Eine Limousine, die gerne Coupé geworden wäre
Elektroautos im Winter – eine Herausforderung? Wir haben den Polestar 2 Long Range Single Motor (78 kWh, Pre-Facelift) auf eine Urlaubsfahrt von München ins Ötztal mitgenommen. Lies hier den Test.
- Polestar 2 – Leise säuselt der Strom
- Verbrauch und Reichweite: WLTP-Theorie vs. Praxis
- Platzangebot und Alltagstauglichkeit des Polestar 2
- Im Test: So fährt sich der Polestar 2 auf Schnee und Eis
- Was ist das Kofferraumvolumen des Polestar 2?
- Was sind die Karosserievarianten
- Die Motoren des Polestar 2
- Winterfahrten mit dem E-Auto: Tipps im Video
- Fazit zum Test des Polestar 2: Empfehlenswert, aber mit Einschränkungen beim Platzangebot
Wie schlägt sich die schwedische Limousine mit Coupé-Genen auf winterlichen Straßen? Was bedeutet Kälte für die Reichweite? Und ist der Polestar 2 ein guter Begleiter für den Skiurlaub?
Polestar 2 – Leise säuselt der Strom
Nachdem wir uns mit der Bedienung vertraut gemacht hatten, ging es los. Die erste Etappe führte durch den Münchner Stadtverkehr über den Mittleren Ring und weiter auf die Autobahn Richtung Garmisch. Hier zeigt sich einer der großen Vorteile des Elektroantriebs: ohne lästiges Kuppeln gleiten wir entspannt mit und der gesetzte Tempomat sorgt für gleichmäßige Fahrt bei verbrauchsfreundlichen Geschwindigkeiten und einer unfassbaren Ruhe im Auto. Die 231 PS des Single-Motor-Modells reichen völlig aus, um die knapp zwei Tonnen des Polestar 2 bei Überholmanövern flott zu beschleunigen. Allerdings liegt der Fokus einer langen Autofahrt eher auf der Restreichweite – und hier wurde es spannend.
Der Polestar 2 bietet mit 405 Litern Kofferraumvolumen und einem praktischen Frunk zusätzlichen Stauraum.
Verbrauch und Reichweite: WLTP-Theorie vs. Praxis
Vor Garmisch wechselten wir auf die Landstraße und nahmen die kurvenreiche Route über den Fernpass. Steigungen und Kälte beeinflussen den Verbrauch naturgemäß, doch mit durchschnittlich 18–19 kWh pro 100 km lagen wir im akzeptablen Bereich. Zum Vergleich: Der ADAC testete die aktuelle Version des Polestar 2 Long Range Single Motor (82 kWh) und kam auf eine praxisnahe Reichweite von 530 km – deutlich unter den nach WLTP angegebenen 655 km, aber realistisch für den Alltag. Der gemessene Verbrauch lag bei 17,5 kWh pro 100 km einschließlich Ladeverluste, womit der Polestar im ADAC Ecotest die Höchstbewertung von fünf Sternen erhielt. In unserem Test konnten wir ähnliche Werte bestätigen, allerdings mit leicht erhöhtem Verbrauch aufgrund der winterlichen Bedingungen und der Streckentopografie.
Gerade für E-Auto-Neulinge ist die schwankende Anzeige der Restreichweite gewöhnungsbedürftig. Auf der Rückreise zeigte uns das System anfangs nur 9 % Restreichweite bei Ankunft an, doch letztlich kamen wir mit 30 % in München an – ein Beweis dafür, dass das System mit Puffer kalkuliert und die Restreichweite je nach Fahrweise stark schwankt.
Platzangebot und Alltagstauglichkeit des Polestar 2
Der Polestar 2 ist eine viertürige Limousine mit Coupé-Charakter, entsprechend sitzt man tief, auch wenn der Akku im Unterboden Platz wegnimmt. Das große Zentraldisplay ist gut ablesbar, die Menüführung jedoch nicht immer intuitiv. Die Sicht nach hinten ist durch die schmale Heckscheibe eingeschränkt, wird aber durch die 360-Grad-Kamera beim Rangieren effektiv kompensiert.
Im Fond wird es für große Personen eng: Mit einer Körpergröße von 1,82 m hatten wir nur wenige Fingerbreit Kopffreiheit, auch die Beinfreiheit ist begrenzt. Für kürzere Strecken in Ordnung, für lange Urlaubsfahrten mit vier Personen eher weniger geeignet – wir sprachen zu Beginn dieses Textes von Coupé. Jetzt weißt Du, warum.
