Chinesische Automarken in Deutschland: Die vielversprechendsten Hersteller
Immer mehr chinesische Autobauer expandieren nach Europa. Doch welche Marken sind am spannendsten? Wir stellen dir die wichtigsten Hersteller und ihre Modelle vor.
- Welche chinesischen Automarken führen den Markt an?
- MG: Chinesische Automarke unter britischer Flagge
- BYD: E-Mobilitäts-Experten auf Wachstumskurs
- XPeng: Chinesische Automarke bietet High Tech zu attraktiven Konditionen
- Welche chinesischen Automarken sind in Deutschland erhältlich?
- Was macht chinesische Automarken so besonders?
Nachdem die deutschen Premium-Hersteller über Jahre den Luxusmarkt in China dominiert haben, dreht sich aktuell der Wind. Die lokale Autoindustrie hat eine beeindruckende Entwicklung hingelegt, und mittlerweile entscheiden sich immer mehr Chinesen für ein Auto aus ihrem Heimatland. Nicht nur aus Patriotismus. Von dem Erfolg in der Heimat bestärkt, wagen seit Anfang dieses Jahrzehnts immer mehr chinesische Hersteller den Sprung nach Europa.
Genauer gesagt nach Deutschland, wo viele Autobauer aus dem Reich der Mitte ihre Westexpansion starten. „Wer in der Heimat von Mercedes und BMW Fuß fasst, schafft es überall“, scheint ihre Devise zu lauten. Sie bieten dabei oft umfangreiche Modellpaletten – SUV und Limousinen dominieren zwar, teilweise haben die Hersteller aber auch erschwingliche Kleinwagen und sogar Sportwagen im Programm.
Das Steckenpferd der chinesischen Autoindustrie ist definitiv der Elektroantrieb. In der Volksrepublik werden nicht nur der überwiegende Teil aller E-Auto-Batterien gefertigt, Unternehmen wie CATL oder BYD treiben auf diesem Gebiet auch die Forschung maßgeblich voran. Aufgrund strenger staatlicher Vorgaben haben elektrische Fahrzeuge dort bereits einen viel höheren Marktanteil als in Europa.
Diese Erfahrung setzen die chinesischen Hersteller auch hierzulande ein – der überwiegende Teil der angebotenen Modelle hat einen reinen Elektro- oder zumindest einen Plug-in-Hybridantrieb. Herkömmliche Benziner und Vollhybride sind dagegen selten. Die oftmals prophezeite Elektroauto-Flut aus China ist zwar bisher ausgeblieben, die hiesigen Verkaufszahlen von BYD und Konsorten sind im ersten Quartal 2025 aber deutlich gestiegen.
Das Wichtigste im Überblick:
- Immer mehr chinesische Hersteller expandieren nach Europa
- Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist oft die größte Stärke
- China dominiert die Produktion von E-Auto-Batterien
- Chinesische Hersteller setzen überwiegend auf E-Autos und Plug-in-Hybride
- MG und BYD sind in Deutschland mit Abstand am erfolgreichsten
Welche chinesischen Automarken führen den Markt an?
Es gibt einige Unternehmen, die hierzulande bereits erste Achtungserfolge vorweisen können oder in Zukunft Potenzial dazu haben, größere Marktanteile zu erobern. Wir stellen dir drei Hersteller aus China vor, die mit ihrem technischen Know-how und einer attraktiven Preispolitik aus der Masse an Marken herausstechen.
MG: Chinesische Automarke unter britischer Flagge
Wenn man die reinen Verkaufszahlen heranzieht, ist MG der bisher erfolgreichste chinesische Autobauer auf dem deutschen Markt. Vom hiesigen Marktstart im Jahre 2021 bis zum Jahresende 2024 wurden unter dem traditionsreichen Kürzel insgesamt 61.681 Autos verkauft. Tendenz steigend.
Während sich die chinesische Konkurrenz auf reine E-Autos und Plug-in-Hybride konzentriert, hat die Low-Budget-Marke auch konventionelle Benziner und Vollhybride im Programm, was sie voll und ganz massentauglich macht.
