Ford Focus 4 im Test: Vor- und Nachteile als Gebrauchtwagen
Mit dem Focus bietet Ford eine bewährte und günstigere Alternative zum VW Golf. Redakteur Lars Krone zeigt die Stärken und Schwächen der vierten Generation als Gebrauchtwagen.
- Welche Facelifts gab es beim Ford Focus 4?
- Der Ford Focus 4 im Test: Wie fährt sich das Kompaktmodell?
- Die Motoren des Ford Focus
- Was sind die Karosserievarianten des Ford Focus?
- Welche bekannten Probleme gibt es beim Ford Focus 4?
- Die Vor- und Nachteile des Ford Focus 4
- Mein Fazit zum Test des Ford Focus
Er ist der Letzte seiner Art: Seit 2018 ist die vierte Auflage des Ford Focus auf dem Markt, im Herbst 2025 wird sie eingestellt. Einen direkten Nachfolger des Kompaktmodells wird es – wie auch beim kleineren Bruder Fiesta – nicht mehr geben. Ford setzt stattdessen zukünftig vermehrt auf elektrifizierte SUV-Modelle. Eine Entscheidung, die man nicht unbedingt nachvollziehen muss. Zählte doch der Focus seit seiner Einführung 1998 zu den absoluten Bestsellern im Programm von Ford und war 2013 sogar das weltweit meistverkaufte Auto.
Der Focus gibt es seit 1998 in vier Generationen.
Das Wichtigste in Kürze
- Eines der erfolgreichsten Ford-Modelle
- Als Benziner, Diesel und Mild-Hybrid erhältlich
- Günstige Alternative in der Kompaktklasse
- Als 5-Türer und Kombi verfügbar
Welche Facelifts gab es beim Ford Focus 4?
Anfang 2022 erhielt der kompakte Ford eine optische und technische Auffrischung. Äußerlich ist sie vor allem an der überarbeiteten Frontpartie mit LED-Scheinwerfern und dem neu gestalteten Kühlergrill mit integriertem Ford-Emblem erkennbar. Auf der technischen Seite bekamen die Mild-Hybride einen Start-Generator, der Rekuperieren ermöglicht, sowie ein optionales 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (“PowerShift”), das für mehr Effizienz sorgen soll. Der Innenraum wird durch einen nun 13,2 Zoll großen Touchscreen sowie das modernere Infotainmentsystem SYNC 4 aufgewertet.
Der Ford Focus 4 im Test: Wie fährt sich das Kompaktmodell?
Die vierte Generation des Ford Focus wurde gleich mehrmals von der mobile.de-Redaktion im Alltag getestet. Eines der Testfahrzeuge war die Crossover-Variante Active als Fünftürer mit dem 125-PS-Benziner. Dieser ist für den Alltag stark genug und hat einen niedrigen Verbrauch. Als etwas störend wird der phasenweise raue Dreizylinderklang empfunden. Das Fahrwerk ist eher fahraktiv als komfortorientiert. Aufgrund der etwas erhöhten Bodenfreiheit hat der Active ein ausgeprägteres Nicken beim Beschleunigen und Bremsen, die gesteigerte Rollbewegung merkt man dagegen nur in schnellen Kurven. Für wirkliche Offroad-Fahrten ist der Active wegen des Frontantriebs nicht geeignet. Wer lieber etwas höher sitzt, ist beim Active dagegen richtig.
Ebenfalls getestet wurde das sportliche Topmodell ST – einmal als Fünftürer mit der 280-PS-Spitzenmotorisierung und einmal als Turnier mit dem 190-PS-Turbodiesel.
Der Selbstzünder (“kräftig, sparsam, drehmomentstark und gutmütig”) hinterlässt dabei einen sehr positiven Eindruck. Der 2,3-Liter-Benziner ist dank Turbo sehr durchzugsstark, bei langsamen Geschwindigkeiten Richtung Ampelkreuzung nimmt er etwas zu ruppig Gas an. Beeindruckend sind seine Fahrleistungen (0–100 km/h in 5,8 Sekunden, Topspeed 250 km/h). Das Fahrwerk ist agil und sportlich straff, was beim Kombi eher ungewöhnlich ist und nicht jedem gefallen wird.
Übergreifend gelobt wird im Ford-Focus-Test das Platzangebot, vor allem im Fond ist es eines der größten in der Kompaktklasse. Die Bedienung des SYNC3-Infotainments ist über den Touchscreen weitestgehend flüssig, auch wenn das Navi ab und zu abstürzt. Die Spracheingabe ist stellenweise etwas holprig.
Legendärer Vorgänger
Die erste Focus-Generation kam 1998 als Nachfolger des langjährigen Ford-Brot-und-Butter-Modells Escort auf den Markt. Dieser wurde in sieben Generationen ab 1968 gebaut und war mit seinen 15 Wettbewerbsversionen das im Motorsport erfolgreichste Modell des Unternehmens. Vor allem im Rallyesport feierte Ford unzählige Siege und Titel.
Die Motoren des Ford Focus
Das Motorenangebot des Ford Focus reicht von eher wenig inspirierenden 85 PS bis zu sportlichen 280 PS. Du hast die Auswahl zwischen Dieseln, Benzinern und Mildhybriden. Die modernen Dreizylinder-Ecoboost-Turbotriebwerke verfügen teilweise über eine Zylinderabschaltung, die Verbrauch und Emissionen senkt. Die legendäre Topversion RS mit über 300 PS gibt es beim Focus 4 nicht mehr.
