Das Konzept, aus einem Grundmodell mit zahlreichen Karosserievarianten eine ganze Marke aufzubauen, stößt bei der zweiten Generation des Mini (2006–2015) an ihre Grenzen. Die Zielgruppe sieht der Hersteller bei jungen, solventen Hedonisten. Eine Marketing-Chimäre, denn die tatsächlichen Kunden sind keineswegs jung und in der Mehrzahl weiblich. Das belegt das Kraftfahrtbundesamt in Flensburg mit folgenden Zahlen: 2013, im ersten vollen Verkaufsjahr des Mini Roadsters, entscheiden sich 2.587 Kunden für das Fahrzeug. Davon entfallen auf private Zulassungen 1.182 Einheiten. Nur 78 Exemplare kommen in die Hand von Fahrern bis 29 Jahre. Dafür gönnen sich 191 Vertreter der Generation 60plus den offenen Zweisitzer. 753 der neuen privaten Roadster-Halter sind Frauen.
Wie begrenzt das Segment der Roadster an sich ist, zeigt ein Blick auf die Zulassungen der beiden Wettbewerber des Mini Roadster. 2013 kommen 3.601 neue Audi TT auf die Straße und 1.756 Mazda MX-5.
Der erhoffte Erfolg bleibt aus
Dem mindestens 22.600 Euro teuren Mini Roadster ist nur eine kurze Laufbahn beschieden. Mini verkauft ihn neben dem Coupé bis 2015. Während seiner Laufzeit überzeugte der puristische offene Mini in Deutschland keine 10.000 Kunden. Wer bereit ist, für reinen Fahrspaß entsprechende Beträge zu investieren, findet beim Mazda MX-5 mehr Tradition, Stil und Langzeitqualität, bei Audi TT und BMW Z4 dagegen Unverwechselbarkeit und eine Wertigkeit bis in feinste Details, die Premium nicht nur beschwört, sondern lebt.
Fahrspaß bietet der Mini Roadster sicher reichlich. Und das bereits mit den 122 PS der Basismotorisierung. Die 211-PS-Version kann mit echten Sportwagen mithalten. Aber das können auch die Roadster von Audi und BMW mindestens ebenso gut.
Fazit zum Mini Roadster (R59), 2012–2015
Einst gehörte am Beginn einer engagierten Autofahrer-Karriere ein kleiner englischer Roadster zum Pflichtprogramm. Preiswert, günstig im Unterhalt und unbezahlbar für das Lebensgefühl trotzten die offenen Zweisitzer von den britischen Inseln wenigstens ein paar Jahre allen technischen und komfortabhängigen Unzulänglichkeiten. Diesen Geist will Mini mit seinem Roadster beschwören. Doch die Botschaft verfehlt die Traditionalisten und die Preispolitik die Zielgruppe. Somit blieb der Mini Roadster eine Antwort auf eine Frage, die die Autokundschaft nicht gestellt hatte. Als Gebrauchter darf er freilich doch noch in den Fokus junger Wilder rücken. Ab 11.000 Euro beginnen gute Gebrauchte. Oder bei jenen, die sich einen nunmehr günstigen Fahrspaß unter freiem Himmel gönnen wollen, der nicht an jeder Ecke zu finden ist. Mehr als 150 gebrauchte Mini-Roadster finden sich bundesweit nicht einmal bei mobile.de.