Warum Dich Scheinwerfer blenden können
LED-Scheinwerfer leuchten besonders hell. Das nutzt dem Fahrer, aber nicht dem Gegenverkehr. Woran es liegt, wenn Autofahrer geblendet werden, steht hier.
- Warum Blendung gefährlich ist: Mehrere Sekunden Blindflug
- Blenden LED-Scheinwerfer mehr als andere?
- Freiflächenreflektoren versus Linsenprojektion
- Adaptive Scheinwerfer: Abblendlicht statt Tagfahrlicht
- Verschmutzte Scheinwerfer
- Falsch eingestellte Scheinwerfer
- Zusätzliches Justieren ist notwendig, wenn
- Tipps für Autofahrer: So kannst Du Dich vor Blendung im Straßenverkehr schützen.
- Blendung: So kannst Du Dich schützen
Des einen Freud ist für den anderen oft keine gute Sache. Beim Thema Licht gilt dies für moderne Scheinwerfer am Fahrzeug. Sie wurden mit Einführung der Xenon-Technik und erst recht mit dem LED-Licht heller und präziser. Das verbessert die Sicht des Fahrers und erhöht aus dieser Perspektive die Verkehrssicherheit. Doch das weiße Licht blendet andere Verkehrsteilnehmer deutlich stärker als herkömmliche Halogen-Scheinwerfer. Vor allem ältere Verkehrsteilnehmer leiden unter zu grellen Leuchtmitteln. Auch falsch eingestellte oder verschmutzte Scheinwerfer blenden den Gegenverkehr. Was Du dazu wissen musst, liest Du hier.
Das Wichtigste in Kürze: Deshalb blenden Scheinwerfer
- LED- und Xenon-Scheinwerfer leuchten deutlich heller als Halogen.
- Weißes oder bläuliches Licht wird in der Nacht als unangenehmer empfunden.
- Hohe Leuchtdichte bei LED aufgrund von viel Licht und kleiner Leuchtfläche
- Verschmutzte Scheinwerfer können bis zu viermal stärker blenden.
- Falsch eingestellte Scheinwerfer mit zu hohem Leuchtkegel
Laut einer Umfrage des Glasherstellers Zeiss fühlen sich 79 Prozent der Autofahrer nachts von entgegenkommenden Fahrzeugen geblendet. Dabei muss allerdings zwischen einer psychologischen und einer physiologischen Blendung unterschieden werden. Bei Variante eins empfindet der Autofahrer das Licht anderer Autos als unangenehm und störend und wird häufig von ihm abgelenkt. Eine Sehminderung gibt es jedoch nicht. Anders ist das bei der physiologischen Blendung, die tatsächlich zu einer Verschlechterung der Sicht führt.
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Warum Blendung gefährlich ist: Mehrere Sekunden Blindflug
Geblendete Autofahrer sind ein ernst zu nehmendes Sicherheitsrisiko. Auf einer dunklen Straße kann das menschliche Auge bei einer plötzlich auftretenden Blendung durch ein entgegenkommendes Fahrzeug bis zu 30 Sekunden schlecht sehen, sagt Professor Olaf Strauß von der Berliner Charité in einem Bericht des NDR. Dies hängt mit den Rezeptoren in der Netzhaut zusammen. Sind sie auf nächtliches Licht eingestellt und trifft plötzlich ein sehr helles Licht darauf, sind sie überfordert.
Auch der Kontrast von hell zu dunkel spielt eine große Rolle. Wer aus Versehen direkt in einen Scheinwerfer des Gegenverkehrs blickt, kann nach Forschungen des Verkehrsclubs ADAC Dinge in der Nähe des Scheinwerfers kaum noch sehen. Bernhard Lachenmayr, Sprecher der Verkehrskommission des Bundesverbands der Augenärzte, spricht in einem Bericht von „Zeit Online“ von einem Blind-Effekt: Wer von entgegenkommenden Fahrzeugen geblendet wird, kann oft für Sekundenbruchteile nichts sehen. Dieser Effekt nehme mit dem Lebensalter des Fahrers zu.
