Aufbauseminar für Fahranfänger: Dauer, Kosten, Anforderungen
Handy am Steuer oder zu schnell gefahren? Dann droht das ASF-Seminar. Was die Nachschulung kostet, wie es abläuft und warum du besser teilnimmst.
Endlich selbst Autofahren dürfen und nicht mehr auf die Eltern angewiesen: Der Führerschein ist ein großer Schritt Richtung Unabhängigkeit. Doch wer in der Führerschein-Probezeit zu euphorisch diese neue Freiheit auslebt, kann böse überrascht werden. Kurz nicht aufgepasst und die rote Ampel überfahren oder das Tempolimit deutlich überschritten: Dann flattert von der Fahrerlaubnisbehörde die Anordnung zu einem Aufbauseminar für Fahranfänger ins Haus. Aber was steckt dahinter, wann muss man dahin und was kostet der ganze Spaß?
Das Wichtigste im Überblick
- Fahranfänger müssen bei schwerwiegenden oder wiederholten Verkehrsverstößen in der Probezeit ein ASF absolvieren.
- Die Teilnahme am ASF verlängert die Probezeit um weitere zwei Jahre und kostet 200 bis 500 Euro.
- Im Seminar werden Fahrverhalten, Verkehrssicherheit und Strategien zur Vermeidung von Verstößen besprochen.
- Nach dem ASF darf man sich keine weiteren großen Verstöße erlauben, sonst kann die Fahrerlaubnisbehörde den Führerschein entziehen und eine MPU anordnen.
Was ist ein Aufbauseminar für Fahranfänger?
Beim ASF handelt es sich um einen Kurs, den man in Deutschland machen muss, wenn man als neuer Fahrer in der Probezeit durch mehrere Verkehrsdelikte auffällig geworden ist. Diese Nachschulung gibt es, damit Fahranfänger künftig sicherer auf den Straßen unterwegs sind und lernen, sich richtig im Verkehr zu verhalten.
Das besteht in der Regel aus mehreren Sitzungen, die sowohl theoretische als auch praktische Elemente beinhalten. Ziel ist es, den Teilnehmern ihre Fehler aufzuzeigen.
Während der Seminare bespricht man unterschiedliche Aspekte des Fahrverhaltens und der Verkehrssicherheit. Hinzu entwickeln die Teilnehmer im Kurs Strategien, um risikobehaftete Fahrweisen zu vermeiden.
Die Probezeit für Fahranfänger in Deutschland dauert zwei Jahre. Sie beginnt mit dem Erhalt des Führerscheins. Muss man an einem ASF teilnehmen, verlängert sich die Probezeit um weitere zwei Jahre.
Wann muss ich zum ASF?
An einem ASF müssen Fahranfänger teilnehmen, wenn sie in der Probezeit bestimmte Verkehrsverstöße begangen haben. Dabei unterscheidet man zwischen A-Verstoß (schwerwiegender Verstoß) und B-Verstoß (weniger schwerwiegender Verstoß). Bereits ein A-Verstoß führt zur verpflichtenden Teilnahme an einem Aufbauseminar für Fahranfänger. Bei den B-Verstößen muss man erst nach dem zweiten Fehltritt die Nachschulung absolvieren.
Hier ist eine Übersicht der häufigsten A- und B-Verstöße, die zu einem Aufbauseminar führen können:
| A-Verstöße | B-Verstöße |
|---|---|
| Geschwindigkeitsüberschreitung um mindestens 21 km/h | Fahren trotz abgefahrenen Reifenprofils |
| Handy am Steuer | Behinderung von Radfahrern beim Abbiegen |
| Fahren unter Einfluss von Alkohol oder Drogen | Überziehung des Termins zur Hauptuntersuchung |
| Unterlassene Hilfeleistung | Behinderung von Feuerwehr, Notarzt oder Polizei |
| Rechtsfahrgebot missachtet | Falschparken |
| Vorfahrt missachtet | Kinder nicht vorschriftsgemäß gesichert |
| Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug zu klein | |
| Seitenstreifen auf der Autobahn befahren | |
| Außerhalb geschlossener Ortschaften rechts überholt | |
| Rote Ampel überfahren |
Die erfolgreiche Teilnahme ist entscheidend, um den Führerschein zu behalten und die Probezeit nicht zu verlängern. Bei Nichtteilnahme drohen weitere Sanktionen, einschließlich des Entzugs der Fahrerlaubnis.
Was kostet ein Aufbauseminar?