Einen solchen Antrieb hat auch das meistverkaufte Modell, der erst im vergangenen Jahr eingeführte Kleinwagen MG 3, unter der Haube. Hauptgrund für die Beliebtheit des Vollhybrid dürfte insbesondere der günstige Einstiegspreis in Höhe von 17.990 Euro sein.
Der elektrische MG4 Electric gehört zu Deutschlands beliebtesten E-Autos.
Damit ist der Chinese deutlich günstiger als etablierte Konkurrenten wie der Toyota Yaris Hybrid oder Renault Clio E-Tech Full Hybrid, er bietet zugleich mehr Ausstattung. Ein weiteres überzeugendes Argument ist der niedrige Verbrauch von 4,4 Litern nach WLTP.
SUV-Modelle wie der MG ZS und MG HS werden in der Modellpalette vom MG5, einem der ersten Elektro-Kombis der Welt, und dem Kompakten MG 4 flankiert. Letzterer tritt gegen den VW ID.3 an und war mit über 12.000 verkauften Einheiten im vergangenen Jahr das erfolgreichste chinesische Auto in Deutschland. Bis zu 520 Kilometer Reichweite sind im Kompaktsegment eine echte Ansage. Genauso wie die 435 PS der allradgetriebenen Sportversion MG 4 XPower.
Diese ist jedoch – genau wie der Cyberster, einer der ersten Roadster mit Elektroantrieb, eher ein Außenseiter im Programm: Seitdem der SAIC-Konzern vor rund zwanzig Jahren die Namensrechte der britischen Traditionsmarke erwarb, steht das Kürzel MG eher für bodenständige Alltagsautos mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis, und nicht wie einst für klassische Sportwagen.
- Umfangreiche Ausstattung für wenig Geld
- Sowohl reine E-Autos als auch Benziner und Hybride im Programm
- Fokus auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis statt fortschrittlicher Technik
Made in Europe statt Made in China
Einige chinesische Autobauer planen, die Fahrzeuge für den hiesigen Markt zukünftig in Europa zu fertigen. So sollen die Lieferwege verkürzt, das Image verbessert und vor allem die auf chinesische Autos verhängten Strafzölle der EU umgangen werden. BYD errichtet aktuell in Ungarn ein großes Werk und erwägt sogar den Bau einer weiteren Fertigungsstätte in Deutschland. Der günstige Leapmotor T03 läuft schon jetzt in einer polnischen Fabrik des Partner-Konzerns Stellantis vom Band.
BYD: E-Mobilitäts-Experten auf Wachstumskurs
Während andere chinesische Hersteller in Deutschland verstärkt auch auf Plug-in-Hybride setzen, stehen bei BYDs Strategie rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge im Fokus.
Das Unternehmen ist vor allem für seine fortschrittlichen Stromspeicher bekannt, die sogenannte „Blade“-Batterie hat für Furore gesorgt. Der Lithium-Eisenphosphat-Akku ist nicht nur langlebig und günstig in der Produktion, sondern bietet auch eine hohe Brandsicherheit. Zudem hat BYD viel Erfahrung, wenn es um die Produktion von E-Fahrzeugen geht. Umfangreiche Serienausstattungen sollen Kunden anlocken. Der Atto 3 hat beispielsweise immer eine Wärmepumpe an Bord, die im Winter die Effizienz und somit auch die Reichweite erhöht – in diesem Segment keine Selbstverständlichkeit. Auch bei den Assistenzsystemen und der Größe der Infotainment-Bildschirme gibt sich der chinesische Hersteller betont großzügig.
Das meistverkaufte BYD-Modell in Deutschland ist das Kompakt-SUV Atto 3, das mit rund 420 Kilometern Reichweite, einem gefälligen Design und unter Berücksichtigung der Ausstattung vergleichsweise günstigen Preisen ab 37.000 Euro auf Kundenfang geht.
Ergänzt wird das breit gefächerte SUV-Produktportfolio vom ab 31.990 Euro erhältlichen Stadt-Hochsitz Atto 2 und den luxuriöseren und leistungsstärkeren Baureihen Sealion 7, Tang und Seal U reicht. Letzterer ist als einziges BYD-Modell in Deutschland auch als Plug-in-Hybrid erhältlich.
