C-ITS im Praxistest: So funktioniert die intelligente Verkehrswarnung

Die Zukunft des Straßenverkehrs ist vernetzt. Kooperative intelligente Verkehrssysteme (C-ITS) ermöglichen eine moderne, sichere und effiziente Mobilität. Im Mittelpunkt steht die Vernetzung von Fahrzeugen, Infrastruktur und Diensteanbietern, um Informationen in Echtzeit auszutauschen. Ziel ist mehr Sicherheit und ein besserer Verkehrsfluss auf deutschen Autobahnen. Wir konnten das System auf der IAA in München testen.

Das Prinzip hinter C-ITS

C-ITS basiert darauf, dass nicht mehr nur einzelne Fahrzeuge, sondern das gesamte Verkehrssystem intelligent agiert. Fahrzeuge, Straßeninfrastruktur und Verkehrsmanagementsysteme kommunizieren miteinander – entweder direkt über spezielle WLAN-Netze (ITS-G5) oder über Mobilfunk, wenn größere Distanzen und Datenmengen erforderlich sind.

Praxisbeispiel:
An Tagesbaustellen werden fahrbare Absperrtafeln mit sogenannten ITS Roadside Units ausgestattet. Nähert sich ein entsprechend ausgerüstetes Fahrzeug, erhält es eine Warnung in Echtzeit direkt ins Cockpit. So können Fahrer frühzeitig reagieren und Gefahrenstellen sicher passieren.

Neben der Direktkommunikation gibt es eine Backend-Lösung: Baustelleninformationen werden zentral gesammelt und über die Mobilithek des Bundes für externe Dienstanbieter bereitgestellt. Dadurch können auch Navigationsdienste oder Apps die Warnungen weitergeben.

Autos, in denen C-ITS schon mit an Bord ist

C-ITS-Technologie ist bereits in mehreren aktuellen Fahrzeugmodellen serienmäßig verbaut, darunter der Volkswagen Golf 8, der T7-Bus, die VW ID-Elektromodelle sowie der CUPRA Born. Diese Fahrzeuge können ohne zusätzliche Apps oder externe WLAN-Verbindungen direkt mit der Verkehrsinfrastruktur kommunizieren und C-ITS-Meldungen empfangen. Volkswagen plant, künftig die gesamte Modellpalette mit dieser Technologie auszustatten. Auch Audi bietet C-ITS in ausgewählten Modellen an. Für ältere Fahrzeuge und Nutzfahrzeuge existieren Nachrüstlösungen.

Vorteile der intelligenten Vernetzung

• Erhöhte Sicherheit: Frühzeitige Warnungen vor Baustellen, Unfällen oder Einsatzfahrzeugen.
• Optimierter Verkehrsfluss: Präzise Informationen ermöglichen eine effizientere Steuerung.
• Reduzierte Emissionen: Weniger Stop-and-Go-Verkehr senkt den CO₂-Ausstoß.
• Effizienteres Verkehrsmanagement: Verkehrszentralen erhalten detaillierte Fahrzeugdaten.

Baustellenwarner: Der erste C-ITS-Dienst im Regelbetrieb

Mit dem Baustellenwarner wurde 2021 der erste C-ITS-Dienst europaweit in den Regelbetrieb überführt. Fahrzeuge erhalten in Echtzeit Warnungen vor bevorstehenden Tagesbaustellen, was insbesondere an unübersichtlichen Stellen zur Unfallvermeidung beiträgt.

Die Absperrtafeln sind mit Kommunikationseinheiten ausgestattet, die über ein ad hoc aufgebautes WLAN-Netzwerk mit den Fahrzeugen kommunizieren. Die Warnung erscheint direkt im Fahrzeugdisplay und ermöglicht eine rechtzeitige Anpassung des Fahrverhaltens.

Breites Einsatzspektrum: Wo C-ITS heute schon hilft

Neben der Baustellenwarnung kommt C-ITS bereits in weiteren Bereichen zum Einsatz:

• Einsatzfahrzeuge von Feuerwehr und Polizei können eine bevorstehende Rettungsgasse ankündigen, sodass Verkehrsteilnehmende rechtzeitig reagieren können.
• Straßenwachtfahrzeuge, die Pannenhilfe leisten, werden durch C-ITS sichtbar gemacht, um das Unfallrisiko zu senken.
• Warnmeldungen vor Winterdienstfahrzeugen erhöhen die Sicherheit bei schwierigen Wetterbedingungen.

Das System deckt somit zahlreiche Alltagssituationen auf Autobahnen und Straßen ab und trägt zur Erhöhung der Sicherheit für alle Beteiligten bei.

C-ITS als Grundlage für automatisiertes Fahren

Die sichere und präzise Kommunikation zwischen Fahrzeugen und Infrastruktur ist eine Voraussetzung für automatisiertes Fahren. C-ITS liefert Verkehrsinformationen in Echtzeit sowie exakte Umfeldinformationen, die für automatisierte Fahrfunktionen benötigt werden. Fahrzeuge dienen dabei als mobile Sensoren und liefern Daten über Hindernisse, Unfälle oder Wetterbedingungen an die Verkehrszentralen.

Europäische Zusammenarbeit und Standardisierung

C-ITS ist nicht auf Deutschland beschränkt. Straßenbetreiber, Automobilhersteller und Verbände arbeiten europaweit an der Harmonisierung und Standardisierung der Systeme, um Dienste wie den Baustellenwarner auch grenzüberschreitend nutzbar zu machen.

Das C-ITS-System im Praxistest

Bei der IAA in München konnten wir das C-ITS-System auf einer Teststrecke in einem VW Tiguan ausprobieren. Besonders eindrucksvoll war, wie die Warnmeldungen in Echtzeit im Fahrzeugdisplay angezeigt wurden – etwa bei Annäherung an einen Baustellenwarner, einem ADAC-Fahrzeug oder wenn ein Polizeiwagen die Bildung einer Rettungsgasse ankündigte. Die gesamte Kommunikation lief unauffällig im Hintergrund ab, ohne dass zusätzliche Apps oder Einstellungen nötig waren. Das Fahrgefühl war dadurch entspannter und sicherer.

Herausforderungen und Ausblick

Die flächendeckende Verfügbarkeit der Technik in Fahrzeugen und Infrastruktur sowie Datenschutz und IT-Sicherheit bleiben Herausforderungen. Die Vorteile von C-ITS, wie erhöhte Sicherheit, optimierter Verkehrsfluss und reduzierte Emissionen, sind jedoch bereits erkennbar. In den kommenden Jahren wird die Vernetzung von Infrastruktur und Fahrzeugen weiter voranschreiten.

C-ITS: Wegbereiter für die Verkehrssicherheit von morgen

C-ITS steht für eine neue Stufe der Mobilität. Die intelligente Vernetzung von Fahrzeugen und Infrastruktur erhöht die Sicherheit, verbessert den Verkehrsfluss und reduziert Emissionen. Erste Dienste wie der Baustellenwarner sind bereits im Einsatz, weitere werden folgen. C-ITS bildet zudem eine wichtige Grundlage für das automatisierte Fahren.

Weitere Informationen und aktuelle Entwicklungen zu C-ITS sind auf der offiziellen Seite der Autobahn GmbH zu finden. Vielen Dank an das Team der Autobahn GmbH sowie die Münchener Polizei für den eindrucksvollen Praxistest und die vielen Informationen.