So wurden von Seat nicht nur Teile des "alten" A4 übernommen, sondern gleich die kompletten Produktionsanlagen in Ingolstadt abgebaut und per Lkw ins spanische Martorell gebracht. Rund 1.200 Lkw-Ladungen sollen dafür notwendig gewesen sein. Die kuriose Geschichte erinnert an die vom kleinen Bruder, der die Sachen des großen auftragen muss, wenn sie dem nicht mehr passen oder nicht mehr gefallen.
Und was einerseits nach sinnvoller Nutzung der Ressourcen klingt, könnte andererseits den Verdacht erwecken, dass der Exeo selbst als Neuwagen eben doch nur ein Secondhand-Auto war, das Verzicht bedeutete.
ADAC: Exeo mit "Premium-Niveau"
Tatsächlich aber wäre das nicht einmal die halbe Wahrheit. Denn schon die breite Motorenpalette des Exeo, sechs Benzinmotoren mit Leistungen von 102 PS bis 210 PS sowie drei Dieselmotoren von 120 PS bis 170 PS, wurde nicht von der vorherigen Generation des A4 übernommen. Sie stammen zum größten Teil aus der parallel zum Exeo von 2008 bis 2015 gebauten A4-Generation B8.
Damit bewegte sich der Spanier während seiner gesamten Bauzeit auf dem damals aktuellen Stand der Motoren-Technik des VW-Konzerns. Aber auch sonst konnte von Verzicht und Benachteiligung keine Rede sein. Im Gegenteil. So bescheinigte der ADAC dem Exeo nicht nur eine "Verarbeitung auf sehr gutem Niveau" beziehungsweise eine "einwandfreie Verarbeitungsqualität", sondern sogar "Premium-Niveau, wie man es vor der Einführung des Exeo von Seat noch nicht kannte".
Selbstverständlich war das nur möglich, weil eben jener Audi A4, Generation B7, dieses Niveau bereits eine Modell-Generation vor dem Seat erreicht hatte. Zudem machte Seat den Exeo 2011 noch etwas besser. So unterzog man das Auto im Rahmen einer Modellpflege nicht nur einiger kosmetischer Eingriffe – unter anderem ein Kühlergrill in Wabenstruktur – sondern führte vor allem sinnvolle technische Neuerungen ein.
Die Ausstattung umfasste nun auch eine verbrauchsoptimierende Start-Stopp-Automatik sowie Xenon-Scheinwerfer und LED-Tagfahrlicht. Alles in allem ist der Exeo also nicht nur ein gut verarbeitetes, sondern auch ein gut ausgestattetes Modell, mit dem man auch heute, fünf Jahre nach Produktionsende, noch buchstäblich gut fährt.