Der Atto 3 ist das erfolgreichste BYD-Modell in Deutschland.
Die Chinesen haben nicht nur SUV im Programm. Der klassische Kompakte BYD Dolphin hat es in Europa auf den VW ID.3 abgesehen, während die elegante Mittelklasse-Limousine BYD Seal mit bis zu 530 PS und 570 Kilometern Reichweite im Revier des Tesla Model 3 und BMW i4 wildert.
Obwohl die Chinesen ein großes Know-how in Sachen E-Antrieb mitbringen, zeigen sie in wichtigen Bereichen (noch) Schwächen. Die BYD-Modelle Dolphin und Atto 3 laden beispielsweise im Vergleich zu ihren Konkurrenten langsam.
Der Branchen-Gigant, der international bei den E-Auto-Verkäufen inzwischen vor Tesla liegt, möchte in Zukunft den Spagat zwischen günstig und luxuriös schaffen. Der chinesische Preisbrecher Seagull soll in Europa als Dolphin Mini für unter 20.000 Euro angeboten werden. Gleichzeitig sollen die luxuriösen Hightech-Modelle der Submarke Denza das Image des Herstellers aufpolieren – eine Kombination, die tatsächlich auch hierzulande ein großes Erfolgspotenzial birgt.
Das erste in Deutschland von Denza angebotene Premiummodell wird der bis zu 965 PS starke Shooting Brake Z9 GT. Er soll Ende 2025 als reines E-Auto und später auch als Plug-in-Hybrid auf den Markt kommen und zielt unter anderem auf den Porsche Taycan Sport Turismo ab.
- Bandbreite reicht vom Kleinwagen zum luxuriösen Sportkombi
- Kompakt-SUV Atto 3 beliebtestes Modell
- Einstiegsmodell für unter 20.000 Euro geplant
XPeng: Chinesische Automarke bietet High Tech zu attraktiven Konditionen
In Sachen Technologie zählt das 2014 ins Leben gerufene Unternehmen XPeng zu den ambitioniertesten Autoherstellern Chinas. Genau zehn Jahre nach der Markengründung wagte das Start-up den im Mai 2024 den Sprung nach Deutschland.
Technologisches Aushängeschild ist der XPeng G6, der gleichzeitig mit einem Basispreis von 43.600 Euro bezahlbar bleibt. Das elegante Mittelklasse-SUV basiert auf einer hochmodernen Plattform, die in Kombination mit dem vergleichsweise geringen Gewicht eine WLTP-Reichweite von bis zu 570 Kilometern ermöglicht.
Die 800-Volt-Architektur sorgt für kurze Ladevorgänge. Beim G6 lässt sich der Ladestand dank einer maximalen Ladeleistung von 300 kW im Idealfall in nur 15 Minuten von 20 auf 80 Prozent erhöhen. In diesem Segment war diese Technologie bisher ein Alleinstellungsmerkmal von Kia und Hyundai.
Zur Serienausstattung gehören unter anderem ein Panorama-Glasdach, ein Head-up-Display mit Augmented-Reality-Funktion und dem XPeng-eigenen Assistenzsystem „XNGP“, das laut dem Hersteller auf lange Sicht vollautonomes Fahren ermöglichen soll. Vom Format und der Technik her hat es der G6 klar auf das Tesla Model Y abgesehen – ist er aber günstiger und gleichzeitig besser ausgestattet. Ein weiteres Argument ist die üppige Garantie von sieben Jahren.
Das große Elektro-SUV Xpeng G9 hat eine serienmäßige Luftfederung.
Darüber rangiert das größere SUV-Modell G9, das mit einer Akkuladung auch 570 Kilometer weit kommt. Für 59.600 Euro bekommt man hier standardmäßig eine Luftfederung. Bei XPeng handelt es sich aber um keine reine SUV-Marke. Die Chinesen haben auch die sportlich geschnittene Elektro-Limousine P7 im Programm, die in der europäischen Version allerdings noch ohne 800-Volt-Technik auskommen muss. Ladevorgänge dauern bei ihm deshalb deutlich länger. Die Performance-Variante schafft dafür den Sprint auf 100 km/h in nur 4,1 Sekunden.