Bei Menschen zwischen 60 und 70 Jahren kann das demnach zwei Sekunden dauern. In dieser Zeit legt das Auto bei Landstraßengeschwindigkeit (100 km/h) 56 Meter zurück. Zudem steigt mit dem Lebensalter häufig auch die Zahl der Probleme beim Dämmerungssehen.
Blenden LED-Scheinwerfer mehr als andere?
LED- und Xenon-Scheinwerfer können den Gegenverkehr aus unterschiedlichen Gründen blenden. Zum einen liegt dies an der Farbe des Lichts. LEDs leuchten mit einer Farbtemperatur von etwa 6.000 Kelvin und sind damit dem Tageslicht in der Farbe sehr ähnlich. Doch das menschliche Auge passt sich an die natürlichen Lichtverhältnisse an und empfindet das helle Licht bei nächtlichen Autofahrten als unpassend. Auch Xenon-Scheinwerfer leuchten deutlich heller als Halogen und haben eine tageslichtähnlichere Farbe.
Freiflächenreflektoren versus Linsenprojektion
Das andere Problem mit LED-Scheinwerfern ist ihre Leucht-Intensität. LEDs können bis zu zehn Mal so viel Licht je Watt erzeugen wie Halogenlampen, so der ADAC. Zudem sind LEDs sehr klein. Das bedeutet, dass eine große Lichtmenge von einer kleinen Fläche abgestrahlt wird. Dadurch steigt die Lichtdichte, das menschliche Auge wird leichter geblendet. Doch LED-Scheinwerfer ist nicht gleich LED-Scheinwerfer. Der ADAC hat in Bezug auf das Problem der Blendung bei einer Untersuchung einen deutlichen Unterschied zwischen zwei Bauarten festgestellt.
LEDs mit Freiflächenreflektoren haben demnach einen größeren Lichtaustritt. Die Lichtverteilung verläuft homogener und die Leuchtdichte ist geringer. Dadurch sinkt der Blendeffekt. Bei Linsenprojektionssystemen hingegen ist ein direkter Blick in den Lichtemittenten möglich. Die Scheinwerfer sind oft kleiner und die Leuchtdichten höher. Aus diesem Grund blenden solche LED-Scheinwerfer deutlich stärker. Der Gesetzgeber schreibt im Übrigen bei Scheinwerfern keine maximale Leuchtkraft vor, sondern lediglich die maximale Weite des Lichtkegels.
Adaptive Scheinwerfer: Abblendlicht statt Tagfahrlicht
Die Automobilhersteller werben gerne mit adaptiven Scheinwerfern, die ein Blenden des Gegenverkehrs verhindern. Dies gilt allerdings nur für das Fernlicht. Beim Abblendlicht bleibt das Problem bestehen. Deshalb sollten Autohersteller möglichst Scheinwerfer mit Freiflächenreflektoren für das Abblendlicht einsetzen, rät der ADAC.
Autofahrer berichten in Internet-Foren häufig von nicht einwandfrei funktionierenden Assistenzsystemen fürs Fernlicht. Der Assistent erkenne den Gegenverkehr zu spät oder reagiere zu zögerlich. Im schlimmsten Fall blendet der Assistent gar nicht ab. Hierbei ist wichtig, eine reale Blendung des Gegenverkehrs von einer subjektiv als zu spät empfundenen Abblendung zu unterscheiden. Bei Zweifeln sollten Autofahrer auf jeden Fall in die Werkstatt fahren. Ein fehlerhafter Fernlichtassistent blendet andere erheblich und steigert damit das Unfallrisiko.
