Sony Elektroauto Vision-S auf der CES 2020: Bilder, Daten
Autobauer zeigen Elektronik, Elektronikriesen Autos: Sony hat auf der CES 2020 ein Elektroauto präsentiert. Alle Details zum Sony Vision-S liest Du hier.
Vermutlich ist es nur folgerichtig: Nachdem Autohersteller zunehmend auf Elektronikmessen wie die CES in Las Vegas, die IFA in Berlin oder auf den Mobile World Congress in Barcelona setzen, dreht nun ein Elektronik-Konzern den Spieß um. Der erste Entertainment-Riese steigt ins Autogeschäft ein? Nicht ganz. Aber dass Sony auf der CES 2020 neben Playstation-, Spiele- und Flachbild-TV-Neuheiten gleich ein komplettes Auto zeigt, setzt zumindest ein Zeichen.
Vision-S nennt der Elektronik-Riese die Studie eines Elektroautos, die Sony-CEO Kenichiro Yoshida bei der CES-Pressekonferenz zum Abschluss seines Vortrags auf die Bühne rollen lässt. Man hat schon schlechter ausgearbeitete Ausstellungsstücke von Autobauern gesehen. Und allzu oft Studien, die zwar in die Zukunft weisen sollen, aber mit der Gegenwart so wenig zu tun haben, dass man sie guten Gewissens als „Show-Car“ bezeichnen kann. Was hier nicht nett gemeint ist.
Der E-Motor im Model S leistet 422 PS. Bis Tempo 100 vergehen 4,4 Sekunden.
Sony Vision-S: Mit Magna Steyr entwickelt
Der knapp 4,90 lange Vision-S fährt zunächst einmal aus eigener Kraft auf die Bühne. Das Auto verfügt über einen komplett ausgestalteten Innenraum und wirkt insgesamt, als könnte er ohne große Änderungen schnurstracks auf die Straßen rollen. Soll er aber gar nicht. Sony beschreibt den Prototypen als Illustration künftiger Lösungen für die Mobilität der Zukunft.
Die Entwicklung des Vision-S wirkt alles andere als halbherzig. So erwähnt Sony-Chef Yoshida eine feine Auswahl an Kooperationspartnern, die in der Autobranche gute Bekannte sind. Mit Magna Steyr hat ein Zulieferer bei der Entwicklung des elektrischen Vision-S geholfen, der sich auskennt mit dem Autobau. Aktuell werden etwa BMW 5er der Baureihe G30 in Graz gefertigt, der BMW Z4 und das Schwestermodell Toyota Supra. Die Mercedes G-Klasse läuft hier vom Band, ebenso wie der Jaguar E-Pace. Und, nicht unerheblich für den Vision-S: Jaguars Elektro-SUV I-Pace.
Nicht weniger wichtig: Zu den Partnern gehören here, Bosch, Continental und ZF. Unternehmen, auf deren Hard- und Software viele klassische Automobilhersteller setzen. Für Navigationsdaten, Sensortechnik, Sicherheitssysteme und neuerdings: Elektromobilität. Mercedes etwa lässt sich für das Elektro-SUV EQC die beiden Elektroantriebe für Vorder- und Hinterachse als Komplettmodule zuliefern, inklusive Steuerelektronik. Letztere stammt beim Jaguar I-Pace wiederum von Continental.
Zweimal 200 kW Leistung in Sonys Elektroauto
Das Layout des Vision-S erinnert denn auch an das, was sich bei kräftigeren Elektromodellen in den letzten Jahren als Industrie-Standard etabliert hat: Ein Motor sitzt an jeder Achse, die Batteriezellen in einem flachen Modul, das in den Unterboden integriert ist. Über Akkukapazität und Reichweite verliert Sony derzeit allerdings noch kein Wort.
Die Motoren leisten jeweils 200 kW (272 PS), was insgesamt etwa der Leistung des (nicht mehr produzierten) Tesla Model S P90D entspricht. Dank des üppigen Radstands von drei Metern sollte mindestens Platz für um die 100 kWh Akkukapazität sein, die Tesla derzeit im Model S installiert.
