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Zwei Männer bereiten ein Auto in einer Werkstatt für einen Test vor.
Quelle: picture alliance / dpa | Bernd Weißbrod
Mit dem WLTP-Messverfahren soll die Verbrauchs- und Emissionswerte von Autos realistischer gemessen werden.

Das Wichtigste im Überblick

  • Das WLTP ersetzt seit 2017 das ältere NEFZ-Verfahren zur Ermittlung von Verbrauchs- und Emissionswerten von Kraftfahrzeugen.
  • Der Test umfasst den WLTC-Prüfzyklus, der verschiedene Fahrprofile simuliert. WLTP und WLTC wurden im Auftrag der EU-Kommission eingeführt.
  • Seit September 2018 ist WLTP bei der Erstzulassung aller Neuwagen verpflichtend, was für Käufer relevante Informationen liefert.

Bestimmt hast du bereits von WLTP gehört, insbesondere wenn es um die Reichweite von Elektroautos geht. Doch was steckt hinter dieser Abkürzung und warum spielt sie eine wichtige Rolle?

Erfahre, was das WLTP-Messverfahren ist, wie es funktioniert und warum es für die Messung von Verbrauch und Emissionen heute unverzichtbar ist.

Was ist das WLTP-Messverfahren?

Das WLTP-Messverfahren (Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure) ist ein weltweit standardisierter Test zur Ermittlung von Verbrauchs- und Emissionswerten von Kraftfahrzeugen.

Bestandteil des Tests ist der WLTC-Prüfzyklus (Worldwide Harmonized Light Duty Test Cycle), der verschiedene Fahrprofile simuliert.

Sowohl WLTP als auch WLTC wurden 2017 im Auftrag der EU-Kommission eingeführt. Sie ersetzen das ältere NEFZ-Verfahren (Neuer Europäischer Fahrzyklus).

Seitdem dient es als Grundlage für die offizielle Typgenehmigung neuer Pkw-Modelle in der EU. Die Euro-6-Grenzwerte, die für die Typzulassung galten, bleiben weiterhin gültig.

Für Autokäufer relevant: Seit September 2018 ist WLTP bei der Erstzulassung aller Neuwagen verpflichtend.

Wie funktioniert das WLTP-Messverfahren?

Das Verfahren misst den Kraftstoffverbrauch und die Abgasemissionen eines Fahrzeugs unter realitätsnahen Fahr- und Umweltbedingungen. Hierfür werden auf einer standardisierten Strecke in insgesamt vier Testphasen verschiedene Fahrbedingungen simuliert: Stadt-, Überland- und Autobahnfahrten.

Jede Phase umfasst unterschiedliche Geschwindigkeiten, Beschleunigungen und Bremsvorgänge. Dabei werden sowohl der Kraftstoffverbrauch als auch die CO2-Emissionen erfasst.

Die Basis für den Test bilden Daten aus insgesamt 14 Ländern. Sie repräsentieren Fahrmuster aus Asien, Europa und Amerika und bilden somit eine größere Vielfalt von Fahrverhalten.

Berücksichtigt werden alle verfügbaren Motor-Getriebe-Kombinationen sowie Sonderausstattungen, da diese Gewicht und Aerodynamik und somit ebenfalls den Verbrauch des Fahrzeugs beeinflussen.

Sogenannte RDE-Messungen (Real Drive Emissions) ergänzen den Test und gewährleisten, dass die CO2-Emissionen auch unter realen Fahr- und Umweltbedingungen den Vorgaben entsprechen.

Beim Test wird das Fahrzeug mit einem tragbaren Emissionsmesssystem (PEMS) ausgestattet, das während der Fahrt den Schadstoffausstoß erfasst.

Warum wurde das WLTP-Messverfahren eingeführt?

Das WLTP-Verfahren wurde entwickelt, um genauere und alltagsnähere Verbrauchs- und Emissionswerte für Autos zu ermitteln. Das vorherige NEFZ-Testverfahren geriet zunehmend in die Kritik, da die Tests unter stark idealisierten Bedingungen stattfanden.

Dadurch fielen die Verbrauchs- und Emissionswerte im realen Straßenverkehr oft deutlich höher aus als die offiziell angegebenen Messwerte – ein Nachteil für Verbraucher und den Umweltschutz.

