Peugeot 208 und Renault Clio 2019: Vergleichstest
Peugeot 208 und Renault Clio kommen fast zeitgleich in neuer Generation. Was können die neuen Kleinwagen mit kleinen Benzinern? Ein Vergleichstest.
- Heiko Dilk
- Veröffentlicht am 05.08.2020, 13:38

Eigentlich ist es kein Duell. Die Zulassungszahlen von Peugeot 208 und Renault Clio zeigen den Clio als klaren Sieger. 2018 wurden in Deutschland fast 23.600 Exemplare des Kleinwagens verkauft. Der Peugeot 208 schaffte nicht mal halb so viele. Im Herbst 2019 rollen beide in neuer Generation zu den Händlern. Kann der 208 dem Gegner näher auf das Blech rücken? Unser Vergleichstest klärt, ob er die richtigen Anlagen dafür mitbringt.
Peugeot 208 gegen Renault Clio: Platz und Abmessungen
Gut vier Meter sind Standardlänge im Kleinwagen-Segment. Clio und 208 liegen 5,0 und 5,5 Zentimeter über der Marke. Der Peugeot ist einen Zentimeter flacher (1,43 m), der Renault gut fünf Zentimeter breiter. Auf den vorderen Sitzen merkt man davon wenig, hinten bietet der Clio vor allem seitlich am Kopf mehr Raum als der 208. Die Knie bekommt man in beiden Autos gleich gut hinter die Vordersitze, die Füße haben genügend Platz darunter. Die Sitzflächen im Peugeot dürften gern etwas länger sein.
Laut Datenblatt bietet der Clio mit 391 Litern deutlich mehr Kofferraumvolumen als der 208 mit nur 265 Litern. In der Praxis jedoch fällt der Vorteil für den Clio kleiner aus. Beim Gesamtvolumen des Kofferraums mit umgelegten Rücksitzen steht es laut Norm 1.106 zu 1.096 Liter für den Peugeot. Bei dem bildet sich mit umgeklappten Rücksitzlehnen jedoch eine größere Kante, zudem steigt die Ladefläche stärker an. Dafür liegt die Ladekante deutlich tiefer als beim Clio. Der Klappmechanismus der Rückbank lässt sich besser bedienen. Die Sicherheitsgurte klemmt man beim Aufrichten leider in beiden Autos ein.
Innenraum: Schöner im Peugeot, klarer im Clio
Vorne gefällt uns der Arbeitsplatz im Peugeot optisch besser. Die Sitzposition ist tief und sportlich, das Cockpit rahmt Fahrer und Beifahrer ein. Die Schalterbatterie in der Mittelkonsole könnte aus einer höheren Klasse stammen. Das elegantere und modernere Design zeigt leider kleine Schwächen in der Verarbeitung. Die Fugen und Stöße wirken im Renault sorgfältiger, die Knöpfe und Schalter ähnlich wertig. Mehr gepolsterte Flächen finden wir im Renault, der Hartplastik-Anteil fällt kleiner aus.
Der Peugeot bietet dafür die cleveren Lösungen. Besonders gelungen: Die Abdeckung fürs Fach in der Mittelkonsole wird aufgeklappt zum Handyhalter. So lässt sich legal per Smartphone und Google Maps navigieren, ohne dass man das Gerät anschließen muss.

Bei Bedienung und Übersicht hat der Peugeot jedoch (zum Teil typische) Schwächen. Die Klimaanlage etwa lässt sich nur über den Touchscreen des Infotainments bedienen, während der Clio dafür klassische, gut gearbeitete Drehknöpfe hat. Das bekannte i-Cockpit im Peugeot zwingt zu Kompromissen bei der Sitzposition, weil man über das kleine Lenkrad auf den hoch angebrachten Instrumententräger gucken muss. Im Clio mag es weniger hübsch aussehen, dafür bietet er funktionale Vorteile.
Daran ändert auch das im neuen Peugeot verbaute, aufpreispflichtige Instrumentendisplay nichts. Der Bildschirm zeigt Fahrinfos, Navirouten und weitere Infos auf verschiedenen Ebenen in 3D-Optik an. Eine nette Spielerei, viel mehr nicht.
