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Auto fährt auf einer Landstraße
Quelle: picture alliance / Jochen Tack | Jochen Tack
Wie viel Strecke legst du zurück, bevor das Auto zum Stehen kommt? Der Anhalteweg hängt von verschiedenen Faktoren ab.

Das Wichtigste im Überblick

  • Der Anhalteweg bemisst die Strecke, die du bis zum Stoppen zurücklegst.
  • Mit einigen Tipps lässt er sich verkürzen und die Sicherheit erhöhen.
  • Du kannst den Anhalteweg mit einer Formel einfach berechnen.

Was ist der Anhalteweg?

Der Anhalteweg ist eine bestimmte, zurückgelegte Strecke. Gemessen wird dabei die gesamte Länge, die du fährst, während diese Dinge nacheinander passieren:

  1. Erkennen
    Du siehst eine Situation, die dich zum Anhalten zwingt.
  2. Reagieren
    Du trittst auf die Bremse.
  3. Anhalten
    Dein Fahrzeug kommt zum Stillstand.

Der Anhalteweg ist somit die gefahrene Strecke vom Moment der erkannten Gefahr bis zum Stillstand des Autos.

Warum ist der Anhalteweg wichtig?

Für die Sicherheit im Straßenverkehr, ist es wichtig, die Länge des Anhaltewegs einschätzen zu können. So kannst du eine sinnvolle Geschwindigkeit wählen und einen angemessenen Abstand zu anderen Fahrzeugen einhalten.

Das Thema wird ausführlich in der Fahrschule behandelt und in der theoretischen Prüfung abgefragt.

Anhalteweg berechnen: Das ist die Formel

Möchtest du wissen, wie lang der Anhalteweg bei einer normalen Bremsung ist, nutzt du diese Formel:

Reaktionsweg + Bremsweg = Anhalteweg

Du musst also zuerst den Reaktionsweg und den Bremsweg ermitteln. Dann addierst du die beiden Werte. Das Ergebnis ist der Anhalteweg.

Was ist der Reaktionsweg?

Bis du bei einer Gefahr tatsächlich auf die Bremse trittst, vergeht in der Regel etwa eine Sekunde. In dieser Zeit bewegst du dich weiter fort. Die vor dem Tritt auf die Bremse überwundene Distanz ist der Reaktionsweg. Die Faustformel für den Reaktionsweg lautet:

(Geschwindigkeit/10) × 3

Beispiel: Bei einer normalen Reaktionszeit von etwa 1 Sekunde und einer Geschwindigkeit von 50 km/h beträgt der Reaktionsweg somit (50/10)x3=15 Meter.

Was ist der Bremsweg?

Der Bremsweg ist die gefahrene Strecke, die du bei getretener Bremse noch zurücklegst, bevor das Auto zum Stehen kommt. Den Bremsweg berechnest du mit dieser Formel:

(Geschwindigkeit/10) × (Geschwindigkeit/10)

Beispiel: Bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h beträgt der Bremsweg bei Normalbedingungen (50/10) × (50/10) = 5×5 = 25 Meter.

Beispielrechnung für den Anhalteweg

Fährst du wie in den oben genannten Fällen 50 km/h, beträgt der Reaktionsweg rund 15 Meter. Der Bremsweg liegt bei etwa 25 Metern.

In Summe ergibt sich für den Anhalteweg somit eine Länge von rund 40 Metern.

Ein junges Reh steht am Rand einer Landstraße
Quelle: picture alliance / dpa | Patrick Pleul
In der Dämmerung sind Wildwechsel besonders häufig. Passe die Geschwindigkeit an, um den Anhalteweg zu verkürzen.

Reaktionsweg, Bremsweg, Anhalteweg: Was ist der Unterschied?

Der Unterschied lässt sich schnell auflisten:

  • Der Reaktionsweg ist die zurückgelegte Strecke, bevor du bremst.
  • Der Bremsweg ist der gefahrene Weg beim Bremsen.
  • Der Anhalteweg ist die Summe aus Reaktionsweg und Bremsweg.

