Ford Fiesta im Test: Vor- und Nachteile als Gebrauchtwagen

Fast fünf Jahrzehnte gehört der Fiesta bei Ford zum Standardprogramm. Mehr als 22 Millionen Exemplare des populären Kleinwagens wurden seit 1976 weltweit gebaut – der Großteil davon in Köln. 

Das Wichtigste in Kürze

• Letzte Auflage des Bestsellers von Ford
• Diesel und Benziner mit 70 bis 200 PS
• als Drei- und Fünftürer erhältlich
• Sportlicher Kleinwagen, der viel Fahrspaß bietet
• Kofferraumvolumen nur durchschnittlich

2017 präsentierte Ford die achte Auflage der Baureihe (Typ JHH). Auch diese wurde dem Ruf des Fiesta als vielseitiger Kleinwagen gerecht, der sowohl für die Innenstadt als auch für die Langstrecke geeignet ist. Verschiedene Ausstattungspakete bieten etwas für jeden Geschmack – von spartanisch und günstig beim Basismodell Trend, mit Klimaanlage (Cool & Connect) bis komfortabel (Titanium/Vignale) oder sportlich (ST/ST-Line).

Vorübergehende Produktionsstopps wegen Halbleiter-Engpässen und sinkende Verkaufszahlen sorgten in den späteren Baujahren des Fiesta 8 für Negativschlagzeilen. Am 7. Juli 2023 war dann endgültig Schluss: Ford stellte den Bestseller unwiderruflich ein, um in der Rheinmetropole Produktionskapazitäten für das Elektro-SUV Explorer zu schaffen.

Welche Facelifts gab es beim Ford Fiesta 8?

Zum Modelljahr 2022 spendierte Ford dem Fiesta eine Auffrischung. Das optisch auffälligste Merkmal ist die etwas höher bauende Motorhaube, der größere Kühlergrill, den nun das Markenlogo ziert, sowie die neu gestalteten Leichtmetallräder. Alle Modelle bekamen serienmäßig LED-Scheinwerfer, optional mit Matrix-LED-Technologie. Weitere Neuheiten: die 12,3 Zoll große digitale Instrumententafel sowie der lokale Gefahrenwarner und die Falschfahrer-Warnfunktion. 

Während Ford die Diesel im Zuge des Facelifts aus dem Programm nahm, bekam das nun nur noch als Dreitürer erhältliche Topmodell ST ein leichtes Motorupdate: Die Leistung des 1,5-Liter-Triebwerks blieb zwar unverändert bei 200 PS, das maximale Drehmoment stieg dagegen um 30 auf 320 Newtonmeter. 

Der Ford Fiesta 8 im Test: Wie fährt sich der Kleinwagen aus Köln?

Die mobile.de-Redaktion unterzog den Fiesta 8 ST-Line einem Alltagstest. Großes Lob bekam das 155 PS starke 1,0-Liter-Mildhybrid-Triebwerk: Es sei eine Wucht und der beste Dreizylinder im Segment. Zwar ist er bei niedrigen Umdrehungen und hoher Last etwas rau, lässt sich aber zügig und sparsam bewegen. Sein Verbrauch im Test: in der Stadt sechs Liter, außerorts lässt er sich auf unter fünf Liter drücken. Ein beeindruckender Wert für einen Kleinwagen mit Ottomotor. Das manuelle Sechsganggetriebe schaltet knackig und sorgt zusammen mit der gelungenen, eher straffen Fahrwerksabstimmung der ST-Line für ein sportliches Fahrgefühl. Ein schnöder Kreisverkehr wird so zu einem Strecken-Highlight.

Vorn sitzt man gut, auch wenn die Neigung der Sitzfläche nicht für große Fahrer angepasst werden kann. Hinten geht es dagegen enger zu. Für Kinder reicht der Platz aus, Erwachsene sind in den Modellen der Konkurrenz besser aufgehoben. Und auch in Sachen Kofferraumvolumen bietet diese mehr.

Das Cockpit der ST-Line fühlt sich dank des mit Leder überzogenen Lenkrads und Schalthebels wertig an, kleinwagentypisch wird aber auch Hartplastik an den verschiedensten Stellen verwendet. Die Verarbeitung ist gut, nichts klappert im Test. Die Bedienung des Infotainment Sync 3 über den 8 Zoll großen Touchscreen gestaltet sich nach einer kurzen Eingewöhnungsphase unkompliziert. Klimaanlage und Audiosystem werden dagegen über herkömmliche Tasten bedient.

Die Motoren des Ford Fiesta 8

Ford bot die achte Generation des Fiesta als Benziner oder Diesel an. Bei den Ottomotoren – bei denen es sich klassentypisch durch die Bank um Dreizylinder handelt – mit dem eher lahmen und durstigen 1,1-Liter-Sauger mit 70 oder 85 PS. Empfehlenswert ist dagegen der in zahlreichen Variationen erhältliche EcoBoost-Turbobenziner mit einem Liter Hubraum, den es ab 2020 auch als Mildhybrid gab. Er ist nicht nur moderner und durchzugsstärker, sondern auch sparsamer.

Bei ihm reicht das Leistungsspektrum von 85 bis 155 PS. In den Genuss der 1,5 Liter großen und 200 PS starken Topmotorisierung kam nur die Sportversion Fiesta ST. Mit einer Beschleunigung von 6,5 Sekunden von null auf hundert und rund 230 km/h Topspeed spricht diese eher sportliche Fahrer an. Selbstzünder-Fans können zum sparsamen 1.5-TDCi-Turbodiesel mit vier Zylindern und 85 PS oder 120 PS greifen. 

