BMW M5 im Test: Vor- und Nachteile als Gebrauchtwagen

Mit dem E28 M5 brachte die BMW Motorsport GmbH 1985 ihre erste waschechte Sport-Limousine auf den Markt. Optisch setzte die Topversion der Münchner Oberklasse eher auf teutonisches Understatement als auf brachiales Spoilerwerk. Ein zurückhaltender, eleganter Look gepaart mit Hochleistungs-Technik – eine attraktive Kombination, mit der der M5 über Jahrzehnte bestach.

 Beim von 2017 bis 2023 gebauten sechsten M5 (Baureihe F90) sorgte wie bei seinem direkten Vorgänger dagegen ein Achtzylinder für Vortrieb. Der 4,4-Liter-Motor leistet dank zweier Turbolader über 600 PS. Außerdem spendierte die BMW-Sportabteilung erstmals serienmäßig Allradantrieb.

Puristen können aber beruhigt sein – im 2WD-Modus wird die ganze Leistung an die Hinterräder abgegeben, während die Fahrassistenten inklusive der Traktionskontrolle ausgeschaltet sind. So wird er auf Knopfdruck zu einem M5, wie man ihn lieben gelernt hat.

Das Wichtigste in Kürze

• In der sechsten Generation nur als Limousine erhältlich
• Trat gegen den Mercedes-AMG E 63 S und den Audi RS 7 an
• Kann Alltag und Rennstrecke
• Hoher Spritverbrauch
• Sprintet in rund drei Sekunden auf Tempo Hundert

Welche Facelifts gab es beim BMW M5?

Der M5 der Baureihe F90 wurde im Sommer 2020 aufgefrischt. Bis auf ein nachgeschärftes und leicht tiefergelegtes Fahrwerk für die Competition-Variante hat sich bei der Technik wenig getan. Verbesserte Stoßdämpfer sollten die ausgewachsene Sport-Limousine im Grenzbereich deutlich kontrollierbarer machen und sie im Alltag komfortabler abrollen lassen.

Die Änderungen betrafen hauptsächlich die Optik und das Cockpit. An der Front erhielt der M5 neue Scheinwerfer mit einem L-förmigen Tagfahrlicht und eine modifizierte Frontschürze. Der hintere Stoßfänger wurde ebenfalls überarbeitet, die Rückleuchten neu gestaltet und abgedunkelt.

Im Interieur zog ein verbessertes Bedien- und Infotainmentsystem inklusive eines 12,3 Zoll großen Touchscreens ein. Mit dem Facelift kam der M5 in den Genuss der Assistenzsysteme, die man schon vom gelifteten Standard-5er kannte.

Der BMW M5 im Test: Wie fährt er sich?

Ich hatte vor einigen Jahren Gelegenheit, einen Vor-Facelift M5 Competition im Rahmen eines Fahrtrainings auf einer Rennstrecke zu testen, und meine Eindrücke stimmen mit den Erfahrungen diverser Fachmedien überein. 

Der Testwagen begeistert mit seinem ambivalenten Charakter. Der 4,4 Liter-V8 große V8 beeindruckt auf der Rennstrecke und in den Modi „Sport“ und „Track“ mit seiner druckvollen Kraftentwicklung und seinem sonoren Klang. Wenn man aber im gemäßigten „Road“-Fahrmodus unterwegs ist, fährt er sich entspannt und im Innenraum geht es angenehm ruhig zu.

Der xDrive-Allradantrieb sorgt beim sechsten M5-Test für eine ungeahnt gute Traktion und Beschleunigung. Er hält unbeirrbar die Spur und nimmt Kurven mit einer spielerischen Leichtigkeit. Wenn man auf reinen Hinterradantrieb umschaltet, ändert sich der Charakter des M5 grundlegend. Er lässt gerne die Reifen durchdrehen und nimmt in der Hand von geübten Fahrern lang gezogene Kurven im Drift.

Das exzellent ausbalancierte Fahrwerk und die exakte, viel Rückmeldung bietende elektromechanische Lenkung kaschieren das Gewicht von rund 1,9 Tonnen gut. Allerdings lässt die üppige Breite den M5 etwas unhandlich wirken. Trotz ihres Sportsgeistes federt das 620-PS-starke Testfahrzeug bekömmlich, was sie eigentlich für den Alltag prädestiniert. Wäre da nicht ihr großer Durst. In Tests wurde für den M5 Competition im Pendelverkehr ein Testverbrauch von 12,5 Litern ermittelt. Wenn man es krachen lässt, werden daraus auch gut und gerne mal 15 Liter.

