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Volkswagen verpasst dem T6.1 eine ausgiebige Modernisierungs-Kur
Quelle: Volkswagen
Volkswagen verpasst dem T6.1 eine ausgiebige Modernisierungs-Kur

Im Alter wird der Bulli stoisch. Er mag sich eigentlich nicht mehr doll verändern. Das mit dem Transportieren hat er schließlich schon lange drauf, egal ob es um Ladung oder Passagiere geht. Deshalb gilt für dieses Facelift dasselbe wie für alle früheren: Front und Heck sehen frisch aus, Chassis und Form bleiben. Das ist seit der Einführung des T5 im Jahr 2003 so.

Abseits von Bodengruppe und Karosserieblechen hat der geliftete T6 – VW nennt ihn T6.1 – aber nichts mehr mit seinen Vorgängern zu tun. Vom alten Auto würde höchstens noch der eine oder andere Sensor passen, aber kein Kabelbaum. Das musste sein, denn sein hohes Alter schützt ihn nicht vor dem Anspruch der Kunden. Und die wollen sich in einem Bus so fühlen wie in einem Pkw.

VW T6.1 wird moderner

Deshalb verändert sich der Bulli dort, wo man es nicht sieht. Ihm fehlten bisher wichtige Assistenzsysteme, vor allem jene, die selbstständig lenken. Außerdem war das Infotainment-Programm spürbar veraltet. Die passende Technik ist prinzipiell im VW-Konzern vorhanden, war aber nie für den Bulli vorgesehen. Er musste sich ihr also anpassen.

VW baute die Baureihe dafür um. Abgesehen von der Karosserie entspricht der VW-Bus jetzt einem Auto, das auf dem „Modularen Querbaukasten“ basiert – die Architektur für Pkw von Polo bis Tiguan. Im Bulli stecken nun die komplette Elektronik und ein Großteil der Mechanik dieser Plattform. So erkaufen sich Transporter und Busse den Zugang zur Moderne. Aufwändig - aber immer noch einfacher als eine komplette Neuentwicklung. Denn es macht aus dem Bulli kein völlig neues Auto. Er behält viele Tugenden und so manche Schrullen. Aber er verbessert sich in wichtigen Punkten: Seine Motoren werden sauberer, das Fahrwerk wird geschmeidiger und der Gesamteindruck zeitgemäßer.

Elektromechanische Servolenkung ermöglicht Assistenten

Ausgangspunkt für die Modernisierung ist das Lenkgetriebe. Das arbeitet jetzt nicht mehr hydraulisch, sondern elektromechanisch. Nur so kann ein Steuergerät den Lenkwinkel beeinflussen. Um das Bauteil einzupassen, entwickelte VW einen neuen Vorderachskörper und passte das Fahrwerk an diese Teile an. An der möglichen Zuladung ändert sich nichts. Aber der Bulli wird komfortabler.

Man merkt ihm das Nutzfahrzeug natürlich noch an. Er muss große Lasten aushalten, das funktioniert nicht mit der Federung eines Passat. Aber VW beruhigt die rumpelige Hinterachse und bringt insgesamt mehr Gemütlichkeit ins Auto. Der Bulli holpert weniger über Kopfsteinpflaster. Das merken vor allem die Passagiere im Fahrzeugheck.

Der T6.1 bekommt einige praktische Assistenten. Unter anderem eine Seitenwindkorrektur
Quelle: Volkswagen
Der T6.1 bekommt einige praktische Assistenten. Unter anderem eine Seitenwindkorrektur

Vorn links sind andere Neuerungen wichtiger. Zum Beispiel die serienmäßige Seitenwindkorrektur, die den Bulli automatisch gegenlenken lässt, wenn Böen ihn zur Seite schieben. Oder der Fahrspurassistent, der die Reifen von den Spurmarkierungen fernhält. Echte Autonomie ist das noch nicht, aber vor allem auf langen Reisen eine sinnvolle Unterstützung.

