Der Lamborghini Aventador ist der Nachfolger des Murcielago und wurde 2011 auf dem Genfer Automobil-Salon vorgestellt. Beim Flaggschiff des italienischen Sportwagen-Herstellers ist der V12-Zylinder-Motor traditionell gesetzt. Außerdem verfügt der Aventador, ebenso wie der Vorgänger, über einen Allradantrieb und ist getreu dem Mittelmotorkonzept konstruiert – soll heißen, der Motor befindet sich vor der Hinterachse. Diese Prämissen werden auch beim Facelift beibehalten, das durch den Buchstaben "S" signalisiert wird.
Dieser Namenszusatz hat bei Lamborghini Tradition: Schon bei den vergangenen Modellen Miura und Countach signalisierte das "S" eine PS-Spritze in der Modellüberarbeitung. Beim Facelift des aktuellen italienischen Supersportwagens beträgt die Leistungssteigerung 40 PS, sodass er mit 740 PS nur noch zehn PS unter dem Sondermodell Aventador SV rangiert. Damit schließt der Aventador S zum gleich stark motorisierten Ferrari F12 Berlinetta auf und bietet 20 PS mehr als der McLaren 720S.
Die Modellpflege tut dem Lamborghini Aventador gut, denn sie beschränkt sich nicht auf eine reine Leistungssteigerung um 40 PS. Neben der Hinterachslenkung zeichnet sich der Aventador S durch eine deutlich verbesserte Aerodynamik und überarbeitete Technik aus, die sich im veränderten Aussehen der digitalen Instrumente sowie einem vierten, frei konfigurierbaren Fahrmodus darstellt.
Vor allem die Hinterachslenkung steigert die Agilität des Aventador S. Der 1575 Kilogramm schwere Sportwagen bewegt sich nun deutlich behänder durch die Kurven als bisher und bleibt bei Hochgeschwindigkeits-Spurwechseln stabiler. Das Geheimnis: Bis 120 km/h schlagen die Hinterräder gegenläufig zu denen an der Vorderachse ein und bei höheren Geschwindigkeiten lenken sie mit.
Weitere technische Änderungen sind das verbesserte Fahrwerk und schnellere Gangwechsel des automatisierten ISR-Schaltgetriebes, das allerdings im Strada-Fahrmodus nach wie vor unharmonisch und bisweilen ruckelig agiert. Trotz neuer Optik der digitalen Instrumente wirken diese sehr verspielt und auch dem Navigationssystem sieht man die technische Verwandtschaft zu Audi an.
Auch bleibt der Aventador nach wie vor sehr unübersichtlich. Ein Totwinkel-Warner wäre hier hilfreich, den es aber für den Supersportwagen nicht gibt.
Motoren
In Lamborghini-Top-Modellen ist ein Zwölfzylinder-Motor gesetzt. Im Aventador S ist es ein 6,5-Liter-Aggregat mit 740 PS und einem maximalen Drehmoment von 690 Newtonmetern, das über eine variable Ventilsteuerung und eine Zylinderabschaltung verfügt. Der Durchschnittsverbrauch beläuft sich schon nach Norm auf 16,9 Liter pro 100 Kilometer. Nach 2,9 Sekunden erreicht der Aventador S die 100 km/h-Marke und erst bei 350 km/h riegelt die Elektronik den Vortrieb ab.
Der Lamborghini ist ein Supersportwagen und tanzt bei der Sicherheit nicht aus Reihe. Jedes Ausstattung-Detail wiegt ja schließlich etwas. Also müssen ein Monocoque aus Carbon und sechs Airbags reichen. Dazu gibt es eine Rückfahrkamera und Parksensoren vorne und hinten. Allerdings fehlen aktuelle Assistenzsysteme wie etwa ein überaus sinnvoller Toter-Winkel-Assistent.
Zur Sicherheitsausstattung zählen:
sechs Airbags
Parksensoren vorne und hinten inklusive Rückfahrkamera
Fahrgastzelle aus Carbon
Der Lamborghini wurde noch keinem offiziellen Crashtest unterzogen, dennoch bietet der italienische Supersportwagen sehr hohen Schutz bei Unfällen mit "Fremdeinwirkung". Denn das Chassis besteht wie im Rennsport aus Kohlefaserverbundstoff mit zwei Aluminium Hilfsrahmen vorne und hinten. Diese Bauweise spart nicht nur Gewicht, sondern die Verbundstruktur der Fahrgastzelle ist außerdem extrem steif. Deswegen ist sie auch Teil des Crash-Sicherheitskonzepts und schützt die Passagiere beispielsweise bei einem Überschlag.
Bei der passiven Sicherheit bietet der Aventador S für Supersportwagen klassentypisch wenig. Jeder Airbag wiegt schwer im Aventador, weshalb er sich auf Front- und Seitenairbags sowie einen Knieairbag beschränkt.
Bei der aktiven Sicherheit sind aufgrund des allgegenwärtigen Gewichtsdiktats beim Supersportler ebenfalls weniger Assistenzsysteme an Bord als in so manchen Kompaktklassenwagen. Immerhin helfen eine Rückfahrkamera und Parksensoren vorne und hinten beim Rangieren. Die sind auch nötig, da die Sicht nach hinten gegen null geht. Auch ein Totwinkel-Assistent würde beim Fahren helfen. Aber der wiegt zu viel.
Ausstattung
Für den Lamborghini Aventador S gibt es nur eine Ausstattungslinie, dafür jedoch zahlreiche Optionen, für die Individualisierung. Angefangen über Lackfarben, die Gestaltung der Motorhaube bis hin zu Carbon-Elementen in der Karosserie. Der Supersportwagen ist für die Längs- und Querdynamik konzipiert und nicht als Chauffeurs-Limousine. Deshalb sind auch Assistenzsystemen in ihrer Anzahl überschaubar, besser gesagt, nicht vorhanden.