Im Gegensatz dazu berücksichtigt das neue Messverfahren realistischere Fahrbedingungen und unterschiedliche Fahrprofile. Dank dieser praxisnahen Tests kommen die Messwerte den tatsächlichen Verbrauchs- und Emissionswerten deutlich näher.

Wie unterscheidet sich das WLTP von dem vorherigen NEFZ-Verfahren?

Im Vergleich zum NEFZ liefert das WLTP-Testverfahren durch realitätsnahe Testbedingungen genauere Verbrauchs- und Emissionswerte. Während beim NEFZ-Verfahren die gefahrene Teststrecke zum Beispiel bei rund elf Kilometern lag, werden beim WLTP 23,25 Kilometer zurückgelegt.

Folglich nimmt das neue Verfahren etwa 10 Minuten mehr in Anspruch. Um realistischere Bedingungen abzubilden, gelten zudem strengere Vorgaben für Geschwindigkeits- und Lastverhältnisse. Außerdem wird zusätzlich zur Prüftemperatur von 23 °C auch bei der europäischen Durchschnittstemperatur von 14 °C gemessen. 

Diese Messwerte schaffen eine fundierte Grundlage für die Berechnung der tatsächlichen CO2-Emissionen eines Fahrzeugs. Da die Hersteller somit strengere Emissionsvorgaben erfüllen müssen, treibt der WLTP die Entwicklung effizienterer Fahrzeugtechnologien voran.

Zudem erhalten Verbraucher eine zuverlässigere Entscheidungsgrundlage beim Fahrzeugkauf. Dies ermöglicht es ihnen, sich bewusst für emissionsärmere Modelle zu entscheiden.

Ein Beispiel: Ein Fahrzeug, das nach WLTP mit einem Durchschnittsverbrauch von 5 Litern angegeben wird, weist im Alltag deutlich geringere Abweichungen auf als bei den früheren NEFZ-Angaben.

Kurzum: WLTP schließt die Lücke zwischen Laborwerten und realem Fahrverhalten und trägt so zu mehr Transparenz und Umweltbewusstsein bei.

Ein Überblick über die unterschiedlichen Vorgaben beider Tests:

TestNEFZWLTP
Starttemperatur20 bis 30 °C , Kaltstart23 und 14 °C, Kaltstart
Zykluszeitca. 20 Minuten30 Minuten
Zykluslängeca. 11 km23,25 km
Geschwindigkeitmittel: 33,6 km/h,mittel: 46,5 km/h,
Schaltungmaximal: 120 km/hmaximal: 131 km/h
Sonderausstattungfixe Schaltpunktefahrzeugspezifisch
nicht berücksichtigtoptionale Ausstattung berücksichtigt

WLTP- versus reale Reichweite: Der große Unterschied zwischen Labor und Realität

Du erreichst mit deinem E-Auto nicht die Reichweite, die das WLTP-Verfahren für dein Modell berechnet hat? Das hat einen guten Grund. Das standardisierte Messverfahren liefert Reichweiten unter optimalen Bedingungen.

Allerdings fährt nicht jeder E-Autofahrer gleich und unter denselben Voraussetzungen. Das eigene Fahrverhalten hat großen Einfluss auf die reale Reichweite von E-Autos.

So wird die WLTP-Reichweite unter perfekten Laborbedingungen bei 20 bis 23 °C gemessen. Solche Temperaturen gibt es aber nur für wenige Wochen im Jahr – meist ist es kühler oder wärmer. In der Praxis erreichen E-Autos somit oft nur 60 bis 85 Prozent der WLTP-Angabe.

Die größten Abweichungen entstehen durch:

  • Kalte Außentemperaturen: Im Winter sinkt die Reichweite um 25 bis 40 Prozent
  • Hohe Geschwindigkeiten: Auf der Autobahn bei 120 km/h verbrauchst du 25 Prozent mehr als bei 70 km/h
  • Heizung und Klimaanlage: Diese können bis zu 20 Prozent der Reichweite kosten

So holst du mehr Reichweite aus deinem E-Auto raus

Mit ein paar kleinen Tricks und Tipps schaffst du es, die reale Reichweite deines E-Autos an die WLTP-Reichweite anzupassen und weiter mit einer Ladung zu fahren.

