Volvo XC90 im Test: Vor- und Nachteile als Gebrauchtwagen
Stilvolles Oberklasse-SUV aus Schweden: Redakteur Lars Krone zeigt Dir die Stärken und Schwächen der zweiten Generation des Volvo XC90 als Gebrauchtwagen. Lies hier den Test.
2002 wagte sich Volvo mit dem ersten XC90 auf den boomenden SUV-Markt und feierte gleich einen internationalen Erfolg. 2014 stellten die Schweden die zweite Generation vor, die seit dem Folgejahr bei den Händlern steht – inklusive schickem skandinavischem Design.
Mit dem XC90 Typ L stellte sich Volvo strategisch neu auf. Während vorher die Modellreihen auf unterschiedlichen Chassis basierten, führte die Marke aus Göteborg mit dem großen SUV die Skalierbare Produkt-Architektur (SPA) ein, mit der Synergien bei der Entwicklung und der Produktion weiterer Fahrzeuge genutzt werden können. 90 Prozent der Teile des zweiten XC90 waren neu. Zudem nahm Volvo bei den Motoren ein anfangs umstrittenes Downsizing zur Verbrauchsreduzierung vor: Das Oberklasse-SUV gibt es ausschließlich mit aufgeladenen 2-Liter-Vierzylindern. Die für diese Fahrzeuggröße eher typischen Fünf-, Sechs- und Achtzylinder-Motoren des Vorgängers mit bis zu 4,4 Liter Hubraum wurden gestrichen.
Das Thema Sicherheit gehört traditionell zur Markenidentität von Volvo und steht entsprechend auch beim XC90 im Fokus: Beim NCAP-Crashtest erreichte der Schwede mit fünf Sternen die Bestnote, bei den Assistenzsystemen erhielt er als erstes Auto überhaupt die maximale Punktzahl.
Das Wichtigste in Kürze
- Qualitativ hochwertiges Oberklasse-SUV mit großer Langlebigkeit
- Bereits seit 2015 auf dem Markt, seitdem mehrmals überarbeitet
- Bis auf Einstiegsdiesel alle Modelle mit Allrad, 8-Gang-Automatik serienmäßig
- Sparsame Diesel, durstige Benziner
- Viel Platz im Innenraum für bis zu sieben Personen, großer Kofferraum
Das Oberklasse-SUV bietet einen großen Kofferraum und Platz für bis zu sieben Personen.
Welche Facelifts gab es beim Volvo XC90?
Der 2015 eingeführte Volvo XC90 wurde mehrmals sowohl technisch als auch optisch überarbeitet. Anfang 2019 flogen im Zuge der ersten größeren Überarbeitung die reinen Verbrenner aus den Preislisten. Stattdessen führten die Schweden 48-Volt-Mildhybride ein, erkennbar am Buchstaben „B“ in der Modellbezeichnung. Neben überarbeiteten und zusätzlichen Assistenzsystemen wie den Kreuzungs-Bremsassistenten bekam auch das Infotainmentsystem Sensus ein Update. Es war nun mit Android Auto kompatibel und wurde mit dem Streamingdienst Spotify ergänzt. Äußerlich frischte Volvo sein Topmodell mit einem neugestalteten Kühlergrill auf.
Mit dem Modelljahr 2023 bekamen die XC90 das Infotainment-Betriebssystem Android Automotive und die Möglichkeit für Over-the-Air-Updates (OTA), mit denen unter anderem das Energiemanagement oder die Klimatisierung verbessert wurden. Im Herbst 2024 folgte das zweite große Facelift – optisch erkennbar am Kühlergrill mit diagonalen Streben sowie den abgedunkelten Heckleuchten mit neuer Grafik. Im Cockpit thront seitdem – neben weiteren Detailänderungen – ein Tablet-ähnlicher, größerer Touchscreen auf der Mittelkonsole. Die Dieselmodelle verschwanden aus dem Programm.
Der Volvo XC90 im Test: Wie fährt sich der große Schwede
Das Topmodell von Volvo wurde von verschiedenen Fachmedien in der Praxis erprobt. In den Tests überzeugte vor allem das optionale adaptive Luftfahrwerk des XC90, das viel Komfort bietet. Nur Querfugen mag es nicht so. Das konventionelle Fahrwerk schneidet dagegen weniger gut ab, der Langstreckenkomfort wird teilweise sogar als nicht klassengemäß bewertet.
