Alfa Romeo Stelvio im Test
Der Stelvio ist der beliebteste Alfa – zu Recht. Mit italienischem Flair und sportlicher Auslegung kann er mit deutschen SUV durchaus mithalten. Test.
Alfa Romeo ist relativ spät zum SUV gekommen, gleichwohl mit Erfolg: Ohne den Stelvio wäre die Marke wohl bereits in der Bedeutungslosigkeit versunken. Der Stelvio zählt zu den Mittelklasse SUV und soll höchsten Ansprüchen genügen. Auch preislich spielt er in einer Liga mit den deutschen Premium-Herstellern. Kann der hübsche, kräftig motorisierte und kostspielige Italiener da auch mithalten? Die Antwort fällt überraschend deutlich aus.
Den Namen des seit 2017 erhältlichen Stelvio leitet Alfa Romeo vom „Passo dello Stelvio“ ab, dem mit 2.757 Metern höchsten italienischen Gebirgspass. In Deutschland kennen wir ihn besser als „Stilfser Joch“. Die Benennung nach einer der attraktivsten Bergstraßen der Alpen durfte man durchaus als eine Alfa-Ansage verstehen. Mit dem Mittelklasse-SUV hatten die Italiener von Beginn an große Pläne. Zum Teil haben sie sich erfüllt, der Stelvio verkauft sich deutlich besser als die technisch eng verwandte Limousine Giulia.
• Motor: Sechszylinder V-Motor
• Getriebe: Sechsgang-Schaltgetriebe
• 0-100 km/h: 3,9
Preise und Ausstattung
Zur Verfügung stellt uns Alfa Romeo die Version mit dem stärksten Diesel. Der 2,2-Liter-Motor leistet 210 PS und kommt stets mit Allradantrieb und Achtgang-Automatikgetriebe. So viel vorab: Der kräftige, souveräne Antrieb ist unter drei angebotenen Benzinern und zwei Dieselmotoren sicher die beste Wahl. Allerdings, auch dies vorweg, ist der Spaß ein teures Vergnügen. Das liegt zum Teil daran, dass der Motor nur mit den relativ weit oben in der Preisliste angesiedelten Ausstattungsvarianten Lusso in eher sportlicher Auslegung und Veloce in eher komfortablem Zuschnitt ausgeliefert wird.
Für beide Modelle ruft Alfa rund 57.500 Euro auf. Der Testwagen kostet mit einiger, überwiegend sinnvoller Zusatzausstattung sogar 66.480 Euro. Allerdings: Gemessen am Gebotenen erscheint das im Segmentvergleich angemessen. Der Stelvio überzeugt. Gemeinsam mit der Limousine Giulia stellt das Alfa-SUV das Beste dar, was der Fiat-Konzern derzeit technisch zu bieten hat. In diesem Auto steckt viel Aufwand.
Innenraum: Elegant, aber etwas langweilig
Den sieht und spürt man direkt nach dem Einsteigen. Innen erwartet uns im Alfa Stelvio ein aufgeräumtes Cockpit mit logisch angeordneten Bedienflächen, Knöpfen und Schaltern. Das ist durchaus erwähnenswert, weil dies bei italienischen Modellen lange Zeit keine Selbstverständlichkeit war. Im Stelvio geht es vorbildlich ordentlich, fast schon „deutsch“ zu. Das hat allerdings auch einen gefühlten Nachteil: Herzrasen verursacht das überwiegend in schwarz gehaltene, aber durch feine Chromumrandungen akzentuierte Cockpit nicht gerade. Die italienische Leichtigkeit fehlt etwas.
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Karosserie: Hübsch, aber nicht extrem praktisch
Das Außendesign macht da schon mehr her. Geschmackvoll verteilte Karosseriefalten, eine sportlich abfallende Dachlinie und nicht zuletzt das kleine Scudetto (Schildchen) mit dem Alfa-Emblem vorne geben dem Alfa-SUV einen sehr speziellen, eleganten Charakter. Zudem steht der Stelvio mit seinen knappen Karosserieüberhängen schön auf der Straße. Die Schönheit hat ebenfalls einen Nachteil: Der Einstieg in den Fond gelingt nicht sehr komfortabel. Überhaupt geht es hinten im Kopfbereich eher eng zu. Da bieten andere SUV dieser Größenklasse mehr Familientransporter-Qualität. Zumal Alfa Romeo die Rückbank zwar theoretisch für drei, tatsächlich aber nur für zwei Menschen auslegt. Der für den Allradantrieb notwendige Kardantunnel macht den dritten Sitzplatz praktisch zunichte.