Im Test: So fährt sich der Polestar 2 auf Schnee und Eis
Die winterlichen Alpenpässe meisterte der Polestar 2 mit guter Straßenlage und präziser Lenkung. Bei beherztem Strompedaleinsatz am Kurvenausgang auf glattem Untergrund kam der Frontantrieb jedoch an seine Grenzen – ein scharrendes Vorderrad war die Folge. Die Traktionskontrolle greift sanft ein, doch hier wären Allrad-Modelle im Vorteil. Beim Facelift des Polestar 2 wurde auf Heckantrieb gewechselt. Die schier unbändige Kraft des E-Motors an der Frontachse führte bei digitalem Fahrpedaleinsatz zum Verhärten der Lenkung.
Was ist das Kofferraumvolumen des Polestar 2?
Positiv überrascht hat uns der Kofferraum. 405 Liter Volumen klingen auf dem Papier nach nicht viel, doch durch die kluge Gestaltung mit zusätzlichem Staufach unter dem Ladeboden und einem kleinen „Frunk“ (35 Liter, optimal für das Verstauen des Ladekabels) ist der Platz gut nutzbar. Die Skidurchreiche in der Rückbank ist allerdings nur für zwei Skier ausgelegt – ein Snowboard passt nicht durch, was jedoch häufig transportiert wird.
Der Polestar 2 bietet mit 405 Litern Kofferraumvolumen und einem praktischen Frunk zusätzlichen Stauraum.
Was sind die Karosserievarianten
Der Polestar 2 ist von den Abmessungen her eine kompakte elektrische Limousine mit Coupé-Charakter. Mit einer Länge von 4,61 Metern liegt er zwischen dem Tesla Model 3 (4,72 m) und dem BMW i4 (4,78 m). Er ist ausschließlich als fünftüriges Schrägheck erhältlich.
Was sind die Abmessungen des Polestar 2?
- Länge: 4,606 Meter
- Breite: 1,859 Meter
- Höhe: 1,479 Meter
- Radstand: 2,735 Meter
Die Motoren des Polestar 2
Motor | Leistung | Verbrauch | Reichweite | Akku-Kapazität |
---|---|---|---|---|
Single Motor, Elektro | 231 Ps (170 kW) | 15,4–16,0 kWh/100 km | bis zu 540 km | 69 kWh |
Dual Motor, Elektro | 300 PS (220 kW) | 16,2–16,8 kWh/100 km | bis zu 480 km | 78 kWh |
Performance, Dual Motor, Elektro | 476 PS (350 kW) | 18,2–18,8 kWh/100 km | bis zu 460 km | 78 kWh |
Vor- und Nachteile des Polestar 2
Vorteile
- Angenehmes, leises Fahrerlebnis
- Solide Reichweite, auch im Winter
- Hochwertige Verarbeitung und modernes Design
- Gute Fahrleistungen und präzise Lenkung
- Praktischer Kofferraum mit zusätzlichem Stauraum
Nachteile
- Eingeschränkte Kopf- und Beinfreiheit im Fond
- Traktionsprobleme bei glattem Untergrund (Single Motor)
- Menüführung des Infotainments nicht immer intuitiv
- Skidurchreiche zu klein für Snowboards
Winterfahrten mit dem E-Auto: Tipps im Video
In dieser Folge von „Einfach Elektro“ erklärt unser E-Auto-Experte, wie Du die kalte Jahreszeit mit einem Stromer meisterst. Er entkräftet Vorurteile und verdeutlicht, warum Du keine Angst haben musst, bei niedrigen Temperaturen mit leerem Akku liegen zu bleiben.
Fazit zum Test des Polestar 2: Empfehlenswert, aber mit Einschränkungen beim Platzangebot
Für eine Winterreise zu zweit ist der Polestar 2 eine sehr gute Option: leise, komfortabel, mit solider Reichweite und überraschend viel Stauraum. Für vier Personen wird es im Fond allerdings eng. Die Reichweite ist – wie bei allen E-Autos – temperaturabhängig, doch mit vorausschauender Planung kommt man auch im Winter gut ans Ziel. Wer oft in den Bergen unterwegs ist, sollte über die Allrad-Version nachdenken, um auf schneebedeckten Straßen noch sicherer unterwegs zu sein.
Kleine Randnotiz: Unser Ziel war die Passstraße Timmelsjoch. Zunächst machten wir uns einige Gedanken über die Routenplanung und ob wir genug Lademöglichkeiten finden würden. Aber wenn man selbst auf über 2.100 Metern Höhe 11-kW-Boxen findet, muss sich niemand Gedanken über Reichweitenangst machen. Anstecken, Skifahrer-Kaiserschmarrn futtern und Energie in den Akku schaufeln: Es war trotz erster Erfahrung mit einem E-Auto auf der Langstrecke nicht mal annähernd so spannend wie erwartet.