Die 2-Liter-Vierzylinder-Motoren des Volvo klingen teilweise rau und sorgen vor allem bei hohen Drehzahlen für etwas höhere Innenraumgeräusche als bei der Konkurrenz. Der 235 PS starke Mildhybrid-Diesel hinterlässt in den Tests dank elektrischem Boost einen dynamischen Eindruck und ist mit 8,4 Liter auf 100 Kilometern leicht sparsamer als die frühere Dieselvariante D5, die noch ohne Elektrifizierung auskommt. Der Plug-in-Hybrid – mit mehr als 400 PS das Topmodell des großen SUV – wirkt bei den Testfahrten aufgrund des batteriebedingten höheren Gewichts von knapp 200 Kilogramm etwas behäbiger. Schnellfahren passt aber ohnehin nicht zum Charakter des Schweden, der sich eher für entspanntes fahren auf der Langstrecke empfiehlt. Dazu trägt auch die Acht-Gang-Automatik bei. Diese schaltet sanft und ohne Ruckeln und harmoniert generell gut mit den 2-Liter-Triebwerken.
Im Innenraum sorgen hochwertige Materialien, bequeme Sitze und eine gute Verarbeitung für eine angenehme Atmosphäre. Keinen Grund zum Klagen gab es in den Tests beim Platzangebot, sogar in der dritten Reihe reicht es für Erwachsene. Volvo setzt beim XC90 auf Touchbedienung, die bei den Vor-Facelift-Modellen etwas Eingewöhnung benötigt. Über Knöpfe am Lenkrad können jedoch bestimmte Funktionen direkt ausgewählt werden. Ein beeindruckendes Erlebnis ist der Sound des B&W-Audiosystems mit 1.400 Watt Leistung und 19 Lautsprechern.
Schneller Ausverkauf
Als Appetizer für den XC90 brachte Volvo zu Produktionsbeginn eine auf 1.927 Exemplare limitierte „First Edition“ auf den Markt. Die individuell durchnummerierten Fahrzeuge konnten ab dem 3. September 2014 bestellt werden und waren innerhalb von 47 Stunden ausverkauft. Fahrzeug Nummer 1 ging an den schwedischen König Carl XVI Gustav, Nummer 10 an Fußballstar Zlatan Ibrahimović.
Die Motoren des Volvo XC90
Während die Konkurrenz in ihren Oberklasse-SUV auch auf Sechs- und Achtzylinder setzt, vertraut Volvo bei allen Modellvarianten des XC90 auf Vierzylinder-Motoren mit Turbo- und/oder Kompressoraufladung. Es gibt sie als Benziner oder Diesel, als Mild- und Plug-in-Hybrid (mit bis zu 73 Kilometern elektrischer Reichweite nach WLTP) und mit einem Leistungsspektrum von 190 PS bis 455 PS.
Vom Einstiegsdiesel D4 abgesehen, sind alle XC90 Allradler. Beim Getriebe macht Volvo dagegen keine Unterschiede: Die 8-Gang-Automatik ist immer Standard. Wichtig zu wissen: Die ersten Modelljahre schafften je nach Motorisierung bis zu 230 km/h Topspeed, ab Modelljahr 2021 begrenzte Volvo die Höchstgeschwindigkeit auf 180 km/h, um der Hauptunfallursache überhöhte Geschwindigkeit zu begegnen – was für viele Diskussionen sorgte.
Motorauswahl des Volvo XC90 im Überblick *
Motor | Zylinder | Hubraum | Leistung | Verbrauch (WLTP) |
---|---|---|---|---|
D4 FWD | 4 | 1.969 ccm | 190 PS (140 kW) | 5,2 l Diesel |
B5 AWD | 4 | 1.969 ccm | 235 PS (173 kW) | 6,4–7,5 l Diesel |
B6 AWD | 4 | 1.969 ccm | 330 PS (220 kW) | 8,7–10,0 l Benzin |
T8 AWD Recharge | 4 + E-Motor | 1.969 ccm | 455 PS (335 kW) | 1,2-1,6 l Benzin, 19,5-21,4 kWh |
* Die Tabelle zeigt die Bandbreite der Motorenpalette des Volvo XC90. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Was sind die Karosserievarianten des Volvo XC90?
Den großen Volvo gibt es ausschließlich als 5-türiges SUV. Mit einer Länge von 4,95 Metern reiht er sich zwischen VW Touareg und Audi Q7 ein. Anders als die meisten Konkurrenten gibt es den Schweden auch als Siebensitzer. Allerdings ist der Einstieg zu den beiden aus dem Kofferraumboden aufklappbaren Einzelsitzen der dritten Reihe eher eng.
