Der Fiat 124 Spider ist ein zweisitziges Cabriolet, das von 1966 bis 1985 produziert wurde. Dann folgte eine gut 30-jährige Unterbrechung, bis Fiat 2016 eine Neuauflage des Klassikers vorstellte. Der Spider neuer Zeitrechnung basiert auf der 2014 eingeführten vierten Generation des Mazda MX-5 und wird wie dieser im japanischen Hiroshima gebaut.
Im Design unterscheiden sich beide Modelle vollständig, und der Fiat misst in der Länge mit 4,06 Metern 14 Zentimeter mehr. Außerdem kommt in ihm ein eigener Fiat-Motor mit Turboaufladung zum Einsatz. Beide Brüder eint der inzwischen selten gewordene Heckantrieb. Der MX-5 zählt auch zu den Hauptkonkurrenten des 124 Spider. Andere Roadster wie der Audi TT oder der BMW Z4 sind erheblich teurer. Das Mini Cabrio rangiert in derselben Preisklasse, ist aber kein Roadster, sondern viersitzig.
Man hatte sich schon fast daran gewöhnt, dass es von Fiat nur noch Klein- oder Kompaktwagen gibt, meist Ableger der Knutschkugel Fiat 500. Doch dann erinnerten sich die Italiener ihrer Sportwagen-Tradition und schlossen eine für beide Seiten kostendämpfende Allianz mit Mazda. Geboren war der 124 Spider neuer Generation, wie das Vorbild ein offener Zweisitzer mit verführerischen Formen und zu erschwinglichen Preisen. Auf die Wiederbelebung von Klassikern verstehen sich die Italiener, das haben sie schon beim kleinen 500 bewiesen.
Die technische Verwandtschaft mit dem Mazda MX-5 sichert dem Fiat den klassischen Heckantrieb – und vermutlich eine höhere Zuverlässigkeit, für die italienische Sportwagen früher nicht bekannt waren. Der Cabriomarkt hatte wegen schwächelnder Nachfrage zuletzt einige Abgänge zu beklagen. Der Fiat 124 ist eine attraktive Bereicherung.
Testberichte
ADAC Auto-Test
Testergebnis vom 1. Juni 2017
FIAT 124 Spider 1.4 MultiAir TurboZweitüriger Roadster der unteren Mittelklasse (103 kW / 140 PS)
Fiat hat der technischen Basis des Mazda MX-5 nicht nur ein attraktives Blechkleid verpasst. Sie spendieren ihrem offenen Fun-Mobil auch einen adäquaten Motor. Der 1,4-Liter-Turbobenziner mit 140 PS verfügt über ein kräftiges Drehmoment schon aus niedrigen Drehzahlen, was sowohl sportliches als auch entspanntes Offen-Fahren im Cruising-Modus ermöglich. Schon der Basismotor ist so kräftig, dass man zur teuren Abarth-Version eigentlich nur greifen muss, wenn man zusätzliche Kriegsbemalung schätzt.
Mit vier Airbags, einer steifen Karosserie sowie Systemen wie ESP und ABS ist der Fiat 124 Spider kein unsicheres Auto. Aber die Partnerschaft mit Mazda ging offenbar nicht so weit, dass Fiat auch Zugriff auf den Spurhalte- und Spurwechselassistenten bekommen hätte, die es im MX-5 zumindest gegen Aufpreis gibt. So muss der 124 Spider bei den modernen Assistenzsystemen fast vollständig passen. Das ist für eine Neuentwicklung etwas mager.
vier Airbags
Gurtstraffer und Gurtkraftbegrenzer
aktive Motorhaube für besseren Fußgängerschutz
Die Sicherheit ist nicht das Spezialgebiet des Fiat 124 Spider. Er versteht sich als lustbetonte Fahrmaschine für aufgeweckte Fahrer und möchte diese anscheinend nicht durch ein Übermaß an Elektronik entmündigen. Moderne Assistenzsysteme gibt es für ihn jedenfalls keine, nicht einmal eine Müdigkeitserkennung.
