Mercedes Sprinter im Test: Vor- und Nachteile als Gebrauchtwagen
Kaum ein Transporter ist vielseitiger als der Mercedes Sprinter. Redakteur Lars Krone zeigt Dir die Stärken und Schwächen der dritten Generation als Gebrauchtwagen. Lies hier den Test.
- Welche Facelifts gab es beim Mercedes Sprinter?
- Der Mercedes Sprinter im Test: Wie fährt sich der große Transporter mit Stern?
- Die Motoren des Mercedes Sprinter
- Was sind die Karosserievarianten des Mercedes Sprinter?
- Welche bekannten Probleme gibt es beim Mercedes Sprinter?
- Die Vor- und Nachteile des Mercedes Sprinter
- Mein Fazit: Der Mercedes Sprinter im Test
2025 feiert der Mercedes Sprinter Jubiläum: Mittlerweile seit 30 Jahren bietet die Marke mit Stern den großen Transporter an – inzwischen in der dritten Generation. Fast fünf Millionen Fahrzeuge des Konkurrenten von VW Crafter, Ford Transit, Fiat Ducato und Co. liefen seit 1995 vom Band. Ein Erfolgsgrund: die enorme Vielseitigkeit. Bei der Markteinführung der aktuellen dritten Generation (Typ BR 907/910) zählte Mercedes dank Modulbauweise mehr als 1.700 Varianten. Es gibt den Sprinter mit den verschiedensten Aufbauten: als Kastenwagen oder als Busvariante, mit unterschiedlichen Längen und Höhen, als Pritsche oder als Fahrgestell.
Den Mercedes Sprinter gibt es dank Modulbauweise in unzähligen Varianten.
Beim Antrieb der dritten Generation betrat Mercedes teilweise Neuland. Neben den bewährten Diesel-Varianten mit Hinterrad- oder Allradantrieb gab es die kleineren Sprinter-Modelle nun auch mit Frontantrieb. Zudem bot Mercedes mit dem eSprinter erstmals auch eine vollelektrische Ausführung an.
Zahlreiche aus dem Pkw-Bereich bekannte Assistenzsysteme zur Spur- und Abstandshaltung, eine Toter-Winkel-Überwachung oder ein Bremsassistent sorgen auch beim Sprinter für mehr Sicherheit.
Das Wichtigste in Kürze
- Dank riesiger Modellvielfalt sehr viele Einsatzmöglichkeiten
- Mit Diesel oder Elektroantrieb erhältlich
- Bis zu 17 Kubikmeter Ladevolumen und 5,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht
- Viele aus dem Pkw-Bereich bekannte Assistenzsysteme
- Gewerbliche Gebrauchte oft mit deutlichen Gebrauchsspuren und hohen Laufleistungen
Welche Facelifts gab es beim Mercedes Sprinter?
Seit der Modelleinführung im Jahr 2018 hat Mercedes die dritte Auflage des Sprinter immer wieder aufgefrischt und ergänzt. So nahmen die Stuttgarter Ende 2018 die 4×4-Variante mit zuschaltbarem Allradantrieb ins Programm.
Ab Ende 2020 ersetzte das ursprünglich aus der E-Klasse bekannte 2,0-Liter-Dieselaggregat OM654 in vier Leistungsstufen nach und nach die bisherigen Verbrenner. Für den Selbstzünder gab es alternativ nun auch ein 9-Gang-Tronic-Automatikgetriebe. 2021 führte Mercedes ein neues Allradsystem ein, bei dem das Antriebsmoment situationsabhängig und ohne Zutun des Fahrers vollvariabel zwischen Vorder- und Hinterachse verteilt wird.