Anhalteweg bei einer Gefahrenbremsung berechnen

Eine Gefahrenbremsung unterscheidet sich von einem normalen Bremsvorgang. Du trittst dabei besonders stark auf die Bremse, um das Fahrzeug schnellstmöglich anzuhalten.

Das ist wichtig: Jeder Meter, den du durch das entschlossene Bremsen sparst, kann Schlimmes verhindern.

Da die Bremskraft bei dieser besonderen Art der Bremsung deutlich stärker ist, verkürzt sich der Bremsweg. Für die Berechnung des Anhaltewegs musst du daher eine andere Faustformel anwenden. Sie lautet:

Reaktionsweg + halber Bremsweg = Anhalteweg bei einer Gefahrenbremsung 

Beispiel: Fährst du 50 km/h und musst eine Gefahrenbremsung machen, bleibt der Reaktionsweg wie im Beispiel oben gleich: 15 Meter. Der Bremsweg verkürzt sich aber um die Hälfte und beträgt nur noch 12,5 Meter. Die beiden Werte zusammen ergeben den Anhalteweg bei einer Gefahrenbremsung: Er beträgt 27,5 Meter.

Wie lang ist der Anhalteweg bei Lkw und Motorrad?

Mit den oben genannten Formeln kannst du den Anhalteweg für ein Auto berechnen. Bist du auf einem Motorrad oder mit einem Lkw unterwegs, gelten andere Werte. Bei beiden Fahrzeugen ist der Weg bis zum Stillstand länger als beim Auto.

  • Beim Motorrad liegt das an den weniger effizienten Bremsen.
  • Beim Lkw hat vor allem das große Gewicht einen Einfluss. Es verlängert die Strecke, die bis zum Anhalten zurückgelegt wird.

Die für diese Fahrzeuge nötigen Formeln lernst du in der Fahrschule kennen, wenn du den Motorradführerschein oder den Lkw-Führerschein machst.

Der Reaktionsweg verhält sich linear zur Geschwindigkeit. Fährst du doppelt so schnell, ist der Reaktionsweg doppelt so lang. Der Bremsweg verhält sich quadratisch zur Geschwindigkeit. Bist du doppelt so schnell unterwegs, vervierfacht sich der Bremsweg. 

Welche Faktoren beeinflussen den Anhalteweg deines Autos?

Viele Faktoren bestimmen, wie schnell ein Fahrzeug bei einer normalen Bremsung oder einer Gefahrenbremsung zum Stillstand kommt. Entscheidend sind diese:

  • Geschwindigkeit
    Je schneller du fährst, desto länger wird der Anhalteweg, denn: Sowohl der Reaktionsweg als auch der Bremsweg nehmen mit höherer Geschwindigkeit zu. 
  • Wetter
    Regen, Schnee und Eis verschlechtern die Haftung der Reifen auf der Fahrbahn. Das führt zu einem längeren Bremsweg. Nebel schränkt die Sicht ein und kann die Reaktionszeit verlängern.
  • Straßenverhältnisse
    Auf schmutzigen Straßen haben Reifen weniger Haftung. Das erhöht den Bremsweg und damit auch den zurückgelegten Weg bis zum Stillstand der Reifen.
  • Reifenzustand
    Abgefahrene oder schlecht gewartete Reifen bieten weniger Grip und verlängern ebenfalls den Bremsweg.
  • Reaktionszeit
    Die Reaktionszeit des Fahrers wird durch Müdigkeit, Ablenkung oder den Einfluss von Alkohol und Drogen beeinflusst. Wer langsam reagiert, muss mit einem längeren Anhalteweg rechnen. 
  • Technische Hilfsmittel
    Assistenzsysteme wie ABS (Antiblockiersystem) und/oder ESP (Elektronisches Stabilitätsprogramm) können den Bremsweg verkürzen: Sie verteilen die Bremskraft optimal und verhindern ein Blockieren der Räder. 
  • Fahrzeugbeladung
    Ein schwer beladenes Fahrzeug verlängert den Bremsweg spürbar. Es benötigt selbst bei einer schnellen Reaktion des Fahrers und optimalen Bedingungen mehr Strecke zum Anhalten.
Auto steht in einer Werkstatt auf einer Hebebühne
Quelle: picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte
Denk an die Termine beim TÜV und lass dein Auto regelmäßig warten. Schäden an Reifen und Bremsen können den Bremsweg verlängern.