Serienmäßig an Bord sind neben den gesetzlich vorgeschriebenen Systemen wie ESP und Reifendruckkontrolle vier Airbags, Gurtstraffer mit Gurtkraftbegrenzer sowie Überrollbügel. Gegen Aufpreis kann nur die höhere Ausstattungslinie Lusso um LED-Schweinwerfer samt dynamischem Kurvenlicht, Licht- und Regensensor, Rückfahrkamera und hintere Parksensoren bereichert werden.
Ein Euro-NCAP-Crashtest wurde für den offenen Fiat noch nicht durchgeführt. Der technische Bruder Mazda MX-5 erzielte vier von fünf Sternen. Mehr dürfte es für den 124 Spider wegen der fehlenden Assistenzsysteme auch nicht geben.
Ausstattung
Der Fiat 124 ist ein offener Roadster der eher puristischen Art. Das Verdeck muss von Hand geöffnet werden, und die Zahl der luxuriösen Extras hält sich in Grenzen. Ohnehin können Ledersitze, Rückfahrkamera und Bose-Soundsystem erst ab der zweiten Ausstattungslinie Lusso bestellt werden. Das gilt auch für die Automatik. Wer Stoff im Cabrio angenehmer, da weniger schweißtreibend findet, kann aber auch mit der Basisausstattung gut leben.
Zur Serienausstattung gehören:
Klimaanlage
Duplex-Auspuffanlage
Motor-Start-Stopp-Knopf
Der Fiat 124 Spider ist in zwei Ausstattungslinien erhältlich: als Basismodell für 24.990 Euro und als gehobene Variante Lusso für 26.990 Euro. Schon das Basismodell verfügt über Klimaanlage, Radio mit vier Lautsprechern, Tempomat und 16-Zoll-Leichtmetallfelgen.
Wer Ledersitze in einem Cabrio für zwingend hält, muss zur Lusso-Variante greifen – so wie es für das Basismodell generell kaum zusätzliche Extras gibt. Auch die Option auf ein Bose-Soundsystem bleibt der zweiten Ausstattungslinie vorbehalten, genau wie die auf Rückfahrkamera, Navigationssystem, LED-Scheinwerfer, Licht- und Regensensor, hintere Parksensoren und Sitzheizung. Auch das 1.900 Euro teure Automatikgetriebe steht nur bei Lusso zur Wahl.
Ein voll ausgestatteter Fiat 124 Spider ohne Abarth-Package kostet 35.190 Euro und liegt damit ungefähr auf dem Niveau eines nackten Audi TT oder BMW Z4. Der Preis beinhaltet dann auch schon die 1.300 Euro teure Dreischicht-Speziallackierung in Ghiaccio Weiß.
Serienausstattung:
Leichtmetallfelgen im Format 16 Zoll
elektrische Fensterheber
Klimaanlage
MP3-Radio mit vier Lautsprechern
Lederlenkrad
manuelles Stoffverdeck
Zentralverriegelung mit Fernbedienung
Tempomat
schlüsselloser Motorstart
Zusätzlich in Ausstattungslinie Lusso:
Leichtmetallfelgen im Format 17 Zoll
Lederausstattung (z.T. kombiniert mit Ledernachbildung)
Ein offenes Cabrio mit italienischem Flair und japanischer Zuverlässigkeit – diese verlockende Synthese bietet der Fiat 124 Spider. Da er zudem viel günstiger ist, als er aussieht, aber genauso sportlich, dürfte dem Verkaufserfolg nichts im Wege stehen.
Mit dem 140-PS-Turbo ist der Fiat bestens motorisiert.
