sich nur wenige Jaguar-Kunden mit Stoffsitzen, einem konventionellen 6-Gang-Schaltgetriebe oder serienmäßigem Heckantrieb zufrieden. Die Liste an Sonderausstattungen ist bei Jaguar dementsprechend lang und wird gern in Anspruch genommen. Ein F-Pace 20d Prestige mit Allradantrieb und Automatikgetriebe zum Basispreis von 52.100 Euro kam 2016 mit einigen hilfreichen Extras wie Kurvenlicht und Head-Up-Display auf knapp über 65.000 Euro – günstig ist Jaguar also auch beim SUV nicht. Und selbst in der Top-Version, die deutlich über 75.000 Euro liegt, ist der automatisch abblendende Innenrückspiegel nicht serienmäßig enthalten. Trost und Erklärung finden Kunden auf der Jaguar-Homepage: „Im Leben geht es nicht nur um Zahlen, Daten und Fakten. Vielmehr geht es um Gefühle.“