Im Frühjahr 2024 bekam der Sprinter das aktuellste MBUX-Multimediasystem samt 10,25-Zoll-Touchdisplay, neuem Multifunktionslenkrad und verbessertem Sprachassistenten. Aber auch bei den Assistenzsystemen legte Mercedes nach: So wurde der Brems-Assistent um eine Kreuzungs- und eine Falschfahrerfunktion erweitert. Die Modelle mit N2-Zulassung (Fahrzeuge über 3,5 Tonnen Gesamtgewicht) waren nun serienmäßig mit einem Anfahrinformations- und einem Abbiege-Assistenten ausgestattet, die bei drohenden Kollisionen akustisch und optisch warnen. Ebenfalls 2024 kam ein neuer eSprinter mit einem effizienteren modularen Antriebsstrang auf den Markt.
Der Mercedes Sprinter im Test: Wie fährt sich der große Transporter mit Stern?
Und wie schlägt sich der Mercedes-Transporter im Alltag? Der generelle Tenor der zahlreichen Tests der Fachmedien: Er macht seine Sache gut. Die OM654-Dieselmotoren laufen ruhig und haben bereits in der 150-PS-Version ausreichend Leistung. Sie harmonieren sehr gut mit dem 9-Gang-Automatikgetriebe, das ein absoluter Komfortgewinn ist. Es schaltet schnell und hält die Drehzahl möglichst niedrig. So ist es bei zurückhaltender Fahrweise möglich, bei den leistungsschwächeren Varianten mit einem Verbrauch von unter neun Litern auszukommen. Bei der Topmotorisierung mit 190 PS wird es dagegen zweistellig. Das 6-Gang-Schaltgetriebe ist dagegen etwas hakelig und vermittelt einen trägen Testeindruck.
Der 2021 eingeführte Allradantrieb überzeugt ebenfalls in den Tests. Dank variabler Kraftverteilung und höherer Bodenfreiheit ist er auch für leichtes Gelände geeignet. Der Fahrer muss sich dabei um nichts kümmern, die Elektronik regelt alles automatisch. Somit kommen auch Offroad-Anfänger mit dem 4×4-Sprinter sofort klar.
Im Innenraum gibt es Transporter-typisch zwar viel Hartplastik, dennoch bietet der Sprinter viele Annehmlichkeiten aus dem Pkw-Bereich. Die Sprachbedienung funktioniert reibungslos, das Infotainment ist klar gegliedert und lässt sich einfach bedienen. Es gibt USB-C-Steckplätze, induktives Laden und schlüsselloses Starten sind ebenfalls möglich, die Sitze bieten viel Komfort und zahlreiche Assistenzsysteme sorgen für zusätzliche Sicherheit.
Noch mehr Auswahl
Um allen Kundenanforderungen beim Sprinter gerecht zu werden, arbeitet das 2006 gegründete Aufbauhersteller-Zentrum von Mercedes eng mit zahlreichen externen Partnern zusammen. Knapp die Hälfte aller neu zugelassenen Fahrzeuge erhalten einen Ausbau oder Aufbau durch einen Spezialbetrieb. Die Maßnahmen reichen vom Regaleinbau bis zu kompletten Kühltransportern, Kippern, Krankenwagen oder Wohnmobilen auf Sprinter-Basis.
Die Motoren des Mercedes Sprinter
Hauptantrieb beim Mercedes Sprinter sind verschiedene Dieseltriebwerke. In den ersten Baujahren gab es 2,1-Liter-Vierzylinder mit 114 bis 170 PS sowie als Topmotorisierung einen 3,0-Liter-V6 mit 190 PS. Später ersetzte Mercedes diese Motoren durch einen moderneren 2,0-Liter-4-Zylinder mit dem gleichen Leistungsspektrum. Dieser ist nicht nur laufruhiger und leiser, sondern auch sparsamer und erfüllt die Schadstoffnorm Euro VI-E bzw. Euro 6d. Hier solltest du jedoch eher zu den stärkeren Versionen mit mehr Leistungsreserven greifen.