Serienmäßig sind unter anderem sehr gute Sportsitze, eine Klimaautomatik und ein Infotainmentsystem, dem man die Verwandtschaft zu Audi ansieht. Die Highlights der Serienausstattung sind sportliche Details, wie die schnelleren Fahrstufenwechsel des automatisierten ISR-Schaltgetriebes oder die elektronisch gesteuerten Dämpfer.
Zur Serienausstattung gehören:
Sportsitze
Infotainmentsystem
Beim Preis von 335.050 Euro bleiben wenige Wünsche offen. Für den Lamborghini Aventador S gibt es lediglich eine Ausstattungslinie. Bei den Optionen geht es dann hauptsächlich um das Individualisieren seines Fahrzeugs. So kann man zwischen 23 Lackfarben wählen oder auf Wunsch auch seinen eigenen Farbton kreieren. Weitere Gestaltungsmöglichkeiten ergeben sich durch verschiedene Farben für Bremssättel, Felgen und Motorhaube, die auch transparent oder in Carbon zu haben ist.
Ohnehin spielt der Verbundwerkstoff beim Lamborghini Aventador S eine große Rolle. Nicht nur das Monocoque besteht aus Carbon, sondern auf Wunsch auch Teile der Karosserie und des Interieurs. Sportsitze mit außergewöhnlichen Seitenhalt sind einem Auto, das ganz auf Querdynamik ausgelegt ist, zu erwarten. Ebenso wenig überraschend ist der Mangel an Assistenzsystemen im Aventador S. Bei einem Supersportwagen, der für die Rennstrecke und nicht für den wuseligen Stadtverkehr gemacht ist, zählt jedes Kilogramm Gewicht.
Der Lamborghini Aventador S tritt mit seiner Kampfjet-Optik aggressiv auf und will auch so bewegt werden. Mit der Modellpflege wurde die Hinterachslenkung, die Aerodynamik und die Agilität deutlich verbessert.
Der Lamborghini Aventador S ist reinrassiger Super-Sportwagen.
Lamborghini-Facelifts werden traditionell mit dem Buchstaben "S" gekennzeichnet. Oft sind solche Modellpflegemaßnahmen nicht viel mehr als ein paar optische Retuschen, kombiniert mit einer PS-Spritze. Beim Aventador S stieg die Leistung deshalb von 700 auf jetzt 740 PS.
Noch wichtiger für das Fahrverhalten sind die verbesserte Aerodynamik, die deutlich mehr Abtrieb mit weniger Luftwiderstand kombiniert, und vor allem die Hinterachslenkung. Die verkürzt durch das gegenläufige Einschlagen der Hinterräder bis Tempo 120 km/h virtuell den Radstand. Darüber bewegen sich die Hinterräder synchron zu denen an der Vorderachse und erhöhen damit die Stabilität. Der Kunstgriff, der auch schon in Porsche-Modellen angewandt wird, zahlt sich aus: Der Aventador S ist deutlich agiler als der Vorgänger.
Klassischer Zwölfzylinder ohne Turbo
Der Motor beim Lamborghini Aventador S ist ein klassischer Zwölfzylinder, der ohne Turboaufladung auskommt. Neben dem Leistungszuwachs auf 740 PS stieg auch das maximale Drehmoment auf 690 Newtonmeter. Damit sprintet der Supersportwagen in 2,9 Sekunden Landstraßentempo, nach 8,8 Sekunden fällt die 200 km/h-Marke und bei 350 km/h wird elektronisch abgeregelt – um die Reifen zu schonen. Trotz Zylinderabschaltung liegt der Durchschnittsverbrauch nach Norm nicht unter 16,9 Liter.
Ruckeln im "Strada"-Fahrmodus
Beim Aventador S gibt es jetzt neben "Strada" (Straße) "Sport" und "Corsa" (Rennstrecke) zusätzlich auch einen individuell konfigurierbaren Fahrmodus namens "Ego". Im "Strada"-Modus laufen die Schaltvorgänge des automatisierten ISR-Schaltgetriebes zwar jetzt etwas reibungsloser ab, von entspannter Geschmeidigkeit bei langsamen Tempo ist auch der Aventador S weit entfernt, wenn er unstandesgemäß und wenig schmeichelhaft vor sich hin ruckelt.
Das Cockpit passt sich mit seiner Jet-Fighter-Attitüde dem ausdrucksstarken und auffälligen Aussehen des Aventador S an. Trotz der verbesserten Anmutung sind die digitalen Anzeigen teilweise noch sehr verspielt. Wirklich negativ ins Auge fällt allerdings bei einem deutlich mehr als 300.000 Euro teuren Auto, dass man dem Schlüssel und dem Infotainmentsystem die technische Verwandtschaft zur Konzernmutter Audi ansieht.
Fazit zum Lamborghini Aventador S
Der Lamborghini Aventador S ist reinrassiger Sportwagen, der seine Stärken auf Landstraßen und Rennstrecken ausspielt. Neben dem Leistungszuwachs auf 740 PS überarbeiteten die Ingenieure die Aerodynamik. Jetzt hat das Lamborghini-Flaggschiff mehr Abtrieb bei weniger Luftwiderstand. Die neu installierte Hinterachslenkung verbessert die Fahrbarkeit des 4,80 Meter langen Sportwagens spürbar. Bei allem berechtigtem Lob sollen aber auch Schwächen, wie die zu verspielten digitalen Instrumenten und die auffällige Audi-Technik bei Schlüssel und Infotainmentsystem, nicht unerwähnt bleiben.