Motorauswahl des Ford Focus 4 im Überblick*
Motor | Zylinder | Hubraum | Leistung | Verbrauch (WLTP) |
---|---|---|---|---|
1,0-Liter-Turbo-Mildhybrid | 3 | 998 ccm | 125 PS (93 kW) | 5,2-6,1 Liter |
1,5-Liter-Turbo | 3 | 1.499 ccm | 182 PS (134 kW) | 5,5-5,8 Liter |
2,3-Liter-Turbo | 4 | 2.261 ccm | 280 PS (206 kW) | 8,0-8,2 Liter |
2,0-Liter-Turbodiesel | 4 | 1.997 ccm | 150 PS (110 kW) | 4,0-4,4 Liter |
*Die Tabelle zeigt die Bandbreite der Motorenpalette des Ford Focus 4. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Was sind die Abmessungen des Ford Focus?
5-Türer:
- Länge: 4,38 Meter
- Breite: 1,83 Meter
- Höhe: 1,47 Meter
- Radstand: 2,70 Meter
Turnier (Kombi):
- Länge: 4,67 Meter
- Breite: 1,83 Meter
- Höhe: 1,49 Meter
- Radstand: 2,70 Meter
Was sind die Karosserievarianten des Ford Focus?
Den Focus 4 bietet Ford in zwei Karosserievarianten an. Neben dem in der Kompaktklasse typischen 5-Türer gibt es eine 30 cm längere Kombiversion namens Turnier. Beide Karosserien werden auch als höhergelegtes “Active”-Modell angeboten. Dies umfasst drei Zentimeter mehr Bodenfreiheit sowie einen Crossover-Body-Kit inkl. anderer Stoßstangen und schwarzer Radhäuser.
Der Focus gibt es seit 1998 in vier Generationen.
Was ist das Kofferraumvolumen des Ford Focus?
Der Kofferraum des Fünftürers fasst im Normalzustand 358 Liter, ist die Rückbank umgeklappt, sind es maximal 1.354 Liter – solide für einen Kompakten. Ein Raumwunder ist der Turnier mit beeindruckenden 635 bis 1.653 Litern. Besonders praktisch beim Kombi: der verstellbare Kofferraumboden mit separaten Fächern.
Welche bekannten Probleme gibt es beim Ford Focus 4?
Generell ist der Focus ein zuverlässiges Auto, auch wenn er kleine Macken hat. Beim Gebrauchtwagenkauf solltest Du auf die Beleuchtung und die Elektrik achten. Auch die Abgasanlage und die Dichtigkeit am Ölabscheider in der Kurbelgehäuseentlüftung könnten Probleme verursachen. Es gab zudem mehrere Rückrufe. Unter anderem wegen möglicherweise beschädigter Kabelstränge im Motorraum, Kindersicherungen, die sich durch Vibrationen deaktivieren, sowie fehlerhaft gebohrte vordere Achsschenkel oder Lufteinschlüsse in der Windschutzscheibe. Hier solltest Du beim Fachhändler nachfragen, ob diese in der Werkstatt erledigt wurden.
Die Vor- und Nachteile des Ford Focus 4
Stärken
- Im Vergleich zum Golf günstigere Preise
- Großzügiges Platzangebot
- Moderne, sparsame Dreizylinder-Benziner und Diesel
- Viele gut unterstützende Assistenzsysteme
Schwäche
- Unharmonische PowerShift- und Automatikgetriebe
- Bremsverschleiß hinten
- Im Vergleich zum Golf einfachere Materialien
Mein Fazit zum Test des Ford Focus
Der Focus ist eine gute Alternative zum Klassenprimus VW Golf. Dank etwas größerer Außenmaße bietet er mehr Platz – vor allem als Turnier. Von der Qualität kommt der Focus zwar nicht an den Golf ran, liegt dafür aber preislich deutlich unter dem Wolfsburger.
Ein weiterer Pluspunkt des letzten Focus sind die modernen Dreizylinder-Benziner. Sie zeigten sich im mobile.de-Test als sparsam – anders als das Topmodell ST. Das Fahrwerk des Focus ist eher sportlich-agil abgestimmt, was insbesondere beim Turnier als störend empfunden werden kann.
Ab der 125-PS-Version bist Du aber beim Focus im Alltag völlig ausreichend motorisiert. Ein Tipp: Der anfänglich erhältliche 2-Liter-Turbodiesel glänzt ebenfalls mit geringem Verbrauch und kann 1.600 kg gebremst an den Haken nehmen.
Achtung: Bei den früheren Modellen gibt es ein größeres Motorenangebot. Die Facelift-Modelle verfügen dagegen über das modernere und besser zu bedienende Infotainment SYNC4 und LED-Scheinwerfer, noch besser sind die als Extra erhältlichen LED-Matrix-Leuchten. Ein Feature hat die Tester überzeugt: Wer Angst vor Kratzern hat, sollte auch nach dem optionalen Kantenschutz gucken, der beim Öffnen der Türen ausfährt.
Der Focus gibt es seit 1998 in vier Generationen.