Das Konzept wirkt ohnehin wie ein direkter Tesla-Konkurrent. Die Proportionen erinnern an einen Mix aus Model S und Model 3, die Länge liegt mit exakt 4.895 Millimetern etwas unter dem Model S, die Höhe auf sehr ähnlichem Niveau. Allerdings bringt das Modell mit 2.350 Kilo eine gute Portion mehr auf die Waage als der Konkurrent aus den USA.
In 4,8 Sekunden auf Tempo 100
Bei den Fahrleistungen stellt sich der Vision-S ebenfalls hinten an. Ohne sich allerdings verstecken zu müssen. Von 0 auf 100 km/h geht es in 4,8 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit soll bei 240 km/h liegen. Gefedert wird an allen vier Ecken mit Luft.
In der vorgestellten Variante bietet der Vision-S Platz für maximal vier Personen und dank des großen Panorama-Glasdachs einen lichten Innenraum. Die Beinfreiheit hinten wirkt in Anbetracht von Fahrzeuglänge und Radstand jedoch ausbaufähig. Monitore an den Kopfstützen der Vordersitze bieten Entertainment. Bekanntlich Sonys Kernkompetenz.
Vorne streckt sich ein Widescreen-Display über die gesamte Innenraumbreite. Wobei Displays ganz außen das Bild der Außenspiegel wiedergeben. Sony führt sie als Kameras aus. Das Gesamtkonzept ähnelt stark einem anderen Elektroauto-Modell aus Japan, das allerdings in einer ganz anderen Liga fährt: dem Honda-e.
Entertainment ist Sony naturgemäß wichtig. Also statten die Japaner den Vision-S mit einem aufwendigen Soundsystem aus, das „360 Reality Audio“ bieten soll. Zahlreiche Lautsprecher sollen jedem einzelnen Insassen ein ganz eigenes Klang-Erlebnis bereiten. Gelangweilte Beifahrer können sich auf dem Widescreen-Display unter anderem Videos anschauen.
Fahrzeuge mit Wasserstoff-Antrieb fahren geräuscharm und lokal emissionsfrei.
Sony baut 33 Sensoren in den Vision-S
Sogar Fahrer dürfen Videos schauen, jedenfalls langfristig. Sony bringt laut eigenen Angaben 33 Sensoren im Vision-S unter, die einen „Kokon“ an Sicherheit bilden sollen („Safety Cocooning“). Darunter sind 12 Kameras, teilweise mit 360-Grad-Blick, diverse Radar- und Ultraschall-Sensoren sowie drei sogenannte LiDAR-Sensoren, die die Umgebung mittels Laser abtasten. Damit soll teilautomatisiertes Fahren nach Level 2+ möglich sein. Über Updates, die übers Mobilfunknetz aufgespielt werden, sei künftig Level 4 „oder mehr“ machbar. Letztlich also autonomes Fahren.
Alles in allem klingt der Vision-S also deutlich weniger nach „Vision“ als nach schon jetzt darstellbarer Realität. Ob Sony je selbst Autos bauen oder unter dem eigenen Logo herausbringen wird, bleibt trotzdem fraglich. Andererseits: Es haben schon ganz andere Firmen Pläne für eigene E-Autos präsentiert. Der Staubsaugerhersteller Dyson etwa oder zahlreiche Start-ups.
Sony dürfte es mit einem Jahresumsatz von rund 74 Milliarden Euro vergleichsweise leichtfallen, die Entwicklung zu stemmen. Trotzdem, wenn Kenichiro Yoshida in Las Vegas meint, „mobile“ wie etwa in Mobilfunk sei „der Megatrend der vergangenen Jahre“ und: „Ich glaube, der nächste Megatrend ist Mobilität“, dann dürfte das vor allem eines bedeuten: Es ist den Japanern nicht so wichtig, wer künftig autonom fahrende Elektroautos baut, die zugleich rollende Entertainment-Tempel sind. Wichtig ist Sony, dass Sony daran mitwirken kann. Und das nicht nur nebenbei.
Sony Vision-S: Technische Daten
Modell | Sony Vision-S |
---|---|
Motor | zwei Elektromotoren, je einer pro Achse |
Leistung | 2-mal 200 kW (272 PS) |
Antrieb | Allrad |
0-100 km/h | 4,8 s |
Geschwindigkeit | 240 km/h |
Gewicht | 2.350 kg |
Länge | 4.895 mm |
Breite | 1.900 mm |
Höhe | 1.450 mm |
Radstand | 3.000 mm |