Als Alternative zu den Selbstzündern bietet Mercedes den vollelektrischen eSprinter an, dessen E-Motor die Hinterachse antreibt: Ab 2020 mit einer Leistung von 85 kW (116 PS) und einer nutzbaren Batteriekapazität von 35 oder 47 Kilowattstunden, seit 2024 kann man zwischen 100 kW (136 PS) oder 150 kW (204 PS) sowie einer größeren Batteriekapazität mit 56, 81 oder 113 Kilowattstunden wählen. Als Reichweite gibt Mercedes innerstädtisch bis zu 500 Kilometer an.
Abhängig von der gewählten Antriebs- und Karosserievariante gibt es den Sprinter mit Front-, Hinter- oder Allradantrieb und 6-Gang-Schaltgetriebe beziehungsweise 7-Gang oder 9-Gang-Tronic-Automatikgetriebe.
Motorauswahl des Mercedes Sprinter im Überblick *
Motor | Zylinder | Hubraum | Leistung | Verbrauch (WLTP) |
---|---|---|---|---|
x11 CDI | 4 | 1.950 ccm | 114 PS (84 kW) | 8,7–9,4 l/100 km Diesel |
x15 CDI | 4 | 1.950 ccm | 150 PS (110 kW) | 8,5–11,9 l/100 km Diesel |
x17 CDI | 4 | 1.950 ccm | 170 PS (125 kW) | 8,6–12,2 l/100 km Diesel |
x19 CDI (bis 2021) | V6 | 2.987 ccm | 190 PS (140 kW) | 10,2–10,9 l/100 km Diesel |
eSprinter | E-Motor | – | 136 PS (100 kW) | 23,8–37,4 kWh/100 km |
* Die Tabelle zeigt die Bandbreite der Motorenpalette des Mercedes Sprinter. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Was sind die Karosserievarianten des Mercedes Sprinter?
Vielfalt ist beim Sprinter Trumpf. Mercedes deckt mit dem Transporter praktisch alle Kundenwünsche ab. Dank Modulbauweise gibt es verschiedene Aufbauten, unterschiedliche Höhen und Varianten bis zu einer Länge von 7,37 Metern. Zum Angebot gehören:
- der Kastenwagen mit vier verschiedenen Fahrzeuglängen und drei Dachhöhen
- der verglaste Tourer zur Personenbeförderung mit drei Längen, zwei Dachhöhen und bis zu neun Sitzplätzen im Fahrgastraum
- die Pritsche als Einzel- oder Doppelkabine und in drei Längen
- das Fahrgestell mit Standard- oder Doppelkabine und zwei Fahrzeuglängen
- die Minibus-Varianten Transfer und Mobility mit Platz für bis zu 19 Passagieren
- die Triebkopfvariante für den Wohnmobilbau
Was sind die Abmessungen des Mercedes Sprinter?
- Länge: 5,27 bis 7,37 Meter
- Breite: 2,35 Meter (mit Außenspiegel)
- Höhe: 2,33 Meter bis 2,61 Meter
- Radstand: 3,26 Meter bis 4,33 Meter
Den Mercedes Sprinter gibt es dank Modulbauweise in unzähligen Varianten.
Was ist das Ladevolumen des Mercedes Sprinter?
Platzprobleme sollte es beim Sprinter nicht geben. Bis zu 17 Kubikmeter beträgt das Ladevolumen des Transporters mit Stern. Abhängig von der Bauart misst die Ladefläche bis zu 4,81 Meter in der Länge, 1,79 in der Breite und 2,34 Meter in der Höhe (mit Superhochdach). Die maximale Zuladung beträgt bei einem zulässigen Gesamtgewicht von 5,5 Tonnen 3.150 Kilogramm, die ungebremste Anhängelast bis zu 2,4 Tonnen. Zum Vergleich: Der VW Crafter bietet zwar etwas weniger Platz (bis zu 16,1 Kubikmeter), kann aber bis zu 3,5 Tonnen ziehen.