So fahren Peugeot 208 und Renault Clio im Vergleich
Unsere Testkandidaten fahren in der gleichen Leistungsklasse. Beim Renault Clio TCe 100 stehen 100 PS (74 kW) und 160 Newtonmeter Drehmoment im Datenblatt. Der Peugeot 208 leistet 101 PS (74 kW), liefert aber 205 Newtonmeter Drehmoment. Das liegt deutlich früher an (1.750 U/min vs. 2.750 U/min). Er verfügt allerdings über mehr Hubraum. Peugeot baut einen Dreizylinder-Turbobenziner mit 1,2 Litern Hubraum ein, der Dreizylinder im Renault verfügt über knapp 1,0 Liter. Das macht sich bei den Fahrleistungen bemerkbar. 9,9 Sekunden braucht der neue Peugeot bis Tempo 100, der Renault Clio TCe lässt sich 11,8 Sekunden Zeit.

Dabei hängt der Peugeot deutlich besser am Gas, zieht kräftiger durch und liefert bei niedrigen Drehzahlen deutlich mehr Dampf. Eindrücke, die wir bereits vor dem Blick ins Datenblatt notiert hatten. Dem Renault fehlt nicht nur Drehmoment, sondern auch ein Gang. Er verfügt nur über ein Getriebe mit fünf Stufen, der Peugeot schaltet mit sechs Gängen. Gegen Aufpreis kann man den neuen Renault Clio mit einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe ordern – aber nur zum Vierzylinder mit 130 PS. Peugeot bietet das neue Modell mit Achtgang-Automatik an, auch in der 101-PS-Version.
Das manuelle Schaltgetriebe funktioniert im Peugeot angenehmer als im Renault. Die Gänge flutschen direkter und präziser, mit weniger Spiel. Das Zusammenspiel von Kupplung und Gaspedal gelingt ebenfalls harmonischer. Der neue Clio schaltet weniger harmonisch, vor allem, wenn es schnell gehen soll. Dazu röhrt und schnauft der TCe unter Last wie ein alter Staubsauger. Der Puretech klingt zwar kernig, wird aber nie übertrieben laut oder unangenehm.
Der Peugeot wirkt komfortabler
Ohnehin liefert der Peugeot 208 das ruhigere Fahrgefühl. Er wirkt insgesamt besser gedämmt. Motor, Abroll- und sonstige Nebengeräusche dringen gedämpfter in den Innenraum. Im Renault Clio hört man ständig irgendwo einen Elektromotor surren oder ein Relais klicken.
So fühlt sich der Renault weniger komfortabel an als sein Gegner. Ein bisschen liegt das auch am strafferen Fahrwerk, das ansonsten jedoch kaum Anlass zur Kritik gibt. Die Balance ist ausgezeichnet gelungen. Wer mag, kann den Renault flott in die Kurven werfen. Die Lenkung fühlt sich ebenfalls knackiger an. Vor allem aus der Mittellage lenkt der Renault Clio direkter und bei stärkerem Einschlag mit mehr Gefühl.

Der Peugeot 208 wirkt aus der Mittelstellung heraus im Vergleich teigiger. Bei schneller Kurven-Wedelei neigt er sich zudem stärker. Nicht schlimm, dafür federt er über große Buckel und Wellen etwas souveräner. Im alltäglichen Einsatz geben sich die beiden nicht viel. Sportlicher fährt jedoch der Renault Clio.
Renault Clio 2019 und Peugeot 208 2019: Fazit, Preise
Mit einem Einstiegspreis von 12.990 Euro gerät der neue Clio deutlich günstiger als der neue Peugeot 208. Der startet erst bei 15.490 Euro. Allerdings mit 75 PS, während der billigste Clio über 65 PS verfügt. Unsere getesteten Motoren TCe 100 und Puretech 100 gibt es erst ab den zweiten Ausstattungslinien: Ab 16.440 Euro kostet der Renault Clio (Experience), der 208 beginnt bei 17.950 Euro (Active).
Dafür bietet Peugeot etwas mehr. Neben Audio- und Klimaanlage gibt es schon in der Basis "Like" einen Tempomaten, Lichtsensor, Müdigkeitswarner, Spurhalteassistent mit Lenkeingriff und Verkehrsschilderkennung. "Active" ergänzt eine bessere Audioanlage, die Smartphone-Standards Apple CarPlay und Android Auto ("Mirror Screen") sowie LED-Tagfahrlicht und einen 7-Zoll-Touchscreen fürs Infotainment. Das meiste davon gibt es im neuen Renault Clio auch, doch das Infotainment mit 7-Zoll-Bildschirm und Smartphone-Integration erfordert die höhere Ausstattung "Intens". Die liefert für 18.190 Euro allerdings noch weitere Extras. Und: Schon in der Basis leuchtet der Clio in der fünften Generation mit LED-Scheinwerfern. Die liefert Peugeot erst ab der Allure-Ausstattung als Extra für 800 Euro oder mit dem Paket GT-Line.
