- Der lange Toyota Proace Verso in Kürze
- Kofferraumvolumen, Platzangebot, Karosserie
- Innenraum, Materialqualität, Verarbeitung
- Infotainment, Radio, Bedienung
- Assistenzsysteme und Sicherheit
- Antrieb, Motor, Getriebe, Verbrauch
- Fahrwerk, Lenkung, Fahrverhalten
- Preise, Ausstattung, Kosten, Fazit
- Toyota Proace Verso Executive L2: Technische Daten
Der Toyota Proace Verso (2019) im Test: Preise, Daten
Ein großer Bus mit Pkw-Anspruch: Der Toyota Proace Verso ist eine günstige Variante im „Bulli“-Segment. Der Proace in Executive-Ausstattung im Test.
- Heiko Dilk
- Veröffentlicht am 10.06.2020, 12:01

Großraum-Vans geht es ein bisschen wie berufstätigen Hausfrauen oder -männern: Sie sollen Arbeit, Familie und Freizeit unter einen Hut bringen. Der Unterschied: Menschen brauchen dafür viel Zeit, Autos viel Platz. Toyota baut für diesen Zweck den Proace. Seit 2016 entsteht er in zweiter Generation. Der französische PSA-Konzern war Entwicklungspartner. Mehrere Marken bieten technische Zwillinge an.

Citroën Jumpy und Peugeot Expert ähneln dem Toyota Proace sehr, die Autos teilen sich mehr als nur eine Plattform. Seit Anfang 2019 gehört außerdem der Opel Zafira Life zur frankojapanischen Busfamilie. Der größte Konkurrent kommt von VWs Nutzfahrzeuge-Tochter: Der Proace fährt im Segment des VW T6. Als Pkw-Version Proace Verso konkurriert er mit den Modellen ab Caravelle: Er ist Familientransporter oder Business-Bus.

Mit dem Proace Verso hat Toyota einen vielseitigen Van im Angebot.
Der lange Toyota Proace Verso in Kürze
- Bulli-Konkurrent aus französisch-japanischer Koproduktion
- Zwei Radstände, drei verschiedene Längen, bis zu neun Sitze
- Bis zu 4.554 Liter Kofferraumvolumen in Länge „L2“
- Drei Diesel mit 120, 150 und 177 PS im Angebot
- Sechsgang-Handschaltung oder Achtgang-Automatik
- Bis zu 1.000 Kilo Zuladung, 2,3 Tonnen Anhängelast
Der Toyota Proace Verso tritt in der schicken Executive-Ausstattung zum Test an. Sie beinhaltet je zwei bequeme Einzelsitze in Reihen zwei und drei und ein großes Panoramadach. Der große Diesel und die Achtgang-Automatik machen ihn zum Topmodell im Angebot. Um im VW-Sprech zu konkretisieren: Er ist das Pendant zum VW Multivan. Mit der maximalen Länge „L2“ bietet er mehr Stauraum als jeder klassische Pkw.
Toyota Proace Verso: Karosserie, Kofferraumvolumen, Platzangebot,
Parklücken für große Business-Kombis wie BMW 5er oder Mercedes E-Klasse reichen dem Proace nicht aus. Unser Testwagen misst fast 5,31 Meter in der Länge. Logisch: Voraussetzung für den großen Laderaum ist eine große Grundfläche. Die Länge ist mit Einschränkungen im Alltag verbunden. Aber sie hat klare Vorteile: In beide Flanken passen breite, elektrische Schiebetüren.

Durch sie steigt man bequem auf die Einzelsitze in Reihe zwei. Klappt man die nach vorne um, gelangt man ohne Verrenkungen in Reihe drei. Man sitzt gut in den ausgeformten Sitzen, sie lassen sich frei in Längsrichtung verschieben und beinahe zu Liegesitzen auseinanderfalten. Die vorderen Plätze lassen sich entgegen der Fahrtrichtung montieren – für Gespräche von Angesicht zu Angesicht. Kabbelnde Kinderfüße kann man ob der Länge des Innenraums vermeiden.
Lieber Stauraum gefällig? Der Ausbau der Sitze gelingt einfach. Lehne umklappen, an einem Riemen ziehen, herausheben. Allzu viel Kraft erfordert das nicht, die Sitze sind sogar halbwegs handlich. Sie wieder einzubauen, ist nerviger. Jedenfalls in unserer Konfiguration: Die Armlehnen der Sitze kollidieren mit der Konsole, aus der sich Tischchen ausklappen lassen oder in der sich größerer Kleinkram verstauen lässt. Wer planvoll vorgeht, kann das Problem umgehen.
Der Kofferraum des Proace verdient einen größeren Namen: Laderaum ist bei bis zu 4.554 Litern angemessen. Dann stapelt man bei ausgebauten Sitzen bis unter die Decke. Das reicht für den kleinen Umzug. Hinter der dritten Sitzreihe bleibt immer noch genug Kofferraumvolumen für die Sommerreise mit Familie (989 bis 1.384 Liter). Damit die Ladung nicht zum Geschoss wird, lässt sich ein solides Netz in den Fahrgastraum spannen.