Zwei Vorteile des Sprinter mit Frontantrieb: baubedingt ist seine Nutzlast um 50 Kilogramm höher als beim Hinterradantrieb, die Ladekante um 80 Millimeter niedriger.
Welche bekannten Probleme gibt es beim Mercedes Sprinter?
Der dritte Mercedes Sprinter schneidet bei der ADAC-Pannenstatistik in allen Baujahren gut ab. In der 2024er-Ausgabe des Reports lag er mit 1,7 Pannen pro 1.000 Fahrzeuge im Segment Transporter und Vans sogar auf Platz eins. Während bei den Vorgängermodellen Rost ein großes Thema war, hat Mercedes beim Typ BR 907/910 mit einer zusätzlichen Verzinkung an Unterboden und Seitenwänden nachgebessert. Da es aber weiterhin Stellen gibt, wo Korrosion auftreten kann, wie z. B. unter der Seitenverkleidung oder an der Führung der Schiebetüren, solltest du hier vor dem Kauf trotzdem genau hinschauen.
Beim Ende 2020 eingeführten Motor OM654 zeigen Langzeittests und Nutzererfahrungen, dass Laufleistungen von mehreren 100.000 Kilometern kein Problem sind – wenn regelmäßig das von Mercedes empfohlene Motoröl mit der Freigabe MB 229.52 verwendet wurde und das Fahrzeug hauptsächlich auf der Langstrecke unterwegs war. Sprinter, die überwiegend im Kurzstreckenbetrieb eingesetzt wurden, in dem der Motor oft nicht auf Betriebstemperatur kam, können dagegen für Ärger sorgen. Denn hier kann unverbrannter Kraftstoff im Motoröl nicht verdampfen, was dessen Schmierfähigkeit beeinträchtigt und im schlimmsten Fall zu Motorschäden führt. Hier sollte im Serviceheft genau kontrolliert werden, ob das entsprechende Motoröl verwendet wurde und alle Wartungen durchgeführt wurden.
Die Vor- und Nachteile des Mercedes Sprinter
Stärken
- Große Modellvielfalt dank Modulbauweise
- Reichlich Ladevolumen
- Auch mit E-Antrieb erhältlich
Schwächen
- 6-Gang-Schaltgetriebe etwas hakelig und träge
- Bei früheren Modellen nur Fahrerairbag serienmäßig
- Gebrauchte Modelle oft mit deutlichen Gebrauchsspuren
Mein Fazit: Der Mercedes Sprinter im Test
Der Mercedes Sprinter ist ein Transporter mit extrem großer Vielseitigkeit. Dank seiner unzähligen Varianten gibt es kaum etwas, das er nicht kann, was auch die Sprinter-Tests untermauern. Die Technik ist solide, das Thema Rost ist zwar noch da, aber bei weitem nicht mehr so schlimm wie bei den Vorgängergenerationen.
Bei gewerblich genutzten Gebrauchtwagen sind oft deutliche Gebrauchs- und Abnutzungsspuren erkennbar (Beulen, Kratzer, Farbflecken usw.). Wenn dir diese optischen Makel nichts ausmachen, kannst du beim Kauf solcher Fahrzeuge Geld sparen. Aber Achtung: In der Regel wurde bei diesen Fahrzeugen die Technik stärker beansprucht.
Wenn du eher Langstrecke fährst, solltest du nach Sprintern mit dem größeren 93-Liter-Tank schauen – und die optionalen Komfortsitze lohnen sich nicht nur dann. Noch zwei abschließende Tipps: Bei den früheren Modellen gab es den Beifahrerairbag nur als Sonderausstattung. Solltest du Beifahrer an Bord haben, ist dieses Feature unbedingt zu empfehlen. Und auch auf das Park-Paket mit Park-Assistent und Rückfahrkamera solltest du nicht verzichten.
Den Mercedes Sprinter gibt es dank Modulbauweise in unzähligen Varianten.