Am Ende wird der Renault üblicherweise günstiger als der 208. Der Kleinwagen mit dem Löwen-Logo fährt kräftiger, ruhiger und insgesamt souveräner. Gut von A nach B kommt man mit dem Renault jedoch auch und der Preis ist in dieser Klasse ein gewichtiges Argument. Daher dürfte der 208 auch in der zweiten Generation hinter dem Clio herfahren. Es sei denn, man ist auf der Suche nach einem Diesel oder einem Elektroauto. Diese Antriebsvarianten gibt es im neuen Peugeot, im Clio nicht.
Peugeot 208 und Renault Clio: Technische Daten
Modell | Peugeot 208 Puretech 100 | Renault Clio TCe 100 |
Motor | 1,2-l-Dreizylinder-Turbobenziner | 1,0-l-Dreizylinder-Turbobenziner |
Leistung | 101 PS (74 kW) b. 5.500 U/min | 100 PS (74 kW) b. 5.000 U/min |
Drehmoment | 205 Nm b. 1.750 U/min | 160 Nm b. 1.750 U/min |
0-100 km/h | 9,9 s | 11,8 s |
Geschwindigkeit | 188 km/h | 187 km/h |
Antrieb | Sechsgang-Getriebe, manuell | Fünfgang-Getriebe, manuell |
Verbrauch | 4,2 l/100 km | 4,4 l/100 km |
CO2-Ausstoß | 97 g/km | 100 g/km |
Länge/Breite/Höhe (mm) | 4.055/1.745/1.430 | 4.050/1.798/1.440 |
Radstand | 2.540 mm | 2.583 mm |
Kofferraumvolumen | 265-1.106 l | 391-1.096 l |
Gewicht | ab 1.165 kg | ab 1.178 kg |
Anhängelast | 1.200 kg | 900 kg |
Preis | ab 17.950 Euro | 16.440 Euro |
Der Peugeot 208 und der Renault Clio in Bildern
Quelle: Peter BesserBei der Maximalgeschwindigkeit liegen die Kontrahenten dicht beieinander. Im 208 ist bei 188 km/h Schluss, beim Clio bei 187 km/h Quelle: Peter BesserDank der guten Dämmung im 208, dringen weniger Motor- und Abrollgeräusche in den Innenraum Quelle: Peter BesserZwei französische Kleinwagen treten gegeneinander an. Peugeot 208 gegen Renault Clio im Vergleichstest Quelle: Peter BesserDie 100 km/h-Marke knackt der Peugeot 208 nach 9,9 Sekunden. Der Clio braucht 1,9 Sekunden länger Quelle: Peter BesserDas manuelle Schaltgetriebe ist im Peugeot besser abgestimmt Quelle: Peter BesserDer Peugeot 208 verlangt auf 100 Kilometern 4,2 Liter Kraftstoff. Der Clio braucht mit 4,4 Litern etwas mehr Quelle: Peter BesserDer Clio bietet im Vergleich das funktionalere Cockpit Quelle: Peter BesserDas Cockpit im Peugeot wirkt moderner und sportlicher als im Clio Quelle: Peter BesserBei der Verarbeitung im Innenraum schneidet der Clio im Vergleich besser ab Quelle: Peter BesserIm Fond sitzt man in beiden Fahrzeugen gut. Der Renault misst 4,05 Meter in der Länge Quelle: Peter BesserIm Cockpit des Peugeot 208 sitzt man tief und sportlich Quelle: Peter BesserIm Peugeot 208 sitzt es sich auf der Rückbank recht bequem. Die Füße haben genügend Platz unter den Vordersitzen Quelle: Peter BesserIm Clio stehen hinter der Heckklappe 391 Liter zur Verfügung. Bei umgeklappter Rücklehne werden es 1.096 Liter Quelle: Peter BesserDer Peugeot 208 lädt zwischen 265 und 1.106 Liter in den Kofferraum