Deutschlands größter Fahrzeugmarkt
Suche
Sony Vision-S in der Ansicht von vorne-links, stehend
Quelle: Sony
Sony hat den Vision-S zusammen mit dem österreichischen Autohersteller Magna Steyr entwickelt

Vermutlich ist es nur folgerichtig: Nachdem Autohersteller zunehmend auf Elektronikmessen wie die CES in Las Vegas, die IFA in Berlin oder auf den Mobile World Congress in Barcelona setzen, dreht nun ein Elektronik-Konzern den Spieß um. Der erste Entertainment-Riese steigt ins Autogeschäft ein? Nicht ganz. Aber dass Sony auf der CES 2020 neben Playstation-, Spiele- und Flachbild-TV-Neuheiten gleich ein komplettes Auto zeigt, setzt zumindest ein Zeichen.

Vision-S nennt der Elektronik-Riese die Studie eines Elektroautos, die Sony-CEO Kenichiro Yoshida bei der CES-Pressekonferenz zum Abschluss seines Vortrags auf die Bühne rollen lässt. Man hat schon schlechter ausgearbeitete Ausstellungsstücke von Autobauern gesehen. Und allzu oft Studien, die zwar in die Zukunft weisen sollen, aber mit der Gegenwart so wenig zu tun haben, dass man sie guten Gewissens als „Show-Car“ bezeichnen kann. Was hier nicht nett gemeint ist.

PB Tesla Model S P85 in der Ansicht von vorne links, stehend in einer Tiefgarage
PB Tesla Model S P85 in der Ansicht von vorne links, stehend in einer Tiefgarage
Tesla Model S P85

Der E-Motor im Model S leistet 422 PS. Bis Tempo 100 vergehen 4,4 Sekunden.

Sony Vision-S: Mit Magna Steyr entwickelt

Der knapp 4,90 lange Vision-S fährt zunächst einmal aus eigener Kraft auf die Bühne. Das Auto verfügt über einen komplett ausgestalteten Innenraum und wirkt insgesamt, als könnte er ohne große Änderungen schnurstracks auf die Straßen rollen. Soll er aber gar nicht. Sony beschreibt den Prototypen als Illustration künftiger Lösungen für die Mobilität der Zukunft.

Sony Vision-S in der Ansicht von vorne-rechts, fahrend
Quelle: Sony
Die zwei Elektromotoren im Vision-S leisten jeweils 272 PS

Die Entwicklung des Vision-S wirkt alles andere als halbherzig. So erwähnt Sony-Chef Yoshida eine feine Auswahl an Kooperationspartnern, die in der Autobranche gute Bekannte sind. Mit Magna Steyr hat ein Zulieferer bei der Entwicklung des elektrischen Vision-S geholfen, der sich auskennt mit dem Autobau. Aktuell werden etwa BMW 5er der Baureihe G30 in Graz gefertigt, der BMW Z4 und das Schwestermodell Toyota Supra. Die Mercedes G-Klasse läuft hier vom Band, ebenso wie der Jaguar E-Pace. Und, nicht unerheblich für den Vision-S: Jaguars Elektro-SUV I-Pace.

Nicht weniger wichtig: Zu den Partnern gehören here, Bosch, Continental und ZF. Unternehmen, auf deren Hard- und Software viele klassische Automobilhersteller setzen. Für Navigationsdaten, Sensortechnik, Sicherheitssysteme und neuerdings: Elektromobilität. Mercedes etwa lässt sich für das Elektro-SUV EQC die beiden Elektroantriebe für Vorder- und Hinterachse als Komplettmodule zuliefern, inklusive Steuerelektronik. Letztere stammt beim Jaguar I-Pace wiederum von Continental.

Zweimal 200 kW Leistung in Sonys Elektroauto

Das Layout des Vision-S erinnert denn auch an das, was sich bei kräftigeren Elektromodellen in den letzten Jahren als Industrie-Standard etabliert hat: Ein Motor sitzt an jeder Achse, die Batteriezellen in einem flachen Modul, das in den Unterboden integriert ist. Über Akkukapazität und Reichweite verliert Sony derzeit allerdings noch kein Wort.