Wenn Du ein Aufbauseminar für Fahranfänger machen musst, kostet das normalerweise zwischen 200 und 500 Euro. Wie viel Du genau für die Sitzungen bezahlen musst, hängt von verschiedenen Dingen ab:
- Fahrschule: Jede für das ASF-lizenzierte Fahrschule kann die Preise für den Kurs selbst festlegen.
- Wohnort: Das ASF ist in Städten meist teurer als auf dem Land.
Tipp: Vergleiche unterschiedliche Fahrschulen und Preise.
Wie läuft ein Aufbauseminar ab?
Ein typisches ASF besteht aus vier Gruppensitzungen und einer Fahrprobe, die sich über zwei bis vier Wochen erstrecken. Die theoretischen Sitzungen dauern jeweils 135 Minuten. Die Beobachtungsfahrt dauert 30 Minuten plus 15 Minuten Nachbesprechung.
- Gruppensitzungen: In den Sitzungen wird das Verhalten im Straßenverkehr analysiert und reflektiert. Die Teilnehmer diskutieren über ihre eigenen Erfahrungen und erarbeiten gemeinsam mit dem Seminarleiter Strategien zur Vermeidung zukünftiger Verkehrsverstöße.
- Beobachtungsfahrt: Unter Anleitung eines Fahrlehrers wird bei der Fahrprobe das Fahrverhalten der Teilnehmer in der Praxis überprüft und Tipps zur Verbesserung gegeben. Diese findet zwischen der ersten und zweiten Theoriesitzung statt.
Nach Abschluss des Aufbauseminars für Fahranfänger erhalten Teilnehmer eine Bescheinigung, die sie bei der entsprechenden Behörde vorlegen müssen. Passiert das nicht, wird der Führerschein entzogen. Diesen muss man anschließend neu beantragen.
Besonderes Aufbauseminar
Wurde ein Fahranfänger mit Alkohol oder Drogen am Steuer erwischt, ordnet die Fahrerlaubnisbehörde ein besonderes Aufbauseminar an. Dieses unterscheidet sich ein wenig vom Ablauf. Am Anfang des Seminars hat jeder ein Einzelgespräch, danach gibt es drei Gruppentreffen, die jeweils 180 Minuten dauern.
An diesen Sitzungen nehmen sechs bis zwölf Fahranfänger teil. Das ganze Seminar dauert zwei bis vier Wochen. Zwischen den Treffen bekommen die Teilnehmer Aufgaben, die sie erledigen müssen. Wird die Frist zum Absolvieren überschritten, wird die Fahrerlaubnis entzogen. Meist hat man zwei Monate Zeit, das Aufbauseminar zu absolvieren.
Was ist der Sinn eines ASF?
In dem Aufbauseminar für Fahranfänger geht es darum, über das eigene Fahrverhalten nachzudenken. Die Teilnehmer sollen lernen, schwierige Situationen, die sie beim Fahren erlebt haben, besser zu verstehen.
Außerdem lernen sie mehr über die Gefahren im Straßenverkehr und wie man Unfälle vermeiden kann. Weitere Themen sind:
- Geschwindigkeitsbegrenzungen
- Sicherheitsabstände
Es wird auch darüber gesprochen, wie man im Straßenverkehr miteinander kommuniziert und wie Gefühle das Fahren beeinflussen können. Das Ziel ist, dass die Teilnehmer lernen, verantwortungsvoll und sicher zu fahren und auf mögliche Gefahren vorbereitet sind.
Was passiert, wenn man nicht teilnimmt oder abbricht?
Wenn Du zum Aufbauseminar gehst, geht es nicht darum, ob Du bestehst oder nicht. Wichtig ist, dass Du mitmachst und aktiv dabei bist. Doch Vorsicht: Wer das Seminar abbricht, kann Teile der Nachschulung, etwa die Fahrprobe, nicht bei einem anderen ASF weiterführen. Denn jeder Seminarleiter kann unterschiedliche Schwerpunkte setzen – je nachdem, warum für die Teilnehmer ein Aufbauseminar angeordnet wurde.
Wird das Aufbauseminar für Fahranfänger nicht komplett abgeschlossen, droht der Entzug der Fahrerlaubnis. Damit man diese wieder bekommt, muss das ASF innerhalb einer festgesetzten Frist nachholen.
Nach dem ASF weitere Verstöße gesammelt, was nun?
Wer nach dem Aufbauseminar erneut gegen Verkehrsregeln verstößt und ein zweiter Kurs nötig wäre, wird es schwierig. Ein zweites Seminar gibt es nämlich nicht.
In diesem Fall kann die Fahrerlaubnisbehörde Dir direkt den Führerschein wegnehmen. Dann musst Du unter Umständen eine medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) bestehen – den "Idiotentest". Erst dann bekommt man den Führerschein zurück.