Trotz all der Größe fehlt uns ausgerechnet Stauraum im Proace. Und zwar vorne. Das Fach oben auf dem Armaturenbrett ist schwer erreichbar und kaum einzusehen. Eine Konsole zwischen den Vordersitzen für Flaschen und Kleinkram wäre schön – etwas, das in einem Pkw eigentlich selbstverständlich ist.
Der Innenraum des Toyota Proace Verso
Dem Toyota Proace merkt man das Nutzfahrzeug eben noch an, sogar in der teuersten Variante. Nicht allzu stark zwar, aber spätestens der hohe Hartplastikanteil am Armaturenbrett verrät ihn. Unser Toyota Proace im Test kommt mit Ledersitzen, die den Innenraum aufwerten, aber keine Luxus-Atmosphäre verbreiten. Das gilt vorne wie hinten.

Der Block für den Konferenztisch besteht ebenfalls aus hartem Plastik und fühlt sich billig an. Kratzspuren lassen schon nach wenigen Kilometern erahnen, wie er langfristig aussieht. Ausgeklappt wirken die Tische klapprig. An dieser Stelle wünschen wir uns eine schöne, solide Lösung. Etwas, das nicht einmal Kinderhände kaputt spielen können.
Das große Panoramadach hilft dem Wohlbefinden spürbar. Toyota baut die zweiteilige Fensterfläche serienmäßig in die Executive-Version. Sie macht den Innenraum licht und luftig. Schön, ganz unabhängig vom Verwendungszweck des Proace.
Infotainment und Bedienung im Proace Verso
Das Infotainmentsystem im Proace Verso stammt aus französischen Pkw-Modellen. Peugeot- und Citroën-Fahrer finden sich schnell zurecht, besonders die Besitzer älterer Modelle. Toyota setzt nicht den aktuellen Stand ein. Für alle anderen geht die Bedienung mühsam vonstatten. Die Menüführung gelingt nicht intuitiv. Obwohl das System die Standards Apple CarPlay und Android Auto beherrschen soll, funktioniert die Kopplung mit dem Smartphone nicht.

Viele Schaltflächen auf dem Touchscreen geraten außerdem zu klein für die treffsichere Navigation. Froh sind wir über die Direktwahltasten links und rechts des Bildschirms und über den altmodischen Lautstärkeregler zum Drehen. Zudem helfen die Tasten am Lenkrad. Allerdings ist hier nicht die komplette Bedienung gut durchdacht.
Besonders an den Satelliten für den Tempomaten muss man sich gewöhnen. Er sitzt hinter dem Lenkradkranz. Welche Funktion wo bedient wird, ist nicht während der Fahrt ablesbar. Eine intuitive Nutzung ohne Anleitung ist ausgeschlossen. Ein typisches PSA-Problem.

Unter den Pkw-Versionen des T6 ist die Caravelle das Einstiegsmodell. Die Topversion ist der Multivan.
Toyota Proace Verso: Assistenzsysteme und Sicherheit
Ist er eingestellt, macht der Tempomat an sich keinen Ärger. Er hält im Executive serienmäßig den Abstand zum Vordermann – aber nicht die Spur. In Verbindung mit dem Paket „Safety Sense“ assistiert er nur. Zudem warnt er vor Kollisionen, erkennt Fußgänger, Verkehrsschilder und ob der Fahrer übermüdet ist und eine Pause einlegen sollte. Es gibt Autos, die können mehr, doch der Toyota Proace bewegt sich auf einem passablen Technik-Stand. Zumindest für einen Van.

Motor und Verbrauch im Toyota Proace Verso
Zum Test tritt der Toyota Proace Verso mit dem stärksten von drei Diesel-Motoren an. 177 PS und 400 Newtonmeter Drehmoment aus 2,0 Litern Hubraum genügen für flotte Fahrleistungen. Wir vermuten: Die Variante mit 150 PS und 370 Nm reicht auch, womöglich sogar der kleine 1,5-Liter-Diesel mit 120 PS und 300 Nm. Schließlich gibt es in einem Bus wenig Anlass für Dynamik.
Allerdings müsste man mit kleineren Motoren auf die Achtgang-Automatik verzichten. Die passt gut zum gemütlichen Charakter des Proace und schaltet komfortabel und sanft. Toyota bietet sie ausschließlich in Kombination mit dem 177-PS-Diesel an.

