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Zapfpistole in einer Hand vor einer Zapfsäule
Quelle: picture alliance / pressefoto_korb
Den Preis an der Zapfsäule bestimmen nicht nur die Tankstellen. Auch Weltpolitik und Abgaben beeinflussen die Spritpreise.

Der Sommer ist da und Deutschland startet Schritt für Schritt in die Sommerferien. Fast 70 Prozent der Deutschen reisen dabei mit dem Auto zum Urlaubsziel. Klar, dass vor der Abfahrt die Preise für Benzin und Diesel geprüft werden – immerhin will man so günstig wie möglich volltanken. Kurz bevor die ersten Bundesländer in die Ferien gestartet sind, gab es allerdings einen Preissprung an den Tankstellen.

Den Höhepunkt erreichten die Spritpreise am 24. Juni 2025. Ein Liter Diesel kostete an diesem Tag laut ADAC 1,643 Euro – ein Plus von über fünf Cent im Vergleich zur Vorwoche und fast zehn Cent mehr als am 10. Juni. Der Sprung für Benzin fiel weniger hoch aus: von 1,668 Euro ging es am 17. Juni auf 1,692 Euro und erreichte eine Woche später mit 1,712 Euro den Höchststand.

Krieg in Nahost führt zu höheren Spritpreisen

Aber wie kam es zu diesem Anstieg? Ausnahmsweise sind nicht die Sommerferien allein schuld daran. Die umfassendere Antwort findet sich nämlich in der Weltpolitik. Am 13. Juni 2025 begann Israel mit einem Angriff auf den Iran – den siebtgrößten Rohölproduzenten der Welt.

Hinzu kam, dass der Angriff die Straße von Hormuz gefährdete. Die 55 Kilometer breite Meerenge zwischen dem Iran und dem Oman ist eine der wichtigsten Routen für den weltweiten Ölhandel. Dabei muss der Weg nicht einmal aktiv gesperrt sein. Allein die Drohung kann sich auf den Markt auswirken. Infolgedessen stieg der Rohölpreis von rund 67 US-Dollar pro Barrel auf fast 76 US-Dollar am 17. Juni.

Der höhere Preis für den Rohstoff wirkte sich aber erst eine Woche später auf die Spritpreise aus – obwohl das Öl noch gar nicht für die aktuelle Produktion von Diesel und Benzin benutzt wurde. Am Tag der höchsten Kraftstoffpreise an deutschen Tankstellen lag der weltweite Rohölpreis fast wieder auf Vor-Kriegsniveau – knapp 67 US-Dollar.

Trotzdem sanken die Preise für Benzin und Diesel erst Anfang Juli. Zu Monatsbeginn mussten deutsche Autofahrer 1,609 Euro für einen Liter Diesel bezahlen. Wer mit Benziner fährt, zahlte beim Tanken 1,680 pro Liter Super E10. Damit lagen die Spritpreise aber immer noch über den Preisen vor dem israelischen Angriff.

Kritik an Mineralölkonzernen

Dass die Preiserhöhung schneller an Kunden weitergegeben werden als Senkungen, stört nicht nur Autofahrer. Auch das Bundeskartellamt kritisiert diese Vorgänge. „Die Preisentwicklungen nach Absinken des Rohölpreises zu Beginn des zweiten Quartals wie auch nach dessen Anstieg ab Mitte Juni im Zuge der politischen Eskalation in Nahost könnten Beispiele für den sogenannten ‚Rocket-and-Feather-Effekt‘ sein“, heißt es im Quartalsbericht der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe des Bundeskartellamts vom 2. Juli 2025.

An der Zapfsäule machen sich die Preisveränderungen erst verzögert bemerkbar. Dabei sehen wir, dass Preissteigerungen deutlich schneller weitergegeben werden, als Preissenkungen.
Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamts.

Gut zu wissen: Unter dem Rocket-and-Feather-Effekt versteht man das asymmetrische Preisverhalten bei Benzin und Diesel: Steigen die Rohölpreise, steigen die Treibstoffpreise schnell wie eine Rakete. Wird der Rohstoff günstiger, fallen die Preise an der Zapfsäule nur langsam und zögerlich – wie eine Feder.