Zusätzlich kommen weitere Assistenten ins Auto, die einem Fünf-Meter-Kasten gut stehen. Der Bulli parkt nun selbstständig in Längs- und Querlücken ein. Dabei kann er sogar missglückte manuelle Versuche korrigieren. Der Trailer-Assistent, den VW zuerst im Passat B8 einführte, rangiert einen Anhänger automatisch in eine Parklücke. Der Fahrer muss nur noch Umlenkpunkt und Winkel bestimmen.

Neues Armaturenbrett mit großen Displays

Das kann er in einer modernen Umgebung tun. Der Bulli bekommt ein neues Armaturenbrett mit, je nach Ausstattung, großen Displays. Je nach Aufpreis stammen die Infotainment-Systeme aus der zweiten oder dritten Generation des entsprechenden Baukastens. Alle Geräte oberhalb der Basis sind online, die großen unterstützen die Fernüberwachung und -steuerung via App.

Apple CarPlay verbindet sich bereits kabellos, für Android Auto folgt diese Funktion im kommenden Jahr. Optional baut VW digitale Instrumente anstelle der mechanischen Anzeigen ein. Ein praktisches Fach mit induktiver Ladefunktion für Smartphones steht ebenfalls in der Preisliste. Handys laden an USB-C-Steckdosen.

Das Cockpit wurde neu gestaltet. Optional gibt es digitale Instrumente hinterm Lenkrad
Quelle: Volkswagen
Das Cockpit wurde neu gestaltet. Optional gibt es digitale Instrumente hinterm Lenkrad

Das Cockpit selbst ist neu gestaltet, aber nach alten Werten hergestellt. Es soll robust und praktisch sein. Unterschäumten Kunststoff findet man also nicht, dafür viel hartes Plastik. Bunte Leisten imitieren schöne Materialien – der Eindruck hält, bis man sie anfasst. Selbst mit guter Ausstattung bleibt im Innenraum ein rustikaler Eindruck. Immerhin: Wichtige Basics wie elektrische Fensterheber, elektrische Spiegel und eine Zentralverriegelung gibt es serienmäßig.

Das Wichtigste am Auto bleibt. Sein Innenraum bietet jede Menge Platz und viele Möglichkeiten. Als Fahrer sitzt man hoch und hat einen tollen Überblick. Schön: Die Lenkung ist direkter geworden. Ordentlich kurbeln muss man trotzdem noch.

Den T6 gibt es weiterhin in allen erdenklichen Varianten. Vom kargen Basismodell mit mäßiger Dämmung und pflegeleichten Flächen, bei dem die Rettungswesten zum farbigen Highlight im Innenraum werden. Bis hin zum voll ausgestatteten Multivan mit drehbaren Einzelsesseln und großem Navigationssystem. Die Camping-Variante California folgt bald.

Nur Dieselmotoren im VW T6.1

Unter der Haube beschränkt sich VW auf Dieselmotoren. Die gibt es in vier Leistungsstufen von 90 bis 199 PS. Alle Antriebe stammen aus der aktuellen Motorengeneration „EA 288 Evo“, sie erfüllen die Abgasnorm Euro 6d-Temp Evo. Kleine Leistung bedeutet Frontantrieb und Handschaltung, bei großen Motoren gibt es ein Doppelkupplungsgetriebe (Serie) und Allrad (optional). Hybride gibt es nicht.

In einer leeren Pritsche mit Doppelkabine genügt der 110-PS-Selbstzünder völlig. Er liefert früh sein Drehmoment und bringt das Auto flott in Schwung. Mit dem überraschend knackigen Fünfgang-Schaltgetriebe macht das sogar Spaß. Für Pkw-artige Souveränität darf es in den gut ausgestatteten, schweren Modellen gern etwas mehr Leistung sein. 150 PS sind ein guter Kompromiss aus Kosten und Kraft, das manuelle Getriebe darf bleiben.

