7 kommende Klassiker für jeden Geldbeutel
Du suchst ein Auto, das sich aus der Masse abhebt? Diese Modelle sind auf dem besten Weg zum Klassikerstatus. Und damit auch ein gutes Investment? Ein Überblick
Gebrauchtwagen ist nicht gleich Gebrauchtwagen. Manche Autos werden einfach nur alt. Und dann gibt es die geliebten Schätzchen, die gehegt und gepflegt werden. Diese Perlen übernachten in Garagen statt unter der Laterne. Einmal pro Woche werden sie liebevoll mit Putzlappen und Eimer gewaschen, anstatt in einer dunklen Waschstraße zu verschwinden. „Hand Wash Only“ (Nur Handwäsche) steht manchmal auf solchen gehätschelten Fahrzeugen. Als besonderes Gütesiegel.
Damit aus Gebrauchtwagen automobile Klassiker werden, braucht es noch etwas mehr: gewisse Vorzüge, die den Wagen von der Einheitsware abheben. Das kann ein gut gelungenes oder zeitloses Design sein. Aber auch Modelle mit besonders leistungsstarken Motoren oder einer technischen Innovation. Das Interessante: Wer sich so einen Kandidaten rechtzeitig anschafft, kann sich nicht nur über neidische Blicke anderer freuen, sondern auch mit teils erheblichem Wertzuwachs rechnen. Allerdings gilt es zu bedenken: Sobald über einen Geheimtipp Artikel geschrieben werden, ist er nicht mehr geheim. Und: Eine Garantie auf Wertzuwachs gibt es nicht. Hier sind sieben Autos mit guten Chancen zum Klassiker – die man auch einfach als Auto lieb haben darf.
Der Audi A2 ist leicht, sparsam und geräumig. 15 Jahre nach Produktionsende avanciert Audis Mini-Van zum Klassiker.
Audi A2 (1999 bis 2005)
Es gibt alte Autos, die sind besser als mancher Neuwagen. Wie das geht, zeigt der Audi A2. 1999 kommt der innovative Knirps auf den Markt, mit den Qualitäten eines Langzeitautos. Die Karosserie ist aus Aluminium, da hat Rost keine Chance. Außerdem ist er mit einem Leergewicht von kaum einer Tonne (je nach Ausstattung) leichtfüßig. Das führt zusammen mit der windschlüpfigen Karosserie und sparsamen Motoren zu sensationell niedrigen Verbräuchen.
Allein, der Kundschaft fehlt der Weitblick. Mit nur 170.000 verkauften Exemplaren wird der Audi A2 ein wirtschaftlicher Flop, die Produktion 2005 wieder eingestellt. Das macht den erstaunlich geräumigen A2 bereits heute zum selten gewordenen Youngtimer. Seine Stärken haben sich längst herumgesprochen. Die Folge: Sinken werden die Preise nicht mehr, im Gegenteil. Aber noch ist er erschwinglich.
Mercedes SLK (R170, 1996 bis 2004)
Es ist höchste Zeit, dass Mercedes-Benz 1996 endlich einen eigenen Roadster präsentiert. Der Mazda MX-5 belebt hier das Segment bereits seit sechs Jahren. Mit seinen herausragenden Komfort- und Fahreigenschaften wird auch der SLK (R170) ein voller Erfolg. Der Clou ist das automatisch schließende Metalldach, auch Variodach genannt. Es öffnet sich auf Knopfdruck in weniger als einer halben Minute und verschwindet komplett im Kofferraum. Frühe SLK-Besitzer sollen in den 1990er- Jahren auf Parkplätzen Show-Vorführungen für Zuschauer abgehalten haben.
Zusätzlich fährt der für Mercedes-Verhältnisse recht knuffige SLK (für: sportlich, leicht, kompakt) eben prima. Vor allem als 230 Kompressor mit 193 PS zieht der Roadster kräftig los, die 280 Newtonmeter Drehmoment liegen schon ab 2.500 Touren an. Im Jahr 2000 reichen die Stuttgarter einen sonoren 3,2-Liter-V6 mit 218 PS nach, dem auch bei hohen Drehzahlen nicht die Power ausgeht. Da vergisst man beinahe, dass die Basis des ersten SLK die biedere C-Klasse W202 ist. Entsprechend anfällig ist der R170 für Rost. Wer dagegen einen gepflegten Garagenwagen aus erster oder zweiter Hand ergattert, wird am Mercedes SLK seine Freude haben. Der nächste Sommer kommt bestimmt.
BMW 1er (E87, 2004 bis 2013)
Selbst BMW baut inzwischen Autos mit Frontantrieb, etwa den aktuellen 1er (F40). Wer den Kompakten schätzt, den klassischen Hinterradantrieb aber nicht missen möchte, sollte einen Blick auf den E87 werfen. Die erste Generation des BMW 1er kommt 2004 auf den Markt und setzt auf die alten Tugenden. Dazu gehört in erster Linie, dass ein Auto bitteschön von den Antriebsrädern geschoben und nicht gezogen wird.
Zusammen mit spritzigen Motoren sorgt das beim E87 dafür, dass er seinerzeit der agilste Kompaktwagen auf dem Markt ist. Mit dem 115 PS schwachen Vierzylinder im 116i ist der Fahrspaß allerdings begrenzt. Etwas für Feinschmecker sind dagegen die Sechszylinder mit bis zu 306 PS im 135i, nur übertroffen vom M Coupé mit 340 PS. Bei diesen kompakten Granaten ist der Klassikerstatus so sicher wie das Amen in der Kirche. Wertzuwachs garantiert, deshalb sollte man bald zugreifen.
