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Der vielleicht verrückteste VW überhaupt: der Polo III 6N Harlekin
Quelle: Volkswagen
Der vielleicht verrückteste VW überhaupt: der Polo III 6N Harlekin

Gleich vorweg: Ja, den Polo Harlekin lieferte Volkswagen einst wirklich so aus. Allerdings war das von Wolfsburg ursprünglich so nie geplant. VW baute sogar eine ganze Werbekampagne darauf auf, dass es dieses Auto eben nicht zu kaufen geben wird. Nur eine von vielen kruden Geschichten zum Polo III (6N) in seiner garantiert ausgefallensten Form.

Der Harlekin erschien dann doch als Neuwagen in kleiner Stückzahl und eint 20 Jahre nach Produktionsstopp eine solide Fangemeinde. Damit blieben die Gebrauchtwagenpreise zuletzt relativ stabil, zum echten Sammlerstück wurde das Sondermodell bislang aber nicht. Trotzdem kann man bei manchen Versionen des bunten Polo langfristig auf Wertzuwachs spekulieren.

Polo Harlekin: “Sie haben es nicht anders gewollt”

Ein Auto mit Anbauteilen in vier verschiedenen Signalfarben kauft doch niemand? Sah Volkswagen 1994 wohl genauso. Man setzte Bilder des bunten Polo als augenzwinkernden Teil einer Anzeigenkampagne zum damals neu präsentierten Kleinwagen Polo ein. Tenor, in etwa: Der Polo III ist aufgrund der Modul-Bauweise in allen möglichen Kombinationen erhältlich. Nur nicht in dieser. „Für kein Geld der Welt“, wie Volkswagen munter hinzufügte. Doch viele wollten ihren Polo genau so. Und erwirkten mit steten Kaufanfragen Umdenken sowie eine Kleinserie von zunächst 1.000 Exemplaren. Zu Basispreisen jenseits der 22.000 DM (umgerechnet mehr als 11.000 Euro). Zum Marktstart gab es eine weitere Werbebotschaft, die man Volkswagen heute so kaum noch zutraut: „Sie haben es nicht anders gewollt.“ 

Die Farbvariante war reine Glückssache
Quelle: Volkswagen
Die Farbvariante war reine Glückssache: Welche Farbkombination man schlußendlich erhalten würde, war dem Kunden bei der Bestellung nicht bekannt

Woher der Wille zu Beharrlichkeit kam? Vielleicht glaubten die Interessenten Volkswagens Aussagen einfach nicht. Außerdem wahrscheinlich, dass einige den unverkäuflichen Polo bereits im Straßenbild erspähten. Zu Promotion-Zwecken ließ Volkswagen rund 20 Exemplare von Lehrlingen fertigen.

Die Farb-Variante war Glücksache

Die ersten, später Ur-Harlekin genannten Exemplare wurden nachträglich lackiert. Bei den in Wolfsburg gebauten Serien-Modellen wäre das unrentabel gewesen. Stattdessen tauschte man bei weitgehend fertigen, viertürigen Polos die Anbauteile aus. Dass die Farbauswahl nach dem Zufallsprinzip erfolgte, ist ein Mythos. Volkswagen erkor vorab vier Varianten, wie rote, grüne, gelbe und blaue Anbauteile und Karossen miteinander zu verbinden seien. Allerdings: Welche dieser Kombinationen der Kunde erhalten würde, wusste er bei der Bestellung nicht.

Im Innenraum waren Polo Harlekin weitgehend identisch. Das reguläre Polo-Steuer kam hier mit blauem Kranz, die Sitzbezüge trugen ein buntes Muster, die Fußmatten blaue Ränder. Beim Antrieb bestand die Wahl zwischen 45 (später 50), 60 und 75 PS starken Benzinern mit Schaltgetriebe. Dieselmotoren und Automatik gab es im Harlekin nie.

Besondere Polo Harlekin-Exemplare

Die initiale Serie deckte die Nachfrage nicht ab, Volkswagen produzierte weiter. Bis zum Frühjahr 1997 entstanden insgesamt rund 3.800 Exemplare, alle nach demselben Prinzip. Die erste Serien-Charge ist trotzdem besonders: Bei diesen 1.000 Modellen lieferte VW noch ein Echtheits-Zertifikat mit fortlaufender Nummer mit, außerdem einen Harlekin-Schlüsselanhänger. Wer auf Wertzuwachs wetten will, hat mit einem frühen Modell und diesen Insignien die besten Chancen. Aktuell gibt es dafür allerdings bestenfalls innerhalb der (überschaubaren) Community Anerkennung.

Der VW Polo Harlekin mit Anbauteilen in vier verschiedenen Signalfarben
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Der VW Polo Harlekin mit Anbauteilen in vier verschiedenen Signalfarben

Noch begehrter sind unter den Fans echte Ur-Harlekine. Denn irgendwie gelangten einige Exemplare aus der zuerst gebauten Promotion-Serie in den Verkauf. Unterscheidungsmerkmal zu Serienmodellen: Hier waren das Dach gelb und die C-Säulen blau. Bei Serien-Harlekin trug die Grundkarosse dagegen nur eine Farbe. Außerdem kamen Ur-Harlekin mit gelben Blinkern und regulären Rücklichtern. Die Serienmodelle trug weiße Blinker und verdunkelte hintere Leuchten.

Preise und exotische Alternativen

Wer einen Polo Harlekin nachbauen will: Die Lackfarben führte Volkswagen damals unter Instergelb, Pistaziengrün, Flashrot und Chagallblau - allesamt Teil der regulären Farbpalette. Doch solange die Preise gebrauchter Modelle moderat bleiben, raten wir zum Original-Harlekin. Auf mobile.de werden fahrbereite Modelle mit gültiger HU bereits deutlich unterhalb von 2.000 Euro angeboten. Unter den erhältlichen Motoren gilt der 1,4-Liter-Vierzylinder mit 60 PS als problemloseste Wahl.

Eine Harlekin-Version bot Volkswagen später noch für die US-Version des Golf III sowie beim Mexiko-Käfer an. Von diesen Harlekins entstanden jeweils nur ein paar hundert Autos, gelegentlich finden Exemplare bunter Golf und Käfer nach Deutschland. Wer sich für einen der drei farbenfrohen Volkswagen-Exoten entscheidet, erntet eher keine flächendeckende Bewunderung, dafür ist die Sache zu speziell. Aber ein paar fröhliche Blicke staubt man im Alltag garantiert ab. Außerdem hört man sicher regelmäßig die klassische Frage: Ob der einst tatsächlich so gebaut wurde?

VW Polo Harlekin (1995-1997)

Die Farbvariante war reine Glückssache
Der vielleicht verrückteste VW überhaupt: der Polo III 6N Harlekin
Der VW Polo Harlekin mit Anbauteilen in vier verschiedenen Signalfarben
Sie haben es nicht anders gewollt - VW's Werbebotschaft zum Marktstart des Polo Harlekin
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