Fiat lässt mit dem 124 Spider ein Modell auferstehen, das von 1966 bis 1985 gebaut wurde, aber nie Kultstatus erlangte wie etwa der Alfa Romeo Spider oder der Fiat 500 und schon etwas in Vergessenheit geraten war. Eigentlicher Vorläufer des 124 Spider ist auch eher der von 1995 bis 2005 produzierte Fiat Barchetta – auch ein offener Zweisitzer mit schickem Design und sportlichem Temperament zu erschwinglichen Preisen.
Technikspender aus Japan
Der Barchetta hatte allerdings Fiat-typisch mit Qualitätsproblemen zu kämpfen. Das ist beim 124 Spider nicht zu erwarten, teilt er sich doch zumindest die Fahrwerkstechnik mit dem bekannt zuverlässigen Mazda MX-5, dem meistverkauften Roadster aller Zeiten.
Die Verwandtschaft sieht man den beiden Brüdern nicht an. Während der Mazda in der aktuellen Generation auf geduckte Sportlichkeit setzt, wirkt der Fiat in der Realität deutlich stattlicher, als es die Papierform erwarten lässt. Dort stehen 4,06 Meter in der Länge und 1,74 Meter in der Breite zu Buche, womit der Fiat deutlich zierlicher geraten ist als die Roadster von Audi, BMW und Mercedes. Entsprechend knapp ist das Platzangebot auf den tiefen Sitzen, vor allem, wenn das Verdeck geschlossen ist. Auch der Kofferraum ist mit 140 Litern laut Werksangabe kaum der Rede wert.
Verzicht als Tugend
Auch wenn sich der Fiat etwas verbindlicher und weniger kompromisslos gibt als der Mazda – Roadster der puristischen Sorte sind beide. Es gibt kaum Ablagen im Innenraum, keine Nackenheizung, kaum Assistenzsysteme, und das Verdeck will nach alter Sitte per Hand nach hinten geworfen werden. Letzteres gelingt aber im Sitzen und viel schneller als bei den elektrischen Lösungen, die sich inzwischen eingebürgert haben.
Der Verzicht spart Gewicht, und tatsächlich ist der Fiat 124 mit rund 1,1 Tonnen mehrere hundert Kilogramm leichter als die hochgerüstete Premiumkonkurrenz. In der Folge genügt schon ein relativ kleiner Motor, um dem Cabrio zu sportlichen Fahrleistungen auf Augenhöhe zu verhelfen. Mit dem 140-PS-Turbo ist der Fiat bestens motorisiert und beherrscht dank des fülligen Drehmoments sowohl die sportliche wie die gelassene Gangart. Dabei lässt das knackige Fahrwerk mit Hinterradantrieb Go-Kart-Gefühle aufkommen.
Fazit: Fiat 124 Spider
Die Zusammenarbeit von Mazda und Fiat bei der Roadster-Produktion bringt auch den Kunden Vorteile. Sie haben nun die Wahl zwischen zwei offenen Spaßmachern zu erschwinglichen Preisen. Für Freunde italienischer Sportwagen geht sogar ein kleiner Traum in Erfüllung, ist von dem in Hiroshima vom Band laufenden Fiat 124 Spider doch ein großer Sprung in puncto Zuverlässigkeit zu erwarten.
Italienisch genug ist der 124 Spider trotzdem, schließlich geht Fiat beim Design und bei der Motorisierung eigene Wege. Obwohl bei der Gestaltung der Urahn 124 Spider Pate stand, haben die Italiener auf übertriebenen Retro-Look verzichtet. Die Neuauflage wirkt modern, liegt flach und breit und angemessen dynamisch auf der Straße.
Der optische Eindruck bleibt kein leeres Versprechen, denn Motor und Fahrwerk vermitteln unterwegs viel mehr Fahrspaß, als es 140 PS und der Einstiegspreis von 24.990 Euro vermuten lassen. Daran haben auch das niedrige Gewicht und der Hinterradantrieb ihren Anteil – nur diese Attribute sind beim Fiat 124 Spider wirklich retro.