Der T6.1 übernimmt die komplette Elektronik und einen Großteil der Mechanik aus Volkswagens "Modularen Querbaukasten"
Quelle: Volkswagen
Der T6.1 übernimmt die komplette Elektronik und einen Großteil der Mechanik aus Volkswagens "Modularen Querbaukasten"

In allen Modellen sind die Selbstzünder im Innenraum präsent. Die Nutzfahrzeug-Versionen lassen mehr Brummen nach innen, die gemütlichen Varianten etwas weniger. Dass man in einem Diesel unterwegs ist, spürt man auf jeden Fall.

Der VW T7 kommt schon 2021

Als Nutzfahrzeug ist der T6.1 bereits bestellbar und wird ab Ende August gebaut. Für die Pkw-Variante schaltet Volkswagen Nutzfahrzeuge den Konfigurator Anfang Oktober frei, die Produktion startet im November. Der Basis-Kastenwagen „EcoProfi“ kostet mit dem schwächsten Motor 22.950 Euro netto. Die reguläre Version ist knapp 4.000 Euro teurer. Den Multivan „Family“ bietet VW ab knapp 37.000 Euro an. Mit der Ausstattung „Trendline“ kostet er 41.435,80 Euro – gut 2.600 Euro mehr als bisher, aber serienmäßig mit besserer Ausstattung. Eine Elektro-Version kommt als Zwischenlösung vom Tuner Abt.

Die Änderungen am Bulli sind umfangreich, denn: VW wird ihn noch lange im Programm halten. Dennoch startet 2021 schon der T7. Er stellt dann die Basis für alle Pkw-Varianten, der T6.1 wird ein reines Nutzfahrzeug. Wenig später folgen rein elektrische Modelle auf Basis des Elektrifizierungsbaukastens des Konzerns. Aber dafür muss sich der Bulli ja auch nicht ändern. Jedenfalls nicht seine ursprüngliche Form.

Der VW T6.1 in Bildern

Front und Heck hat VW überarbeitet. Chassis und Form bleiben gleich
Volkswagen verpasst dem T6.1 eine ausgiebige Modernisierungs-Kur
Der T6.1 bleibt zwar Nutzfahrzeug. Volkswagen stimmt ihn aber deutlich gemütlicher ab
Das Cockpit wurde neu gestaltet. Optional gibt es digitale Instrumente hinterm Lenkrad
Mit drehbaren Einzelsesseln wird der Innenraum zur Lounge
Unter der Haube stehen vier Motorisierungen mit Leistungen zwischen 90 bis 199 PS zur Verfügung
Der T6.1 übernimmt die komplette Elektronik und einen Großteil der Mechanik aus Volkswagens "Modularen Querbaukasten"
In der Nutzfahrzeug-Variante ist der T6.1 bereits bestellbar
Der T6.1 bekommt einige praktische Assistenten. Unter anderem eine Seitenwindkorrektur
Der T6.1 parkt auf Wunsch alleine ein und hilft beim rangieren mit dem Anhänger
Der Trailer-Assistent hilft beim Einparken mit Anhänger
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Front und Heck hat VW überarbeitet. Chassis und Form bleiben gleich
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Der T6.1 bleibt zwar Nutzfahrzeug. Volkswagen stimmt ihn aber deutlich gemütlicher ab
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Das Cockpit wurde neu gestaltet. Optional gibt es digitale Instrumente hinterm Lenkrad
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Mit drehbaren Einzelsesseln wird der Innenraum zur Lounge
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Unter der Haube stehen vier Motorisierungen mit Leistungen zwischen 90 bis 199 PS zur Verfügung
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Der T6.1 übernimmt die komplette Elektronik und einen Großteil der Mechanik aus Volkswagens "Modularen Querbaukasten"
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In der Nutzfahrzeug-Variante ist der T6.1 bereits bestellbar
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Der T6.1 bekommt einige praktische Assistenten. Unter anderem eine Seitenwindkorrektur
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Der T6.1 parkt auf Wunsch alleine ein und hilft beim rangieren mit dem Anhänger
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Der Trailer-Assistent hilft beim Einparken mit Anhänger
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