Fahrweise optimieren

  • Halte 60 bis 80 km/h: Das ist der Effizienz-Sweet-Spot für E-Autos
  • Nutze den Tempomat: Spart auf Langstrecken 10 bis 15 Prozent Energie
  • Fahre vorausschauend: Gleichmäßiges Fahren reduziert den Verbrauch erheblich

Rekuperation richtig nutzen

  • One-Pedal-Driving: Kann bis zu 15 Prozent mehr Reichweite bringen
  • Rekuperation im Stadtverkehr: Gewinne beim Bremsen Energie zurück
  • Segeln auf Landstraßen: Lass das Auto ohne Rekuperation rollen

Was bedeutet One-Pedal-Driving? Hierbei steuert man ein Elektroauto hauptsächlich mit nur einem Pedal – dem Gaspedal. Tritt man darauf, beschleunigt das Auto. Lässt man es los, bremst es wegen Rekuperation automatisch.

Technische Optimierungen

  • Eco-Modus aktivieren: Bringt bis zu 10 Prozent mehr Reichweite
  • Reifendruck erhöhen: 0,2 bar mehr spart spürbar Energie
  • Unnötiges Gewicht entfernen: Räume Kofferraum und Dachträger ab

Klima-Management

  • Sitzheizung statt Innenraumheizung: Verbraucht deutlich weniger Energie
  • Wärmepumpe nutzen: Wenn vorhanden, ist sie viel effizienter
  • Auto vorkonditionieren: Während des Ladens heizen oder kühlen

Realistische Reichweiten-Planung

Plane für den Alltag mit 70 bis 80 Prozent der WLTP-Reichweite. Im Winter rechne mit noch weniger. Nutze den ADAC-Reichweitenrechner für realistische Werte basierend auf Außentemperatur und Fahrgeschwindigkeit.

Bei Langstrecken: Lade häufiger auf 60 bis 80 Prozent statt einmal auf 100 Prozent – das geht schneller und schont die Batterie.

Wie wird WLTP in der Praxis umgesetzt? 

Seit 2018 müssen alle neu zugelassenen Fahrzeuge in Europa mit WLTP-Werten gekennzeichnet sein. Um den Übergang vom alten NEFZ-Verfahren zum neuen Standard transparenter zu gestalten, werden oft beide Werte angegeben.

Dies schafft nicht nur mehr Transparenz, sondern ermöglicht es Käufern, die Verbrauchs- und Emissionswerte besser zu vergleichen und sich auf die realistischeren Angaben einzustellen. 

Ein wichtiger Fortschritt: Seit dem 1. Mai 2024 basieren die Angaben des CO2-Labels auf den WLTP-Messwerten. Es bietet eine verlässlichere Grundlage, um die laufenden Kosten für ein Fahrzeug einzuschätzen.

Dies erleichtert wiederum beim Autokauf die Wahl eines umweltfreundlichen Modells, das zum eigenen Fahrprofil und Budget passt.

Wie wirkt sich das WLTP auf die Kfz-Steuer aus?

Auch das Kfz-Steuergesetz wurde an das neue Verfahren angepasst. Seit September 2018 wird die Steuerberechnung auf Basis der CO2-Werte nach WLTP vorgenommen.

Da das Verfahren realistischere, aber häufig auch höhere Verbrauchswerte ermittelt, kann dies zu einer Erhöhung der Kfz-Steuer führen. Autokäufer sollten daher beim Fahrzeugvergleich nicht nur auf den Verbrauch, sondern auch auf mögliche steuerliche Auswirkungen achten.

Welchen Einfluss hat das WLTP auf das CoC-Papier?

Das WLTP hat einen wesentlichen Einfluss auf das CoC-Papier (Certificate of Conformity), da es die Grundlage für die Emissions- und Verbrauchswerte bildet, die in diesem Dokument festgehalten werden.

Seit der Einführung des WLTP-Standards müssen die angegebenen Werte im CoC-Papier realistischere und präzisere Angaben enthalten, die den tatsächlichen Fahrbedingungen näherkommen.

Bis zum 31. Dezember 2020 galt noch ein Übergangszeitraum. Während dieser Zeit enthielt das CoC-Papier noch WLTP- und NEFZ-Angaben. Seit 2021 dürfen nur noch die neueren Testergebnisse angegeben werden.

Dies verbessert die Transparenz und ermöglicht es den Verbrauchern, fundierte Entscheidungen beim Fahrzeugkauf zu treffen, indem sie die Effizienz und Umweltfreundlichkeit besser einschätzen können.

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