Neben Abblendlicht gibt es häufig auch bei anderen LED-Lichtern am Fahrzeug einen Blendeffekt, zum Beispiel beim Tagfahrlicht. Es blendet oft aufgrund seiner kleinen Fläche stark. Wer keine grellen LED-Scheinwerfer hat, sollte deshalb möglichst früh vom Tagfahr- auf Abblendlicht schalten. Viele Autofahrer fühlen sich auch von modernen Brems- und Rücklichtern geblendet.
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Verschmutzte Scheinwerfer
Dreck auf den Scheiben der Scheinwerfer kann den Gegenverkehr ebenfalls blenden. Dies gilt in erster Linie für leichte Verschmutzungen. Sie führen dazu, dass die Scheinwerfer bis zu viermal so stark blenden wie saubere Leuchten. Bei noch größerer Verschmutzung leidet hingegen überwiegend die Leuchtintensität.
Moderne Scheinwerfer müssen aus diesem Grund per Gesetz (ECE-Regelung Nummer 48) mit einer Reinigungsanlage ausgestattet sein, wenn ihr „Soll-Lichtstrom“ 2.000 Lumen übersteigt. Zuvor galt diese Vorschrift generell für alle Xenon- und LED-Scheinwerfer. Die Folgen der Lockerung: Die Autohersteller bleiben teilweise gezielt unter dem Grenzwert und sparen sich die Kosten für eine Reinigungsanlage. Damit sparen sie aber auch bei der Sicherheit im Straßenverkehr, eine Entwicklung, die auch vom ADAC kritisiert wird. Wer mit Scheinwerfern ohne Reinigungsanlage unterwegs ist, sollte sie deshalb regelmäßig reinigen, um andere Verkehrsteilnehmer nicht zu blenden.
Falsch eingestellte Scheinwerfer
Einer der häufigsten Gründe für das Blenden des Gegenverkehrs sind falsch eingestellte Scheinwerfer. Leuchten sie zu weit nach oben, kann dies andere Autofahrer blenden. Das gilt sowohl für vorausfahrende als auch für entgegenkommende Fahrzeuge. Bereits seit 1990 verfügen alle Neuwagen in Deutschland über eine Leuchtweitenregulierung. Damit kann der Lichtkegel korrekt eingestellt werden. Die entsprechende Gradzahl, die die Neigung des Lichtkegels beschreibt, steht in der Regel auf einem Aufkleber auf dem Scheinwerfergehäuse. Bei Fahrzeugen ohne automatische Leuchtweitenregulierung sollte der Halter regelmäßig, am besten im Herbst, auf korrekt eingestellte Lichter achten.
Hier liest Du, wie Du Deine Scheinwerfer richtig einstellst.
Zusätzliches Justieren ist notwendig, wenn
- das Auto voll beladen ist
- ein Anhänger angekuppelt wird
- die Leuchtmittel getauscht wurden
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Tipps für Autofahrer: So kannst Du Dich vor Blendung im Straßenverkehr schützen.
- Achte auf eine saubere Windschutzscheibe.
- Brillenträger sollten auch auf saubere Brillengläser achten.
- Blicke nicht direkt in die Scheinwerfer des Gegenverkehrs.
Blendung: So kannst Du Dich schützen
Wer sich nachts von anderen Verkehrsteilnehmern geblendet fühlt, kann selbst zumindest ein paar Dinge dagegen unternehmen. Statt direkt in die Scheinwerfer sollten Autofahrer auf die Straße oder in Richtung des rechten Fahrbahnrands blicken.
Eine saubere Frontscheibe reduziert ebenfalls eine mögliche Blendung. Dies gilt gleichermaßen für Brillengläser. Bei schlechtem Wetter oder leichter Dämmerung sollten Autofahrer mit Abblendlicht statt mit Tagfahrlicht fahren. So blenden sie den Gegenverkehr weniger. Damit andere Verkehrsteilnehmer nicht geblendet werden, sollten Autofahrer regelmäßig am eigenen Auto die Leuchtweitenregulierung kontrollieren. Bei voll beladenem Fahrzeug gilt dies ohnehin.