Während es den 1,1-Liter-Benziner ausschließlich als Fünfgang-Handschalter gab, übertragen bei den Turbo-Aggregaten – je nach Variante und Baujahr – ein Sechsganggetriebe oder ein siebenstufiges Doppelkupplungsgetriebe die Kraft an die Vorderräder. Die ausschließlich mit 100 PS verfügbaren Fiesta mit sechsstufiger Automatik, die bis 2020 vom Band liefen, sind eher selten.

Motorauswahl des Ford Fiesta 8 im Überblick *

* Die Tabelle zeigt die Bandbreite der Motorenpalette des Ford Fiesta 8. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Was sind die Karosserievarianten des Ford Fiesta 8?

Mit einer Länge von etwas über vier Metern wuchs der letzte Fiesta gegenüber seinem Vorgänger um knapp sieben Zentimeter – und befindet sich damit auf einem Niveau mit Polo 6 (4,07 Meter) und Corsa F (4,06 Meter). Da die Karosserie auch um 12 Millimeter in die Breite wuchs und der Radstand um vier Zentimeter gestreckt wurde, gewannen die Passagiere etwas an Platz. Anders als die deutschen Konkurrenten gibt es den Fiesta nicht nur als Fünf-, sondern auch als Dreitürer. Beim um knapp zwei Zentimeter höher gelegten Fiesta Active mit Kunststoff-Beplankung kommt Crossover-Feeling auf.

Was sind die Abmessungen des Ford Fiesta 8?

• Länge: 4,05 Meter
• Breite: 1,74 Meter
• Höhe: 1,49 Meter
• Radstand: 2,49 Meter

Was ist das Kofferraumvolumen des Ford Fiesta 8?

292 Liter fasst der Kofferraum des Fiesta regulär. Wird die serienmäßig im Verhältnis 40:60 geteilte Rückbank komplett flachgelegt, vergrößert sich der Gepäckraum auf bis zu 1.093 Liter. Damit platziert sich der Ford im Kleinwagensegment eher im unteren Bereich. Zum Vergleich: Der Corsa schluckt 309 bis 1.081 Liter, der Kofferraum des Polo fasst sogar 351 bis 1.125 Liter.

Welche bekannten Probleme gibt es beim Ford Fiesta 8?

Nachdem das Vorgängermodell JA8 wegen seiner Qualität immer wieder in der Kritik gestanden hatte, machte Ford beim Fiesta 8 einen deutlichen Schritt nach vorn. Das spiegelt sich auch im besseren Abschneiden in der ADAC-Pannenstatistik wider. Mit einer Mängelquote von 6,4 Prozent liegen zwei- bis dreijährige Fiesta unter dem Mittelwert der geprüften Typen. Auch in der HU machen junge Fiesta kaum Ärger, mögliche Schwachstellen sind die Federn und Dämpfer sowie ein verstelltes Abblendlicht. Öllecks an Motoren und Getrieben, die Elektronik und das Licht sollten vor dem Gebrauchtwagenkauf ebenfalls kontrolliert werden.

Achtung: Bei den EcoBoost-Triebwerken mit einem Liter Hubraum drohen bei der Verwendung von falschem Öl Motorschäden. Freigegeben sind ausschließlich die Spezifikationen 0W-20 WSS-M2C954-A1 sowie 5W-20 WSS-M2C948-B. Hier solltest Du vor dem Kauf unbedingt auf eine belegbare Wartungshistorie achten.

Die Vor- und Nachteile des Ford Fiesta 8

Stärken

• Gelungene Fahrwerksabstimmung und präzise Lenkung
• Sparsame EcoBoost-Turbomotoren
• Kleinwagen mit viel Fahrspaß

Schwächen

• Basismodell überschaubar ausgestattet
• Wenig Kopffreiheit im Fond 
• Konkurrenten oft mit größerem Kofferraum

Mein Fazit: Der Ford Fiesta 8 im Test

Auch die letzte Generation des Ford Fiesta ist ein vielseitiger und praktischer Kleinwagen. Vor allem mit seinem Fahrwerk und der Lenkung kann der Kölner gegenüber den Klassenrivalen punkten. Wenn Du einen agilen City-Flitzer suchst, der gleichzeitig auch Langstrecke kann, ist der Ford eine gute  Option. Wenn viel Platz im Fond und ein üppiger Stauraum auf Deiner Prioritätenliste weiter oben stehen, solltest Du dagegen den teureren VW Polo in Betracht ziehen. Gebrauchte Fiesta mit dem empfohlenen EcoBoost-Triebwerk und weniger als 100.000 Kilometern auf der Uhr gibt es bei mobile.de für rund 8.000 Euro. Beim Wolfsburger starten die Gebrauchtwagenpreise bei etwa 9.500 Euro.  

Zwei Tipps: Entscheidest Du Dich für den weniger nachgefragten Dreitürer, kannst Du beim Gebrauchtwagenkauf Geld sparen – allerdings mit Abstrichen bei der Praktikabilität. Sitzt Du gerne etwas höher, solltest Du Dich für den Fiesta Active entscheiden, der je nach Ausführung gegenüber der Basisversion auch mit einer besseren Ausstattung glänzt.