Bei XPeng bekommt man für vergleichsweise wenig Geld modernste Technik, sowohl wenn es um das Laden als auch um die Assistenzsysteme geht.
- Oberklasse-Features zum attraktiven Tarif
- Garantie über sieben Jahre oder 160.000 Kilometer
- 800 Volt-Technik für sehr schnelles Laden
Welche chinesischen Automarken sind in Deutschland erhältlich?
Neben den drei bereits vorgestellten Herstellern tummeln sich sieben weitere chinesische Autobauer auf dem deutschen Markt. Einige von ihnen konnten bereits eine ordentliche Präsenz aufbauen, während die Deutschland-Geschäfte von anderen noch in den Kinderschuhen stecken. Folgende Marken sind ebenfalls interessant:
- Leapmotor: Mit dem ab 18.900 Euro erhältlichen Kleinwagen T.03 hat Leapmotor das zweitgünstigste E-Auto in Deutschland im Programm, das ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet. In Sachen Vertrieb und Fertigung besteht eine Kooperation mit dem Stellantis-Konzern, was den Einstieg in den europäischen Markt erleichtert.
- GWM: Der chinesische Gigant Great Wall Motors setzt in Europa hauptsächlich auf den Elektro-Kompakten Ora 03 im Retro-Design. Auch der Plug-in-Hybrid-SUV GWM Wey bleibt trotz seiner imposanten Elektro-Reichweite von bis zu 158 Kilometern bisher hinter den gesteckten Verkaufszielen zurück.
- Nio: Das seit 2022 in Deutschland aktive Unternehmen sieht sich als Premium-Marke und bietet elegante Limousinen und SUV mit E-Antrieb. Der ET5 Touring ist einer der wenigen Elektrokombis auf dem Markt. Ein Alleinstellungsmerkmal sind die Batteriewechselstationen, die innerhalb weniger Minuten einen vollen Akku bereitstellen und so lange Ladezeiten verhindern sollen. Allerdings stockt aktuell der Ausbau dieser Infrastruktur.
- Zeekr: Zeekr ist die Premium-Elektromarke des chinesischen Geely-Konzerns. In Deutschland startete Zeekr 2024 mit dem sportlichen Shooting Brake 001 inklusive 800-Volt-Technik und 620 Kilometer Reichweite und dem SUV Zeekr X. Die Fahrzeuge sollen mit hohen Ladeleistungen und einer umfangreichen Serienausstattung überzeugen.
- Aiways: Aiways war einer der ersten chinesischen Hersteller, der den Sprung nach Deutschland wagte. Dabei fokussieren sie sich auf das vollelektrische SUV U5, das mit einem Basispreis von rund 35.000 Euro ein ordentliches Preis-Leistungs-Verhältnis bietet. Ein Minuspunkt: Die Reichweite von rund 300 Kilometern ist bescheiden.
Was macht chinesische Automarken so besonders?
Unter dem Strich lässt sich sagen, dass die chinesische Autoindustrie in den vergangenen Jahren eine spektakuläre Entwicklung hingelegt hat. Heute zahlt sich aus, dass sich die Volksrepublik schon sehr früh auf den Elektroantrieb fokussiert hat.
China dominiert den Batteriemarkt und die Produktion der dafür benötigten Rohstoffe, was zu äußerst günstigen Zuliefererstrukturen und letztlich günstigen Produktionskosten führt.
Dazu kommen staatliche Subventionen, die aus europäischer und amerikanischer Sicht oft als Marktverzerrung angesehen werden und letztlich zu EU-Strafzöllen geführt haben.
Diese günstigen Rahmenbedingungen ermöglichen es den chinesischen Autobauern, moderne E-Autos, die technisch teilweise auch noch innovativ sind, zu niedrigeren Preisen auf den Markt zu bringen. Auch auf dem europäischen Markt stellt dies einen großen Vorteil gegenüber der etablierten Konkurrenz dar.
Es gibt aber auch Bereiche, in denen es noch Luft nach oben gibt. Ruppig abgestimmte Assistenzsysteme werden von Testern öfter mal bemängelt, während die Infotainment-Software teilweise eher auf die Kundschaft auf Fernost und nicht auf europäische Nutzer zugeschnitten ist.