Die Motoren des BMW M5

Der M5 F90 wird von einem 4,4 Liter großen Biturbo-V8 mit Direkteinspritzung befeuert. Der Motor mit der Kennung S63 leistet je nach Version 600, 625 oder 635 PS. Die Achtgangautomatik und ein variabler Allradantrieb sind Serie.

Der M5 Competition hat 625 PS und bietet neben den zusätzlichen 25 Pferdchen eine dynamischere Fahrwerksabstimmung sowie eine Tieferlegung um sieben Zentimeter. Bei ihm ist der Allradantrieb eine Spur hecklastiger ausgelegt.

Die stärkste Ausbaustufe mit 635 PS bleibt dem gleichzeitig 70 Kilo leichteren M5 CS vorbehalten. Den Sprint von null auf Hundert erledigt der Bayer je nach Variante in 3,4 bis 3,0 Sekunden. Mit dem optionalen M Driver’s Package konnte die Höchstgeschwindigkeit von 250 auf 305 km/h erhöht werden.

Die Motoren des BMW M5 im Überblick

Was sind die Karosserievarianten des BMW M5?

Während es den Nachfolger G90 – wie einst die legendären Vorgänger E34 und E61 – auch als Touring gibt, bot BMW M den sechsten M5 ausschließlich als sportive Limousine an. Wer einen exklusiven Power-Kombi auf Basis dieser 5er-Generation haben wollte, musste sich beim allgäuischen Veredler Alpina umsehen. Dessen über 600 PS starker B5 Touring Biturbo Allrad war mit einer Höchstgeschwindigkeit von 322 km/h der schnellste Serien-Kombi der Welt. 

Was sind die Abmessungen des BMW M5?

• Länge: 4,98 Meter
• Breite: 1,90 Meter
• Höhe: 1,47 Meter
• Radstand: 2,98 Meter

Was ist das Kofferraumvolumen des BMW M5?

Auch wenn es von der sechsten M5-Generation keine Touring-Version gab, ist sie als Sport-Limousine sowohl für den Wochenendkauf als auch für den Urlaub gut gerüstet. Das Gepäckabteil fasst für diese Karosserieform üppige 530 Liter. Allerdings lässt sich die Rückbank bei der dynamischen Stufenheck-Limo nicht umklappen, eine Durchreiche für Skier oder längere Gegenstände muss reichen.

Welche bekannten Probleme gibt es beim BMW M5?

Der M5 F90 ist keine technische Diva, sondern im Großen und Ganzen ausgesprochen solide. Einige Schwächen hat die Performance-Limousine trotzdem. Vereinzelt klagen Besitzer über harte Schaltvorgänge der ZF-Achtgangautomatik. Hier schaffen ein Software-Update und ein Wechsel des Getriebeöls Abhilfe. Wie alle Versionen der 5er-Generation ist auch das sportliche Topmodell von Elektronik-Aussetzern betroffen, die sich teils auch auf die Assistenzsysteme auswirken.

Der V8 ist definitiv kein Kostverächter – sowohl wenn es um Benzin als auch Motoröl geht. Dazu kommt, dass er als Hitzkopf gilt. Bei einer flotten Fahrweise wird das Aggregat teilweise sehr heiß, defekte Kühlmittelpumpen oder Thermostate sind daher keine Seltenheit. Auch die Hochdruck-Kraftstoffpumpen galten anfangs als anfällig, für die Modelljahre 2018 und 2019 gab es deswegen einen Rückruf. Es empfiehlt sich, vom Händler checken zu lassen, ob beide Pumpen ausgetauscht wurden.

Die Vor- und Nachteile des BMW M5

Mein Fazit: Der BMW M5 im Test

Es gibt wenige Autos, die so nah an die oft beschworene „eierlegende Wollmilchsau“ herankommen wie der BMW M5. Im Test zeigt er sich dynamisch, hochbegabt und gleichzeitig komfortabel, um im Alltag und auf der Langstrecke ein guter Begleiter zu sein. Obwohl sein Biturbo-V8 schiere Power liefert und emotional klingt, hält sich der sechste M5 optisch angenehm zurück – vor allem, wenn man ihn mit seinem optisch recht brachial geratenen Nachfolger vergleicht.

Die einzigen Wermutstropfen sind der hohe Verbrauch und die Unterhaltskosten, die man sich leisten können muss. Der M5 ist erwartungsgemäß insgesamt kein Schnäppchen, auch als Gebrauchtwagen nicht. Autos, die weniger als 100.000 Kilometer gelaufen sind, starten preislich auf mobile.de bei rund 55.000 Euro. Dafür bekommt man aber auch eine exzellente Sport-Limousine, die das Zeug zum Klassiker hat.