Der Selbstzünder benimmt sich einigermaßen manierlich, brummt jedoch in vielen Situationen präsent in den Innenraum. Selbst bei konstanter Fahrt hört man ihn arbeiten, bei starker Beschleunigung ohnehin. Andere im Segment dieseln leiser. Der Verbrauch geht jedoch in Ordnung: 7,3 Liter spritzt der Motor auf unserer Pendelstrecke mit Stadtverkehr, Autobahn (teils unbegrenzt) und Landstraße pro 100 Kilometer ein. In der Rushhour auf der Kurzstrecke kann mal eine Neun vor dem Komma stehen. Das geht für ein Auto dieser Größe absolut in Ordnung. Viele SUVs schaffen das nicht.
So fährt der Toyota Proace Verso
Toyota bemüht sich beim Proace Verso um eine komfortable Abstimmung. Die gelingt nur bedingt. Zwar federt der Toyota weich und nimmt groben Unebenheiten die Schärfe, doch gerade bei niedrigen Geschwindigkeiten wankt und schwankt er stark. Kurze, harte Stöße dämpft das Fahrwerk nicht ausreichend. Zudem neigt sich der Proace bei Kurvenfahrt generell stark zur Seite.

An der Lenkung kann man die Leichtgängigkeit loben, mehr allerdings nicht. Sie ist gefühllos und indirekt. Was auf der Straße passiert, lässt sich kaum erahnen. Beim Proace fällt die Schwäche durch die gute Sitzposition auf. Er fühlt sich insgesamt stark nach einem Pkw an. Dieses Gefühl vergrößert die Diskrepanz.
Preise, Kosten und Fazit zum Toyota Proace Verso
Toyota verlangt mindestens 36.700 Euro für den Proace Verso. Für diesen Preis gibt es ihn als kurzen Compact in der „Shuttle“ genannten Version mit sechs Sitzen in zwei Reihen. Sie bringt schon eine Menge Ausstattung mit. Für den Antrieb ist der 120-PS-Diesel zuständig.
Die Ausstattung Shuttle Comfort lässt mit Einzelsitzen vorne, einem Infotainmentsystem mit 7-Zoll-Touchscreen und Smartphone-Integration etwas mehr Wohnlichkeit zu. Für Familien geht der Spaß eher bei 38.400 Euro los. Der Proace Verso Family verfügt über zwei Schiebetüren und eine große Heckklappe statt zweier Einzeltüren. Praktisch: Die Heckscheibe lässt sich separat öffnen.
Unser Testwagen ist weitere 20.000 Euro teurer. Er kostet 57.455 Euro. Er ist die Topversion des Proace Verso. Der stärkste Motor, die Achtgang-Automatik und die längste Länge („L2“) treiben den Preis nach oben, vor allem aber die Executive-Ausstattung. Um 8.000 Euro im Vergleich zur nächstkleineren Ausstattung „Team Deutschland“. Allerdings gibt es nur noch ein Extra: sechs Einzelsitze in Leder. Serienmäßig baut Toyota eine Dreiersitzbank in Reihe drei ein. Das Auto ist also wirklich „voll“.