Wie lang ist der Anhalteweg bei einer bestimmten Geschwindigkeit?

In der folgenden Tabelle siehst du, mit welchen Werten du bei welcher Geschwindigkeit rechnen musst. 

GeschwindigkeitReaktionswegBremswegAnhaltewegAnhalteweg (Gefahrenbremsung)
30 km/h 9 m 9 m 18 m 13,5 m
50 km/h 15 m 25 m 40 m 27,5 m
70 km/h 21 m 49 m 70 m 45,5 m
80 km/h 24 m 64 m 88 m 56 m
100 km/h 30 m 100 m 130 m 80 m
120 km/h 36 m 144 m 180 m 108 m
130 km/h 39 m 169 m 208 m 123,5 m
150 km/h 45 m 225 m 270 m 157,5 m
180 km/h 54 m 324 m 378 m 216 m
200 km/h60 m400 m460 m260 m

Anhalteweg verkürzen: Tipps (nicht nur) für Fahranfänger

Beim Anhalteweg kommt es auf deine Reaktionsgeschwindigkeit an und auf die Stärke, mit der du das Bremspedal betätigst. Je kürzer der Anhalteweg sämtlicher Verkehrsteilnehmer ist, umso mehr Sicherheit gibt es für alle. Nutze diese Tipps, um den Anhalteweg so kurz wie möglich zu halten:

  1. Fahre aufmerksam
    Eine aufmerksame, vorausschauende Fahrweise hilft, Gefahren früh zu erkennen. Je aufmerksamer du bist, umso schneller kannst du reagieren. Vermeide während der Fahrt Ablenkungen, wie z. B. durch Handy, Radio oder Bordcomputer.
  2. Fahre mit angepasster Geschwindigkeit
    Halte dich an die vorgeschriebenen Geschwindigkeitsbegrenzungen. Denke daran: Die zulässigen Höchstgeschwindigkeiten beziehen sich auf Optimalbedingungen.
  3. Halte Abstand
    Halte immer einen ausreichenden Sicherheitsabstand zum vorausfahrenden Fahrzeug ein. Je mehr Platz zwischen dir und anderen Wagen ist, umso mehr Zeit hast du, um auf Unvorhergesehenes zu reagieren.
  4. Lass dein Fahrzeug warten
    Lasse die Bremsen und Reifen deines Fahrzeugs regelmäßig überprüfen und warten. Abgenutzte Bremsbeläge oder defekte Reifen können den Bremsweg (und damit den Anhalteweg) erheblich verlängern.
  5. Nutze Fahrassistenzsysteme
    Deaktiviere Systeme wie ABS, ESP oder einen Notbremsassistenten nicht: Sie können helfen, den Bremsweg zu verkürzen und die Kontrolle über das Fahrzeug zu behalten.
  6. Sammle Fahrpraxis
    Übung macht den Meister. Je mehr Erfahrung du hast, desto besser kannst du den Anhalteweg einschätzen, deine Fahrweise anpassen und im Ernstfall reagieren.
  7. Merke dir einige Richtwerte
    Es lohnt sich, einige Eckdaten im Kopf zu behalten. Merke dir beispielsweise, dass bei 50 km/h ein Anhalteweg von 40 Metern zu erwarten ist (bei einer Gefahrenbremsung: 27,5 Meter). Bei 100 km/h sind 130 Meter (Gefahrenbremsung: 80 Meter) zum Anhalten nötig. Mit diesen Werten im Hinterkopf kannst du das Fahrverhalten entsprechend anpassen.

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