Bild der Batterie des Sony Vision-S
Quelle: Sony
Sony verbaut an der Vorder- und Hinterachse jeweils einen Elektromotor

Die Motoren leisten jeweils 200 kW (272 PS), was insgesamt etwa der Leistung des (nicht mehr produzierten) Tesla Model S P90D entspricht. Dank des üppigen Radstands von drei Metern sollte mindestens Platz für um die 100 kWh Akkukapazität sein, die Tesla derzeit im Model S installiert.

Das Konzept wirkt ohnehin wie ein direkter Tesla-Konkurrent. Die Proportionen erinnern an einen Mix aus Model S und Model 3, die Länge liegt mit exakt 4.895 Millimetern etwas unter dem Model S, die Höhe auf sehr ähnlichem Niveau. Allerdings bringt das Modell mit 2.350 Kilo eine gute Portion mehr auf die Waage als der Konkurrent aus den USA.

In 4,8 Sekunden auf Tempo 100

Bei den Fahrleistungen stellt sich der Vision-S ebenfalls hinten an. Ohne sich allerdings verstecken zu müssen. Von 0 auf 100 km/h geht es in 4,8 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit soll bei 240 km/h liegen. Gefedert wird an allen vier Ecken mit Luft.

In der vorgestellten Variante bietet der Vision-S Platz für maximal vier Personen und dank des großen Panorama-Glasdachs einen lichten Innenraum. Die Beinfreiheit hinten wirkt in Anbetracht von Fahrzeuglänge und Radstand jedoch ausbaufähig. Monitore an den Kopfstützen der Vordersitze bieten Entertainment. Bekanntlich Sonys Kernkompetenz.

Sony Vision-S in der Ansicht von hinten-links, fahrend
Quelle: Sony
In 4,8 Sekunden erreicht die Elektro-Studie die 100 km/h-Marke. In der Spitze fährt der Vision-S 240 km/h

Vorne streckt sich ein Widescreen-Display über die gesamte Innenraumbreite. Wobei Displays ganz außen das Bild der Außenspiegel wiedergeben. Sony führt sie als Kameras aus. Das Gesamtkonzept ähnelt stark einem anderen Elektroauto-Modell aus Japan, das allerdings in einer ganz anderen Liga fährt: dem Honda-e.

Entertainment ist Sony naturgemäß wichtig. Also statten die Japaner den Vision-S mit einem aufwendigen Soundsystem aus, das „360 Reality Audio“ bieten soll. Zahlreiche Lautsprecher sollen jedem einzelnen Insassen ein ganz eigenes Klang-Erlebnis bereiten. Gelangweilte Beifahrer können sich auf dem Widescreen-Display unter anderem Videos anschauen.

Nexo
Nexo
Wasserstoff im Tank

Fahrzeuge mit Wasserstoff-Antrieb fahren geräuscharm und lokal emissionsfrei.

Sony baut 33 Sensoren in den Vision-S

Sogar Fahrer dürfen Videos schauen, jedenfalls langfristig. Sony bringt laut eigenen Angaben 33 Sensoren im Vision-S unter, die einen „Kokon“ an Sicherheit bilden sollen („Safety Cocooning“). Darunter sind 12 Kameras, teilweise mit 360-Grad-Blick, diverse Radar- und Ultraschall-Sensoren sowie drei sogenannte LiDAR-Sensoren, die die Umgebung mittels Laser abtasten. Damit soll teilautomatisiertes Fahren nach Level 2+ möglich sein. Über Updates, die übers Mobilfunknetz aufgespielt werden, sei künftig Level 4 „oder mehr“ machbar. Letztlich also autonomes Fahren.