So gesehen relativiert sich der Preis. Ein ähnlich gut ausgestattetes Business-Mobil mit derartigem Nutzwert findet man selten. Ein VW T6 jedenfalls kostet deutlich mehr, eine Mercedes V-Klasse ebenfalls. Konkurrenz lauert bei den Joint-Venture-Partnern. Ein Peugeot Traveller kostet in ähnlicher Konfiguration weniger als 51.000 Euro. Auch der ist fast vollständig ausstaffiert. Es fehlen die elektrischen Türen (1.150 Euro), Trennnetz, Abdeckung und Tisch. Die Preisstruktur des Schwestermodells Citroën Spacetourer ist ähnlich.
Opel preist den Zafira Life teurer ein. Voll ausgestattet landet er auf ähnlichem Niveau wie der Toyota. In seiner Aufpreisliste findet man aber einen 122-PS-Diesel in Verbindung mit 8-Gang-Automatik. Rechnen lohnt sich also: In unserer Konfiguration wäre ein Franzose günstiger als der Japaner.
Toyota Proace Verso Executive L2: Technische Daten
Motor | 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel |
Antrieb | Achtgang-Automatik, Frontantrieb |
Leistung | 130 kW (177 PS) b. 3.750 U/min |
Drehmoment | 400 Nm b. 2.000-2.500 U/min |
0-100 km/h | 8,8 s |
Geschwindigkeit | 185 km/h |
Verbrauch (Norm) | 5,7 l/100 km |
CO2-Ausstoß | 150 g/km |
Testverbrauch | 7,3 l/100 km |
Länge | 5.309 mm |
Breite | 1.920 mm |
Höhe | 1.899 mm |
Radstand | 3.275 mm |
Kofferraumvolumen | 989-4.554 Liter |
Gewicht | 1.970-2.203 kg |
Zul. Gesamtgewicht | 2.840 kg |
Anhängelast | 2.300 kg |
Preis Toyota Proace Verso | ab 36.700 Euro |
Preis Toyota Proace Verso Executive L1 | ab 54.000 Euro |
Preis des Testwagens | 57.455 Euro |
Der Toyota ProAce Verso in Bildern
Quelle: Jonas SeidelMit knapp 1,90 Metern Höhe passt der Toyota Proace in alle gängigen Parkhäuser, nur die kleine Antenne streift eventuell mal einen Querträger Quelle: Jonas SeidelLED-Scheinwerfer sind beim Proace Verso nicht im Angebot, Xenon gibt es ab Executive serienmäßig Quelle: Jonas SeidelVerso ist bei Toyota der Zusatz für die Pkw-Versionen des Proace. Die Nutzfahrzeuge kommen ohne den Nachnamen aus Quelle: Jonas SeidelDer längste Toyota Proace Verso misst fast 5,31 Meter, die Version L1 mit weniger als 5 Metern dürfte vielen im Alltag besser passen Quelle: Jonas SeidelDie zweite Schiebetür auf der Beifahrerseite gibt es beim Proace Executive serienmäßig. Beide Türen öffnen elektrisch, per Knopfdruck oder Fußsensor Quelle: Jonas SeidelDer Toyota Proace Verso Executive rollt serienmäßig auf 17-Zoll-Alufelgen Quelle: Jonas SeidelDie große Heckklappe gibt es ab der Ausstattung „Family“, sonst kommt der Prace Verso mit zweigeteilter Hecktür Quelle: Jonas SeidelDas Trennnetz für den Gepäckraum lässt sich im Toyota Proace Verso fest verspannen Quelle: Jonas SeidelDie Heckscheibe lässt sich beim Toyota Proace separat öffnen, ein gutes Feature, das wir allerdings selten nutzten Quelle: Jonas SeidelSeit 2017 baut Toyota den Proace Verso zusammen mit dem PSA-Konzern. Er zielt auf den VW T6 und soll den Nutzwert eines Busses mit Pkw-Eigenschaften verbinden Quelle: Jonas SeidelDie Sitzposition im Toyota Proace Verso fällt für einen Van angenehm Pkw-artig aus, man sitzt weniger „auf“ dem Auto als bei Konkurrenten Quelle: Jonas SeidelDer Innenraum des Proace kann seine Nutzfahrzeug-Gene nicht komplett verstecken. Es gibt viel Hartplastik. Insgesamt fühlt der Verso sich jedoch wohnlich an Quelle: Jonas SeidelDie Lenkung des Proace Verso steuert leichtgängig, gefühllos und ziemlich indirekt Quelle: Jonas SeidelDer Arbeitsplatz im Toyota Proace Verso wirkt angenehm wohnlich. Uns fehlten jedoch Staufächer und Becherhalter Quelle: Jonas SeidelDie ausgelagerte Klimaanlage und der klassische Lautstärkeregler gefallen uns am Infotainmentsystem des Proace Verso Quelle: Jonas SeidelDas serienmäßige zweiteilige Panoramadach macht den Innenraum des Toyota Proace Verso Executive licht und luftig Quelle: Jonas SeidelAlle Sitze bezieht Toyota im Testwagen mit Leder. Das hilft dem Eindruck von Wertigkeit im Proace Verso ein bisschen Quelle: Jonas SeidelDie Ledersitze in unserem Testwagen erhöhen die gefühlte Wertigkeit im Gegensatz zum Hartplastik im Innenraum Quelle: Jonas SeidelIn der Ausstattung Executive rüstet Toyota den Proace mit zwei Einzelsitzen in Reihe zwei aus, die Konsole mit Konferenztischen zum Ausklappen ist im Preis inbegriffen Quelle: Jonas SeidelSerienmäßig steckt in Reihe drei eine Dreiersitzbank, im Toyota Proace Verso im Test gibt es zwei Einzelsitze. Alle vier Plätze hinten verfügen über Isofix Quelle: Jonas SeidelSelbst in Reihe drei fühlt man sich im Toyota Proace nicht wie ein Passagier zweiter Klasse. Die vorderen Sitze lassen sich umdrehen Quelle: Jonas SeidelÜber die Dachkonsole können Passagiere hinten ihr eigenes Klima einstellen, Leselampen sind ebenfalls vorhanden
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