Was sind die Abmessungen des Volvo XC90?
- Länge: 4,95 Meter
- Breite: 2,14 Meter (mit Spiegel)
- Höhe: 1,77 Meter
- Radstand: 2,98 Meter
Das Oberklasse-SUV bietet einen großen Kofferraum und Platz für bis zu sieben Personen.
Was ist das Kofferraumvolumen des Volvo XC90?
Große Klappe und viel dahinter: Der Gepäckraum des Volvo XC90 ist üppig. Stolze 721 bis 1.886 Liter sind es bei den reinen Verbrennern, die bis Anfang 2019 angeboten wurden. Etwas weniger bieten die elektrifizierten Varianten: Die Mild-Hybrid-Modelle fassen 709 bis 1.856 Liter, die Plug-in-Hybride 640 bis 1.816 Liter. Auch die maximale Anhängelast ist ordentlich: Die Mildhybride können gebremst bis zu 2,7 Tonnen ziehen – bei der Konkurrenz sind es teilweise über 3 Tonnen.
Welche bekannten Probleme gibt es beim Volvo XC90?
Der XC90 ist ein typischer Volvo: robust, hochwertig verarbeitet und zuverlässig. Doch auch er hat Schwächen. Probleme bereiten oft verschlissene Bremsen – der große Schwede ist schließlich mit bis zu 2,3 Tonnen kein Leichtgewicht. Ölfeuchte Motoren, die Lenkung/Spurstangen und defekte Leuchten sind ebenfalls Schwachstellen.
Es gab mehrere Rückrufe. So kann durch falsch verbaute Ablaufschläuche Wasser der Klimaanlage in den Fußraum laufen. Weitere betrafen unter anderem falsch montierte Gurtschlösser auf der Beifahrerseite, die Gurtstraffer, die Turbolader oder die Software. Hier solltest Du vor dem Kauf unbedingt vom Volvo-Händler kontrollieren lassen, ob wirklich alle Rückrufe erledigt wurden.
Die Vor- und Nachteile des Volvo XC90
Stärken
- Hohe Qualität, umfangreiche Sicherheitsausstattungen
- Viel Platz im Innenraum und riesiger Kofferraum
- Auch als Siebensitzer erhältlich
Schwächen
- Kein Schnäppchen
- Rauer Motorlauf
- Benziner mit hohem Verbrauch
Mein Fazit: Der Volvo XC90 im Test
Suchst Du ein Oberklasse-SUV abseits von VW Touareg, Audi Q5, Mercedes GLE oder BMW X5 ist der Volvo XC90 eine gute Option. Er ist zuverlässig, hochwertig ausgestattet, bietet viel Platz und punktet vor allem auch mit seinen umfangreichen Sicherheitsfeatures. Wie die Tests gezeigt haben, sind die Vier-Zylindermotoren etwas rauer und angestrengter als die Sechs- und Achtzylinder der Konkurrenz, untermotorisiert ist der Schwede damit aber nicht.
Als Antrieb empfehle ich den Mildhybrid-Diesel B5 AWD. Dieser ist deutlich sparsamer als die Schwestermodelle mit Ottomotor, mit 235 PS ausreichend motorisiert und damit ideal für ein Langstreckenauto. Mit einer maximalen Anhängelast von 2,7 Tonnen übertrumpft er sogar das Topmodell T8 um 300 Kilogramm.
Empfehlenswert ist auch das optionale adaptive Luftfahrwerk mit vier verschiedenen Modi von sportlich bis komfortabel und tollem Federungskomfort. Zudem lässt sich die Karosserie um 4 bis 5 Zentimeter absenken, was das Ein- und Aussteigen sowie das Beladen erleichtert. Nützlich ist hier jedoch ein genauer Check, denn bei frühen XC90-Jahrgängen und bei Kälte kann der Kompressor auch mal ausfallen.
Ein Schnäppchen ist der Volvo jedoch nicht. Er liegt zwar preislich etwas unter den deutschen Rivalen, bei einem gebrauchten Modell mit der empfohlenen Motorisierung und unter 100.000 Kilometern auf der Uhr musst Du mit mindestens 30.000 Euro rechnen.
Das Oberklasse-SUV bietet einen großen Kofferraum und Platz für bis zu sieben Personen.