Drei Jahre später war die Zeit reif für den modernen Countryman, dem SUV der Marke. Als erster Mini mit vier Türen und Allradantrieb stand er auf dem Genfer Salon. Zudem war es der erste Mini der Geschichte, der mehr als vier Meter maß. Die Ingenieure verlängerten die Plattform und streckten auch den Radstand – auf 2,60 Meter. Die Maßnahme schaffte Platz für zwei Fondtüren und ein Kofferraumvolumen, das mit 350 Litern selbst das des Mini-Kombis Clubman um 90 Liter übertraf.
Äußerlich setzte man auf die heute noch SUV-üblichen Zutaten wie eine aufgebockte Karosserie und Kunststoffbeplankung. Bedeutender war jedoch, dass Mini mit der grob gestrickten Variante einer der ersten Hersteller war, der das SUV auf das inzwischen trendige Kleinwagenformat brachte. Nur Ford war bei den Mini-SUVs früher dran, brachte den lange zuvor in Südamerika vertriebenen EcoSport aber erst ab 2014 nach Europa.
Erster Mini mit Allrad
Die Motoren des regulär frontgetriebenen, bei Magna Styer im österreichischen Graz gefertigten Countryman stammten aus dem Mini-Regal. Zur Auswahl standen bei den Benzinern über die Bauzeit der ersten Generation fünf Ausbaustufen eines 1,6-Liter-Vierzylinders von 98 PS bis 218 PS bereit, die stärkeren Aggregate waren Direkteinspritzer mit Turboaufladung. Die stets zwangsbeatmeten Turbodiesel schöpften 90 PS bis 143 PS aus 1,6 und 2,0 Litern Hubraum.
Den Allradantrieb All4 als antriebstechnische Novität gab es ausschließlich in Verbindung mit aufgeladenen Motoren, nicht aber im schwächsten Diesel. Hier sorgte ein elektrohydraulisches Mittendifferenzial für die stufenlose Kraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse. So bestückt verlangte Mini aber je nach Motor 1600 Euro bis 1700 Euro Aufpreis. Die Basisversion kam zum Grundpreis ab 20.200 Euro im September in den Handel, der schwächste Diesel kostete ab 22.000 Euro – je 2000 Euro teurer als der Kombi Clubman.
Mit dem 90-PS-Selbstzünder bekamen Kunden aber auch den seinerzeit sparsamsten Countryman. Der stand nach Norm mit nur 4,3 Liter Diesel und einem CO2-Ausstoß von 113 g/km im Katalog, konnte aber dennoch bis 215 km/h beschleunigen. Abgehängt wurde er in dieser Hinsicht von der hauseigenen Tuning-Version John Cooper Works, die dank serienmäßigem Allradantrieb und 218 PS ab 2012 in Verbindung mit einem Sechsgang-Handschalter auf bis zu 225 km/h und einen praxisfernen Normverbrauch von 7,4 Litern (CO2: 172 g/km) kam. Das Modell kostete aber auch mindestens 34.800 Euro, wenn man die Automatik wählte, wurde es noch teurer. Zu den serienmäßigen Selbstverständlichkeiten zählten: Schweller, Spoiler, Sportsitze, Sportfahrwerk und ein kernigerer Auspuff-Sound.
Weiteres Längenwachstum mit der Neuauflage
Während Mini beim Dreitürer gemäß Modellzyklus einen tieferen Eingriff vollzog und eine neue Generation brachte, beschränkten sich die Maßnahmen beim Countryman vom Jahr 2014 auf eine Modellpflege, die nur Feinarbeit an den Motoren zur Reduzierung von Spritverbrauch und Geräuschentwicklung, leicht verbesserte Fahrleistungen sowie leichte Retuschen an Äußerlichkeiten brachten.
Dazu gehörten eine bessere Aerodynamik, Gewichtseinsparungen, ein aufgehübschtes Interieur sowie umgestaltete Anbauteile. Noch am auffälligsten waren die nun mit LED-Technik versehenen Nebelscheinwerfer.
Als neues Auto weit mehr zu erkennen war die zweite Generation des Mini-SUVs, das um 20 Zentimeter in der Länge auf 4,30 Meter gewachsen erstmals auf der Autoshow in Los Angeles 2016 öffentlich zu sehen war und unter der Haube einen neuen, mit Haldex-Kupplung arbeitenden Allradantrieb bekam. Zur Markteinführung im Februar 2017 war auch der Basispreis des Countryman gestiegen – auf 26.500 Euro. Allerdings sank er mit der Einführung der Dreizylinder-Motoren auf immer noch stolze 24.000 Euro.
Picknick-Bank inklusive
Der Gegenwert bestand neben einer neuen Antriebstechnik – der aktuelle Countryman ist eng verwandt mit dem BMW 2er Active Tourer – im Wachstum in Breite, Höhe und Radstand. Das nun auf mindestens 405 Liter vergrößerte Kofferraumvolumen ließ sich durch Verschieben oder Umlegen der Rückbank sukzessive auf 1390 Liter erweitern. Auch war die Heckklappe nun auf Wunsch berührungslos per Sensor zu öffnen. In Tradition der in England bekannten „Talegate Lunches“ ließ sich am Heck mit der „Picnic Bench“ ein kleiner Vorsprung ausklappen – für die Pause nach einem Spaziergang etwa.
Wichtigere Neuerungen waren da noch die neue Elektronikarchitektur, für deren Bedienung erstmals ein Touchscreen herhielt sowie eine Erinnerungsfunktion für Bluetooth-Geräte für all diejenigen, die beim Aussteigen gern mal das Smartphone im Auto vergessen.
Neben diesen technischen Spielereien kamen auch entscheidendere Änderungen hinzu: Den Countryman treiben seit dem Modellwechsel wahlweise auch Dreizylinder an, die den durchschnittlichen Normverbrauch auf 5,5 Liter bei den Benzinern und 4,1 Liter bei den Dieseln drücken. Seit Mitte 2017 fährt das Modell sogar elektrisch: als Plug-in-Hybrid S E 1.5 mit einer Systemleistung von 224 PS sowie einem theoretischen Normverbrauch von 2,1 Liter Super und 13,2 kWh auf 100 Kilometern.