Alles in allem klingt der Vision-S also deutlich weniger nach „Vision“ als nach schon jetzt darstellbarer Realität. Ob Sony je selbst Autos bauen oder unter dem eigenen Logo herausbringen wird, bleibt trotzdem fraglich. Andererseits: Es haben schon ganz andere Firmen Pläne für eigene E-Autos präsentiert. Der Staubsaugerhersteller Dyson etwa oder zahlreiche Start-ups.

Sony dürfte es mit einem Jahresumsatz von rund 74 Milliarden Euro vergleichsweise leichtfallen, die Entwicklung zu stemmen. Trotzdem, wenn Kenichiro Yoshida in Las Vegas meint, „mobile“ wie etwa in Mobilfunk sei „der Megatrend der vergangenen Jahre“ und: „Ich glaube, der nächste Megatrend ist Mobilität“, dann dürfte das vor allem eines bedeuten: Es ist den Japanern nicht so wichtig, wer künftig autonom fahrende Elektroautos baut, die zugleich rollende Entertainment-Tempel sind. Wichtig ist Sony, dass Sony daran mitwirken kann. Und das nicht nur nebenbei.

Sony Vision-S: Technische Daten

Modell Sony Vision-S
Motor zwei Elektromotoren, je einer pro Achse
Leistung 2-mal 200 kW (272 PS)
Antrieb Allrad
0-100 km/h 4,8 s
Geschwindigkeit 240 km/h
Gewicht 2.350 kg
Länge 4.895 mm
Breite 1.900 mm
Höhe 1.450 mm
Radstand 3.000 mm

Der Sony Vision-S in Bildern

Sony Vision-S in der Frontansicht, stehend
Sony Vision-S in der Seitenansicht, stehend
Sony Vision-S in der Ansicht von vorne-links, stehend
Sony Vision-S in der Seitenansicht, stehend
Sony Vision-S in der Ansicht von vorne-rechts, fahrend
Sony Vision-S in der Ansicht von hinten-links, fahrend
Sony Vision-S in der Draufsicht
Sony Vision-S in der Draufsicht, stehend
Sony Vision-S in der Heckansicht, stehend
Bild der Batterie des Sony Vision-S
Innenraum-Ansicht des Sony Vision-S
Sony Vision-S Blick in den Innenraum von der Rückbank aus
Quelle: Sony
1 von 12
Die Studie präsentierte Sony auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas
Quelle: Sony
2 von 12
Statt Rückspiegeln verwendet Sony Kameras, deren Bilder auf Bildschirme im Inneren gestreamt werden
Quelle: Sony
3 von 12
Sony hat den Vision-S zusammen mit dem österreichischen Autohersteller Magna Steyr entwickelt
Quelle: Sony
4 von 12
Knapp 4,9 Meter misst die Studie in der Länge
Quelle: Sony
5 von 12
Die zwei Elektromotoren im Vision-S leisten jeweils 272 PS
Quelle: Sony
6 von 12
In 4,8 Sekunden erreicht die Elektro-Studie die 100 km/h-Marke. In der Spitze fährt der Vision-S 240 km/h
Quelle: Sony
7 von 12
Auf 4,9 Metern Fahrzeuglänge finden vier Personen im Vision-S Platz
Quelle: Sony
8 von 12
Die Fahrgäste sitzen unter einem großen Panorama-Glasdach
Quelle: Sony
9 von 12
Ob Sony nun ins Automobilgeschäft einsteigt, bleibt fraglich
Quelle: Sony
10 von 12
Sony verbaut an der Vorder- und Hinterachse jeweils einen Elektromotor
Quelle: Sony
11 von 12
Im Innenraum erstreckt sich ein Widescreen über das gesamte Armaturenbrett
Quelle: Sony
12 von 12
Im Vision-S wird auch in der zweiten Reihe für Entertainment gesorgt
Teilen
Über die Redaktion
Erfahre, wer hinter den Inhalten steht und lerne unser mobile.de Redaktionsteam kennen.
Sind diese Informationen hilfreich für Dich?