Antrieb: Kräftig und sparsam
Das macht deutlich: In diesem SUV geht es mehr ums Fahren als um den praktischen Nutzen. Der 2,2-Liter-Diesel geht von Beginn an kräftig zur Sache. Er entwickelt sein maximales Drehmoment von 470 Newtonmetern bereits bei 1.750 U/min, aber es steht auch bei geringeren oder höheren Drehzahlen, zumindest bis 3.000 U/min, immer genug Power zur Verfügung. Der Selbstzünder arbeitet zwar deutlich hörbar, aber wer mit Freude fährt, soll natürlich auch seinen Motor hören. Dabei ist der große Alfa überraschend sparsam. Immerhin muss der Motor ein Leergewicht von 1,8 Tonnen bewegen.
Unser Praxisverbrauch von knapp über 6 Litern ist daher durchaus vorbildlich, zumal wir den Alfa nicht in jeder Situation zurückhaltend bewegen, sondern auf der Autobahn auch mal längere Strecken etwas forscher fahren. Maximal sind mit dem starken Diesel 215 km/h möglich, Tempo 100 erreicht der Stelvio aus dem Stand nach 6,6 Sekunden. Das sind gute Werte, aber sie zeigen auch, dass Alfa dieses SUV zum Glück nicht mit Gewalt auf Sportlichkeit getrimmt hat. Die Alfa-typische Fahrdynamik-Regelung DNA mit ihren Einstellungen für „Dynamik“, „Normal“ und „Advanced Effiency“ gehört dankenswerterweise zur Serienausstattung. Die letztere Einstellung soll Sprit sparen, raubt aber für unseren Geschmack zu viel Fahrspaß. Mit „Normal“ fährt man dagegen, vielleicht mit Ausnahme von bewusst dynamischen Fahrpassagen, immer gut.
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Fahrverhalten: Ein Tick zu nervös
Die flüssig schaltende Achtgang-Automatik von ZF erweist sich dabei als sehr aufmerksam. Die Lenkung legt Alfa Romeo sehr präzise aus, fast schon ein wenig zu direkt. Das hilft dem aktiven Fahrer, kann auf längeren Autobahnpassagen aber fast etwas nerven. Insgesamt fährt sich der Stelvio nicht nur erstaunlich handlich für seine Größe. Er lässt dank seines sehr gut abgestimmten Fahrwerks auch im Handling kaum Schwächen erkennen. Nur wenn es sehr eng wird, oder man gar wenden muss, offenbart sich ein großer Nachteil des Allradantriebs: Der Wendekreis ist mit 11,75 Metern nicht gerade klein. Gefühlt fällt er sogar noch größer aus, beim Wenden wirkt der Alfa regelrecht schwerfällig. Das passt nicht ganz zu seiner Handlichkeit im Alltag, solange es überwiegend geradeaus geht.
Fazit: Alfa hält mit
Insgesamt erstaunt uns der Alfa Romeo Stelvio mit seinen Fähigkeiten. Er bietet genug Platz für eine Familie, auch dank des 525 Liter großen Kofferraums. Dabei wird er nicht zu nutztierartig in seiner Anmutung. Der große Diesel Motor erfreut mit Kraft und noch mehr durch seine Sparsamkeit. Hinzu kommt: Das gesamte Fahrzeug macht einen hochwertigen Eindruck. Die “beim Italiener” gefürchteten Nachlässigkeiten in der Verarbeitung lassen sich nicht finden.
Antrieb, Ausstattung und Qualität lässt sich Alfa allerdings sehr gut bezahlen. Zum Preis des Testwagens bekommt man durchaus ähnlich motorisierte Edel-SUV deutscher Hersteller. Etwa einen Audi Q5 oder einen BMW X3. Der Stelvio bietet zum ähnlichen Preis jedoch mehr Ausstattung, immerhin vier Jahre Garantie und eine absolut wettbewerbsfähige Wertigkeit. Und obendrein das gute Gefühl, ein hierzulande doch eher selten anzutreffendes Auto zu fahren. Zumal die 57.500 Euro Listenpreis in der Praxis nicht das letzte Wort sind: Auf mobile.de lassen sich neuwertige Stelvio 2.2 Diesel Veloce bereits für etwas mehr als 46.000 Euro finden (Stand: Februar 2021).
Alfa Romeo Stelvio 2.2 Diesel Veloce | Technische Daten |
---|---|
Länge | 4,69 Meter |
Breite | 1,90 Meter |
Höhe | 1,69 Meter |
Radstand | 2,82 Meter |
Kofferraum | 525-1.600 Liter |
Motor | 2,2-Liter-Vierzylinder-Diesel |
Leistung | 154 kW/210 PS |
Drehmoment | 470 Nm |
Antrieb | Allradantrieb |
Getriebe | Achtgang-Automatik |
0-100 km/h | 6,6 s |
Vmax | 215 km/h |
Normverbrauch | 5,5 – 5,7 l/100 km |
CO2 | 144-150 g/km (NEFZ) / 162-182 g/km (WLTP) |
Preis Alfa Stelvio | ab 42.890 Euro |
Preis des Testwagens | 66.480 Euro |
Der Alfa Romeo Stelvio in Bildern
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