Die Preise für Benzin und Diesel hängen nicht allein vom Rohölpreis ab. In ihnen stecken auch Energiesteuern. Für Diesel liegt der Energiesteuersatz aktuell bei 47,04 Cent pro Liter. Bei Benzin sind es sogar 65,45 Cent pro Liter. Hinzu kommen die Mehrwertsteuer und die CO2-Abgabe.

Ursachen für Preisschwankungen

Aber nicht nur die Mineralölkonzerne und militärische Konflikte im Nahen Osten sorgen für Schwankungen bei Öl, Benzin und Diesel. Auch das Klima spielt eine Rolle. So sorgten niedrige Wasserpegel im Rhein zu Beginn des Jahres dafür, dass Tanker eine der wichtigsten Schiffsrouten in Deutschland nur mit reduzierter Ladung befahren konnten. In Folge steigen Transportkosten, die auf Verbraucherpreise umgelegt werden.

Tanken 2025 bislang günstiger als 2024

In den ersten sechs Monaten des Jahres war Tanken in Deutschland laut ADAC günstiger als noch 2024. Im Schnitt kostete ein Liter Super E10 1,708 Euro und damit acht Cent weniger als in der ersten Jahreshälfte 2024. Die Dieselpreise lagen im Mittel bei 1,620 Euro – 8,6 Cent weniger als im Vergleichszeitraum.

Am teuersten waren Diesel und Benzin am 24. Juni 2025. Am günstigsten konnten Autofahrer ebenfalls im Juni dieses Jahres tanken. Am 12. Juni lag der Durchschnittspreis bei 1,658 Euro für Super E10 und bei 1,538 Euro für einen Liter Diesel.

Sparen beim Tanken: Wann ist es günstiger?

Der Spritpreis schwankt nicht nur von Tag zu Tag, sondern auch im Laufe des Tages – und das teils deutlich. Wer beim Tanken sparen möchte, sollte am besten zwischen 19 und 20 Uhr sowie zwischen 21 und 22 Uhr an die Zapfsäule. In diesen Zeiten ist es laut ADAC am preiswertesten. Wer es vermeiden kann, sollte nicht um 7 Uhr zum Nachfüllen des Tanks fahren. Zur Morgenstunde ist Benzin im Schnitt 12,5 Cent und Diesel 13,3 Cent teurer. Weitere Tipps zum Sparen beim Tanken:

  • Nicht die erste Tankstelle anfahren: Vergleiche vor dem Tanken die Preise der unterschiedlichen Tankstellen vor Ort. Tank-Apps können beim Preisvergleich helfen.
  • Tankstellen abseits der Autobahn: Wer einen kleinen Umweg fährt und die Autobahn zum Tanken verlässt, findet in der Regel günstigere Zapfsäulen.
  • Super E10 ist günstiger als E5: Wer einen Benziner fährt, der nach Oktober 2010 gebaut wurde, kann normalerweise Super E10 statt das teurere E5 tanken.
  • Freie statt Markentankstellen: Freie Tankstellen haben meist niedrigere Betriebskosten und bekommen nicht vom Mutterkonzern Preisvorgaben.
  • Preise vergleichen mit Tank-Apps: Apps wie ADAC Drive, mehr-tanken, clever-tanken oder Benzinpreis-Blitz zeigen die günstigsten Spritpreise in der Nähe in Echtzeit an.
  • Bonusprogramme nutzen: Viele Tankstellen arbeiten mit Bonusprogrammen wie Payback, DeutschlandCard oder ClubSmart zusammen. Somit lassen sich gesammelte Punkte in einen Rabatt umwandeln.
  • Fahrweise anpassen: Der beste Tipp zum Sparen beim Tanken ist es, vorausschauend zu fahren. So verbraucht man weniger Kraftstoff – etwa durch gleichmäßiges Tempo und frühes Hochschalten. Auch der richtige Reifendruck hilft beim Sparen.
  • Grenzübergreifend tanken: Wer direkt an er Grenze zu unseren Nachbarländern lebt, kann im Ausland ein paar Cent sparen.
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