Citroën C6 (2005 bis 2012)
Auch in Frankreich wurden einst stattliche Oberklasse-Autos gebaut. Als letzter Luxusliner von Citroën gilt der von 2005 bis 2012 gebaute C6. Basis seiner grandiosen Fahreigenschaften ist die legendäre Hydropneumatik, die schon den DS oder den populären CX zu automobilen Sänften machte. Im C6 ist das Fahrwerk mit moderner Elektronik bis ins Detail verfeinert, Bodenwellen und Unebenheiten schluckt die Limousine, als wären sie nicht da.
Ein wirtschaftlicher Flop wird der C6 für Citroën trotzdem. 2012 laufen die letzten von nur 23.500 gebauten Exemplaren vom Band. Vor allem in Deutschland kann sich der komfortable Reisewagen nicht gegen die übermächtige Konkurrenz aus München oder Stuttgart durchsetzen. Das macht ihn heute umso interessanter als Geheimtipp und Blickfang, denn aufgrund der geringen Stückzahl hat der Citroën C6 längst Youngtimer-Potenzial. Bevor die Sammler zugreifen, sollte man es daher besser selbst tun.
Fiat Panda 4x4 (seit 1980)
Vergiss Komfort – Hauptsache, das Auto ist praktisch: So ungefähr tönt das Motto aus Italien, als Fiat 1980 den minimalistischen Panda vorstellt. Viel mehr als vier Räder und ein Lenkrad bietet der Kleine kaum. Dafür ist er günstig und erstaunlich geräumig – und sieht mit seinem puristischen Guigiaro-Design noch heute gut aus. Vier Millionen Stück werden von der ersten Generation gebaut. Die meisten rosten weg oder werden gnadenlos verschlissen, mit einer Ausnahme: Selten und begehrt sind die Modelle mit zuschaltbarem Allradantrieb, der von Steyr Puch in Österreich entwickelt wurde. Solche Panda 4x4 nehmen Mitte der Achtziger sogar an der Rallye Paris-Dakar teil.
Bis heute sieht man Allrad-Pandas in Italien im Alltagseinsatz: Der Autor sichtete allein auf der steinigen Anfahrt zum Vesuv mehrere Exemplare. Aber auch Großstadt-Hipster, dem Trend stets eine Nasenlänge voraus, interessieren sich zunehmend für den Fiat Panda. Die Allrad-Version hat dabei besonderen Kultstatus. Auch bei den Modellgenerationen des modernen Panda Nuova sind ein 4x4 sowie der Panda Cross mit Allradantrieb erhältlich. Fiat verspricht „souveräne Offroad-Performance“. Der erste Panda kommt zu neuer Ehre. Jede Wette.
VW Touareg I (2002 bis 2010)
SUVs sind heute Massenware. Vor 20 Jahren sieht das noch anders aus: BMW überrascht 1999 mit dem X5 und macht in Deutschland ein neues Fahrzeug-Genre populär. 2002 zieht Volkswagen mit dem Touareg nach. Der Oberklasse-Hochsitz ist nach dem afrikanischen Wüstenvolk der Tuareg benannt. Das Sports Utility Vehicle von VW ist zwar überwiegend auf der Straße anzutreffen, kann mit Allradantrieb, Sperrdifferenzial und verstellbarer (optionaler) Luftfederung aber auch Gelände.
Dazu kommen starke bis brachiale Motoren. Kleinstes Aggregat ist ein V6 (Benziner oder Diesel), der V8-Benziner leistet 310 PS (später 350 PS). Top-Modell wird 2004 der W12 mit sechs Litern Hubraum und 450 PS. Das reicht nicht nur, um (fast) jeden Berg hinaufzukommen, sondern auch für abgeregelte 250 Stundenkilometer auf der Autobahn. Heute ist die erste Generation des Touareg ein Tipp für Offroad-Fans, die sich ein Fahrzeug aus der ersten Blütezeit der SUVs sichern möchten.
Porsche 996 (1997 bis 2006)
Es sind nicht nur die Schönlinge, die im Alter noch begehrt sind. Manchmal reifen auch Underdogs zu angesehenen Klassikern. Wie der Porsche 911 der Baureihe 996: Seine runde Form mit den Scheinwerfern vom kleinen Boxster kam vor 20 Jahren nicht gut an. „Spiegelei“, spotten Kritiker. Dazu kommt, dass der 996 der erste Neunelfer mit Wasser- statt Luftkühlung ist – für Traditionalisten der Sportmarke ein Gräuel.
Im Herbst 1997 erregte die Baureihe 996 die Gemüter. Heute ist das "Spiegelei" auf direktem Weg zum Klassiker.
Die Folge: Der Porsche 996 ist lange Zeit die günstigste Art, Porsche 911 zu fahren. Exemplare mit neuer HU und vielen Kilometern findet man zu Preisen unter 20.000 Euro. Wer dauerhaft Spaß haben möchte, investiert aber besser ein wenig mehr und achtet auf eine nachvollziehbare Wartungshistorie. Die Preise für solch gepflegte Porsche 996 steigen inzwischen an. Denn: Diese 911er-Generation hat zwar wassergekühlte, aber noch die guten alten Saugmotoren unter der Haube, keine Turbos. Das reizt immer mehr Fans und Sammler. Und: Trotz allem ist er eben ein Elfer.